JESAJA  42,1-4;   PREDIGT:

 

" Siehe, das ist mein Knecht, - ich halte ihn - , und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen" und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung. "

 

Hier stellt Gott seinem Volk in der Gefangenschaft Babylons seinen Knecht und sein Konzept vor. Damit bekommt Israel, - und das gilt auch für uns - , wieder eine sich lohnende Zukunft. Damit erfüllt sich weiterhin das, was seit der Schöpfung Gott über uns ersehen hat.

Für uns heute ist das Neue Testament die beste Auslegung für das Alte Testament. Der Evangelist Matthäus bringt fast wortgleich dieselben Sätze und bezieht diese auf Jesus von Nazareth. So kommt letztlich durch das Heilshandeln Jesu wieder die ursprüngliche, uns von Gott zugedachte Lebenserwartung voll zur Geltung. Alle gottgegebenen Verheißungen und Sehnsüchte bekommen durch ihn wieder Hoffnung, Leben, rechte Zielsetzung und Erfüllung.

Als Christen tragen wir in unseren Herzen eine Faszination und Überwältigung von der Liebe Jesu, durch die wir die wahren Wege des ewigen Lebens geführt werden. Durch unser geistliches Leben finden wir in die göttliche Art und Weise aller Lebensbewältigung hinein. Und damit sind wir auf dem rechten Weg.

Wir dürfen uns die Vorstellungen Gottes, die er für sein Konzept und für seine Knechte hat, aneignen, damit identifizieren, uns in sie hineinbegeben, hineinschlüpfen und sie auch als unsere Vorstellungen annehmen. Es ist Gott nichts lieber, als dass wir das ganz tun. Ja, das ist letztlich seine Absicht und sein Auftrag für uns.

Lassen wir uns doch von nichts mehr anderem imponieren als allein von Gott und seinem Willen. Das ist dann etwas sehr Imposantes, Interessantes und Erlebnisreiches für unseren sonst so grauen und vielleicht sogar schrecklichen Alltag.

Gott ist dann sehr großzügig und lässt uns die Fülle seiner Reichtümer und Lebensbewältigungen zukommen, die die echten Wunder Gottes sind und darüber unsere Herzen zum Jubeln kommen. Für uns darf dann jeder Tag ein Jubeltag sein, weil wir jeden Tag bei Gott einen neuen Gutschein einlösen dürfen und wir dafür das Beste für unser momentanes Leben bekommen. Jedes Los Gottes gewinnt, jedes Lebenslos in jeder Lebenslage.

Gott stellt uns seinen Knecht und sein Konzept vor. Die vier Verse des Textes können wir als vier Punkte hernehmen: 1) Es soll uns zum Erstaunen führen, dass Gottes Hilfe schon unterwegs ist. 2) Diese Hilfe geschieht still und unaufdringlich. 3) Sie gilt gerade denen, die durch zerbrochene Lebens- und Liebesbeziehungen von den anderen gerne wie Lebensschrott behandelt werden. 4) Weil Gott selbst für das Recht und für den Sieg garantiert, gehört uns Gläubigen die Zukunft.

 

1) Es soll uns zum Erstaunen führen, dass Gottes Hilfe schon unterwegs ist. Es ist das "A-H"- Erlebnis der Christen, dass Gott noch nicht gestorben und erledigt, sondern immer noch vorhanden und am Wirken ist; Vers 1: Siehe, das ist mein Knecht, - ich halte ihn - , und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.

Wir wissen, dass durch die 50-jährige Gefangenschaft damals das Volk Israel ans Ende ihrer Lebenskunst geraten ist und es keine Möglichkeit mehr sah, wie es mit ihnen als das Volk Gottes weitergehen soll. Leider sind wir Menschen oft so gelagert, dass Gott mit uns erst dann wieder zum Wirken kommt, wenn wir alles verpfuscht und vermasselt haben und wir deshalb an ein Ende unserer Möglichkeiten angelangt sind. Es müsste nicht so sein und Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber oft ist es so. Wir sind erst dann zu einer Besinnung bereit, wenn unsere Lebenskunst aufgebraucht ist.

Wenn sich schon Gott darauf einstellt, dann hat sich auch sein Bote darauf einzustellen. Natürlich würden wir viel lieber ganz anders arbeiten. Aber gerade das geistliche Leben lehrt uns ja, dass wir nur durch das Kreuztragen ins Staunen über die Wunderwege Gottes in unserem Umfeld geraten. Aber dieses Erstaunen ist dann so groß, dass wir von Gott und seinem Auftrag nicht mehr loskommen. Wie groß auch oft das Gezerre in eine andere Richtung ist, Gott und seine Sache lässt uns nicht mehr los. Wohl dem, der sich von dieser göttlichen, geistlichen Faszination führen und leiten lässt. Der kommt dann am schnellsten von all den vielen menschlichen und sündigen Faszinationen weg und er darf ein gottgeheiligtes Leben führen. Zeit seines gesamten Lebens darf er in einem lebendigen Jesus- Verhältnis stehen. Sein Leben gerät darunter zur inneren Ruhe und Gelassenheit, - und doch gleichzeitig zum bestmöglichen Einsatz und Wirken. Gott, nicht wir selbst, holt das Letzte und Beste aus unserem Leben heraus. Dadurch kommen wir zur gottgewollten Reife, Vollkommenheit und Seligkeit. Dass das so ist, führt uns immer wieder zum Staunen darüber, dass Gottes Hilfe schon unterwegs ist. Das ist auch unser persönliches "A-H"- Erlebnis: Gott ist noch nicht gestorben und erledigt, sondern immer noch vorhanden und am Wirken.

 

2) Gottes Hilfe geschieht still und unaufdringlich, Vers 2: Er wird nicht schreien noch rufen und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen! Es ist eines der Merkmale von uns Christen, dass wir für die Bewältigung aller anstehenden Aufgaben um eine ganz andere Lebensart wissen, als diese normalerweise üblich ist. Wir agieren und reagieren nicht wie die meisten Menschen. Man kann ruhig einmal sagen, - das dürfen wir aber nicht falsch verstehen: bei uns Christen geht es nicht „normal“ zu, aber auch nicht "unnormal, sondern göttlich, geistlich und damit lebensfroh und lebensdankbar. Wir haben zum wahren Leben gefunden und dürfen damit alles in rechter Weise bewältigen.

Aber wir gestehen uns schon ein, dass damit ein langer Lebensprozess verbunden ist, bei dem wir noch sehr, sehr viele Fehler machen. Auch das ist einer der Gründe dafür, dass wir nicht laut schreien und unsere Botschaft hinausposaunen können. Und hüten wir uns davor, anderen ihre Fehler aufzurechnen. Denn meistens täuscht man sich damit über die eigenen Fehler hinweg. - Wir agieren und reagieren nicht wie die meisten Menschen.

Wenn wir bereit sind, die Vergebung Jesu zu ergreifen und aus den Fehlern zu lernen, dann trägt davon unser Leben keinen Schaden und geht nie leer aus. Sondern im Gegenteil erfährt jeder unter seiner speziellen von Gott gegebenen Berufung seinen Auftrag und seine Aufgaben, die er dann auch in aller Treue ausführt und auslebt.

Weil Gott auf unserem Lebensplan steht, somit geraten auch seine Lebensarten und Gesinnungen in unser Leben hinein. Jesus sagte zu seinen Jüngern, Johannes l3,l4f+l7: Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Damit habe ich euch ein Beispiel gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Wenn ihr dies wisst, selig seid ihr, wenn ihr's tut.

Manchmal werden wir Christen 'deshalb' als Menschen angesehen, die von einem anderen Planeten kommen; entweder bestaunt, oft aber auch deshalb belächelt, manchmal aber auch gehasst und unterdrückt. Denn zwischen der Weltart und der Gottesart der Bewältigungen befinden sich Welten, Unterschiede und Abgründe. Keinem Menschen fällt es von sich aus ein, nach dieser Gottesart zu greifen, nicht einmal im Traum. Viel lieber greifen wir Menschen, - auch manche Christen - , nach der Weltherrschaft. Aber damit erleben wir nicht die Gottesherrschaft, sondern irgend welche Pseudogrößen, Irrlehrer, Verführer udgl... Diese alle werden sich einmal als Versager entpuppen. Schon Jesus kam zu uns als armer, einfacher Wanderprediger, ohne menschliche Ämter und Würden. Und er ist unser Leitbild. Nur unter ihn finden und gehen wir den rechten Weg. - Gottes Hilfe geschieht still und unaufdringlich.

 

3) Gottes Hilfe gilt gerade denen, die durch zerbrochene Lebens- und Liebesbeziehungen von den anderen gerne wie Lebensschrott behandelt werden, Vers 3: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.

Gerade vor Gott erleben wir, dass unsere zerbrechlichen Beziehungen und unser todgeweihtes Leben für sein Wirken an uns kein Hindernis mehr darstellt. Das schäbige, zerbrechliche Gefäß unseres Lebens bekommt einen sehr wertvollen Inhalt. Unser Lebensgefäß ist wie eine Perlmuschel, die eine sehr wertvolle Perle enthält. Für eine solche Muschel soll diese Perle größtes Leid bedeuten. Aber gerade das macht ihren Wert aus. Ähnliches gilt für Edelsteine, die nur unter hohen Drücken entstehen; und für Edelmetalle, die hohe Schmelzprozesse benötigen. Unser Leben gleicht oft der irdenen Form, aus der später eine Glocke entstehen soll. An dieser muss sehr viel herumgearbeitet werden. Nach dem Glockenguss, das ist unser Tod, wird diese Form weggeworfen. Aber es existiert dann diese Glocke, die zur Ehre Gottes läutet. Oder unser Leben gleicht oft einer hässlichen, gefräßigen Raupe. Aber nach der Verpuppung schlüpft daraus ein prächtiger Schmetterling, der sich in die Lüfte des wahren ewigen Lebens erheben darf.

Alle diese Vergleiche bezeichnen das, was wir als Christen anbruchsweise schon heute erleben, das eigentlich noch zukünftig ist. Deswegen kann Paulus in Römer 8,18 sagen: Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Die Gründerin eines Diakonissen - Mutterhauses, Eva v. Thiele Winkler sagte: Es kommt nicht darauf an, dass wir dem Leiden entgehen, sondern dass es seinen Zweck und Sinn erreicht.

Natürlich fällt keinem das Leiden leicht und es sucht sich ja auch niemand. Aber steht nicht dahinter der große Trost Gottes, dass bei ihm keiner vergessen ist, auch und gerade nicht der Allerärmste, der am schlechtesten dran ist?!! Das Volk Israel musste damals 70 Jahre warten. Bei der Versklavung Israels durch die Ägypter schrieen sie 80 Jahre lang Gott um Hilfe an. Bei der Wüstenwanderung warteten sie 40 Jahre, bis sie in das verheißene Land einziehen durften. Und doch vergisst uns Gott nicht, sondern schickt uns immer wieder seine Hilfe; auch dann, wenn die äußere Situation sich noch lange nicht ändert.

Seine Hilfe gilt gerade denen, die durch zerbrochene Lebens- und Liebesbeziehungen von den anderen gerne wie Lebensschrott behandelt werden.

 

4) Weil Gott selbst für das Recht und für den Sieg garantiert, gehört uns Gläubigen die Zukunft, Vers 4: Er selbst, der Knecht, wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Schon vieles von dem bis jetzt Gesagten erwähnte diesen Siegeszug Gottes. Dieser entspricht niemals den menschlichen Siegeszügen und doch ist er der einzige, der den echten Sieg beinhaltet. Jesus sagt im Gleichnis vom Weltgericht, dass der als Sieger dasteht, der den Hungrigen zu essen gibt, dem Durstigen zu trinken, den Fremden aufnimmt, den Nackten kleidet, die Kranken und Gefangenen besucht; Matthäus 25,35f. Und diese Reihe könnten wir noch beliebig fortsetzen.

Jesus sagt auf die Anfrage des Johannes d.T., Matthäus 11,5f: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Alle diese Stellen drücken letztlich aus, dass die Botschaft Gottes gerade für die Menschen, die viel Leid erleben, Hoffnung und Hilfe bedeutet. Damit können sie ihr Leben erretten lassen. Gott trägt ihr Leben wie eine Beute ins ewige Leben hinein und hinüber. Das ist die frohe Botschaft von Jesus Christus, vom Siegeszug des Evangeliums. Der leidgeprüfte Knecht Gottes wird zum Freudenboten Gottes. Darin stecken alle Chancen unseres christlichen Lebens und unserer christlichen Botschaft. Hiermit wird nichts umsonst durchlebt, durchstanden und durchlitten. Denn Gott selbst garantiert für das Recht und für den Sieg. Somit gehört uns Gläubigen die Zukunft.

 

Auch in unserer Zeit kommt einzig und allein durch das Heilshandeln Jesu wieder die ursprüngliche, uns von Gott zugedachte Lebenserwartung voll zur Geltung. Deshalb dürfen wir in unseren Herzen diese Faszination und Überwältigung von der Liebe Jesu tragen. Damit werden wir gerade in allem Erlebten die wahren Wege des ewigen Lebens geführt.