Jesaja
54,7-10; Predigt:
Ich habe dich einen kleinen
Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich
dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein
wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich
deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Ich halte es
wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht
mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass
ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten
will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines
Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
Wie viel wird über Gott geschimpft! Wie
oft wird Gott wegen den Missständen in dieser Welt angeklagt und
mit Vorwürfen überschüttet! Jeder ausgesprochene Fluch, ob
bewusst oder unbewusst genannt, ist an Gott gerichtet. Dies alles
schmerzt Gott sehr.
Da hat es der
Satan fertig gebracht, diese Menschen für sich zu gewinnen und
für Gott zu verschließen. Der Böse ist ein Meister der
Täuschung und Verführung. In der Versuchungsgeschichte trat er
sogar zu Jesus und sagte: Wenn du vor mir niederfällst und
mich anbetest, dann will ich dir alle Reiche der Welt mit ihren
Herrlichkeiten geben. Gibt man ihm den kleinen Finger, dann
nimmt er die ganze Hand. Öffnet man ihm die Lebenstüre nur
einen kleinen Spalt, dann hat er schon seinen Fuß darin und
gewinnt immer mehr an Einfluss.
Und die meisten Menschen wissen gar
nicht, dass das Gott sehr schmerzt, weh tut. Gott will nicht
unseren Untergang. Er will nicht, dass die Missstände überhand
nehmen und uns zermürben. Auch er steht vor unserer Lebenstüre
und wartet auf Einlass, damit er mit seinem Glanz, Licht und
ewigen Leben zu uns kommen kann. Wenn wir unsere Lebenstüre ganz
öffnen, dann kommt ein geistliches Erwachen über uns, eine
rechte Besinnung, ein ganz anderes neues Leben. Das gleicht dann
einer Neugeburt, bei der ein ganz anderer Wind weht und total
andere Anliegen und Lebensziele zum Tragen kommen. Wohl dem, der
das kapiert hat und dazu bereit ist. Er bereut dies sein Leben
lang nicht mehr.
Dem Volk Israel
erging es damals ähnlich. Weil sie ihren Gott verachteten, kamen
sie in eine lange Gefangenschaft, aus der es kein Entrinnen gab.
Gottes Schmerz darüber war so groß, sodass er es nicht mehr
erwarten konnte, trotz allem seinem Volk zu helfen. Schon lange
vor dieser Hilfe tat er ihnen das kund. Mit überwältigenden
Worten, z.B. unser Predigttext, hat er ihnen den Neubeginn
verheißen, der dann später auch kam.
Wer einmal den
wahren Gott erlebt hat, der kommt normalerweise nicht mehr von
ihm los. Er erlebt den barmherzigen, gnädigen Gott mit all den
Vorzügen des ewigen, herrlichen Lebens. Damit verbunden ist eine
Überwältigung, die uns durch das ganze Leben hindurch trägt.
Alles dient den Vorhaben Gottes, dem Plan Gottes. Es geht
zielstrebig weiter und voran.
Es gibt die Wende
weg vom Zorn Gottes und hin zum Erbarmen Gottes. Es gibt die
Flucht weg vom zornigen Gott und hin zum gnädigen Gott. Damit
sind drei Erlebnisse und Erkenntnisse verbunden: 1) Zuerst einmal
erkennen wir, wie schlimm es um uns steht. 2) Dann erkennen wir
den wahren Gott, der für uns eingestellt ist und dem nichts
lieber ist, als zu uns zu kommen. 3) Wer sich das nicht zweimal
sagen lässt und Gott annimmt, der wird reich beschenkt und
beglückt. Es entsteht ein Leben, das sich lohnt, gelebt zu
werden.
1) Wir erkennen,
wie schlimm es um uns steht. Dabei kommen wir nicht weiter, wenn
wir alle Missstände Gott in die Schuhe schieben. Damit
verschlimmern wir nur die Missstände und nichts wird besser.
Gerade hier gilt es, vor der eigenen Lebenstüre zu kehren und an
die eigene Brust zu schlagen.
Die Hauptmerkmale
eines neu bekehrten Christen sind natürlich die Erlebnisse der
nächsten beiden Punkte. Aber dies schließt mit ein, dass er
seine eigene, urpersönliche Schuld erkennt, eingesteht und
natürlich sich vergeben lässt. In solch einer Situation, Phase,
zeigt uns Gott ganz klar, wo es fehlt und was total anders werden
darf. Jesus bezeichnet dies in der Bergpredigt mit der engen
Pforte und dem schmalen Weg. Da müssen wir hindurch und weiter
gehen. Wenn wir so etwas hinaus schieben, dann ist das vertane,
ungenützte Zeit.
D.H. auch, dass
unser Alltag kein Honiglecken oder Schlaraffenland ist. Es gilt,
Hindernisse zu bewältigen und vorhandene Hürden zu nehmen. Und
unsere letzte Hürde wird unser Tod sein. Manche Enttäuschungen
sind zu verkraften. Viele Missstände sind zu beseitigen.
Aufgaben sind zu lösen und Verantwortung zu übernehmen. Es
gilt, immer wieder zu lernen, zu lernen und nochmals zu lernen.
Gott gesteht es uns zu, aus Fehlern zu lernen, wenn wir die
Vergebung ernst nehmen. Kein Tag vergeht wie der andere. Vor
Überraschungen sind wir nicht frei. Es kommen Situationen, die
uns enttäuschen und den Lebensmut nehmen wollen. Das bleibt auch
für uns Christen blutige Alltags-Realität.
Dazu kommt, dass
wir niemals irgendwo unterschlüpfen können, auch nicht in der
Gemeinde. Als Christen haben wir nicht ein leichteres Leben. Wir
können uns noch nicht im Himmel wähnen. Jesus nennt im
Hohenpriesterlichen Gebet ausdrücklich, dass er die Seinen nicht
aus dieser Welt nehmen kann. Und das kann hart sein. Denken wir
nur an die Christenverfolgungen, die zur Zeit gerade in den
islamischen Völkern in krasser Weise vorhanden sind.
Wer hier vor der
eigenen Türe kehrt und an die eigene Brust schlägt und unter
das Kreuz Jesu tritt, der erfährt neben der Vergebung auch die
ganze Erlösung. D.h. er erfährt ein festes Fundament und einen
festen Halt. Er ist befreit von aller vernichtenden Qual und
Pein. Er erlebt für sich selbst eine Buße, eine Umkehr zum
Besseren, zum Guten. Er bekommt ein neu ausgerichtetes Herz. Er
bekommt Augen, die göttliche Erkenntnisse haben; und Ohren, die
Gottes Stimme hören.
2) Dann erkennen
wir den wahren Gott, der für uns eingestellt ist und dem nichts
lieber ist, als zu uns zu kommen. In Gott selbst ist die Wende
vorhanden. Er will uns. Er mag uns. Er ist auf dem Sprung zu uns.
Er sinnt darauf, wie er uns helfen und beistehen kann. Sein
umfassendes Ziel ist die Neuschöpfung, daran er uns an unserer
Stelle einbinden will. Und er ist so klug und weise, dass jeder
Christ nicht nur beschäftigt, sondern sehr benötigt wird.
Gott verhält
sich ganz anders wie wir Menschen. Wären wir Gott, dann wären
wir oft eingeschnappt, beleidigt und deprimiert. Denn wir
Menschen können Gott ganz schön zusetzen und ihm entgegen
wirken. Aber Gott ist eben Gott. In Jesus Christus sehen wir, wie
sein Herz für uns blutet. Immer wieder versucht er, uns zu
erreichen, zu beauftragen und seine wesentlichen Aufträge nahe
zu bringen. Da ist er sehr offen, bereit und beweglich und nie
festgefahren. Im Predigttext steht, Vers 7: Mit großer
Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Vers 8: Mit ewiger
Gnade will ich mich deiner erbarmen. Vers 9: Ich habe
geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht
mehr schelten will. Vers 10: Meine Gnade soll nicht von
dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.
Gott ist für uns und niemals
gegen uns. Das erste Mal, wenn ein Mensch mittels
einer Beichte und Lebensübergabe den wahren Gott erlebt, der
erfährt eine solch große Freude, die er nie geahnt hätte. Es
kommt dann zwar wieder der graue Alltag, aber in der Tiefe seines
Lebens bleibt dieses Erlebnis bestehen und wird durch andere
Gotteserlebnisse gefestigt. Das kann keiner für den anderen tun.
Man kann das lediglich bezeugen. Dafür ist Gott so groß, dass
jeder Mensch für sich selbst diesen großen, überwältigenden
Gott erleben darf. Jeder bekommt dazu seine eigene Chance. Es ist
natürlich sehr schade, dass so Weinige diese Chance nützen.
Diesen großen,
gnädigen und barmherzigen Gott erleben wir nicht auf der
Schulbank, nicht beim Studium oder im Internet, sondern einzig
und allein mit unserer Jesus- Nachfolge. Da kann das Leben
äußerlich sehr arm und schlicht sein, aber innerlich sehr
reich, überwältigend und viel versprechend. Das ist das
Geheimnis des Glaubens, das zwischen jedem Christen und Gott
vorhanden ist. Damit sind wir längst bei Punkt drei:
3) Wer sich das
nicht zweimal sagen lässt und Gott annimmt, der wird reich
beschenkt und beglückt. Es entsteht ein Leben, das sich lohnt,
gelebt zu werden. Ein Christ weiß, wie man ins Volle greift. Er
darf aus jeder Lebenssituation das Beste herausholen. Das ist
aber weniger ein Können, sondern mehr ein Beschenkt- Werden. Er
ist offen für die Führungen und Weisungen Gottes. Er weiß um
die Kettenreaktion, dass ihm Gott zehn Schritte entgegen kommt,
wenn er einen Schritt auf ihn zugeht. So ergreift er alles, was
in seinen Händen liegt. Er ist zu jeden Schritt bereit, wenn nur
dadurch Gott geehrt wird. Alles andere liegt dann am Segen und
Eingreifen Gottes.
Die
Glaubenseinfalt ist für einen Christen etwas sehr Wertvolles.
Deswegen sind wir keine Einfallspinsel und keine Idioten, auch
wenn wir von manch anderen so hingestellt werden. Für uns
Europäer war die Missionierung Europas durch Paulus ein ganz
wesentlicher Schritt. Für Paulus selbst war das damals genau das
Gegenteil. Es war für ihn ein ganz unsicherer Schritt. Er hatte
sich etwas total anderes vorgenommen, das ihm aber vom Geist
Gottes des öfteren verwehrt wurde. Weil er das ernst nahm,
öffnete ihm Gott den Weg nach Europa, damals nach Philippi im
heutigen Griechenland.
So ergeht wes
auch uns. Was uns Gott ins Ohr flüstert, in den Sinn gibt und
wofür er uns die Augen öffnet, das befolgen wir in
Glaubenseinfalt. So erleben wir, manchmal erst nach einer langen
Zeit, dass Gott keine Fehler macht, dass wir mit unserer
Glaubenseinfalt am schnellsten und besten vorwärts kommen.
Gott entfremdet
uns damit nicht der Lebenswirklichkeit, sondern führt uns erst
recht in die rechte Bewältigung aller anstehenden
Lebensaufgaben. Er schenkt uns seine Gnade und seinen Segen,
damit wir mit unseren Gaben zum Gelingen unseres Alltags den
besten Beitrag leisten und erbringen können.
Ein Christ lässt
sich die Sätze des 23. Psalms auf der Zunge zergehen: Der
Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf
einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er
erquickt meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um
seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken
und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im
Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und
schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir
folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn
immerdar.
Was wollen wir mehr? Wir dürfen das von
Gott geschenkte Leben wahrhaftig ganz auskosten. Wohl dem, der so
lebt. Damit schaden wir uns nie. Wir erleben, dass Gott am Wirken
und im Kommen ist. Dann ist unser Glaube das Wertvollste, das wir
haben. Gottes gewaltiger Lebensstrom führt uns in alle Wahrheit
und Weisheit. Und das lassen wir uns nicht zweimal sagen, weil
sich das lohnt, gelebt zu werden.
Als Christen
wissen wir, dass das Schimpfen über Gott total falsch ist. Denn
nur er, Gott, führt uns in rechter Weise durch alle Missstände
hindurch. Christus nimmt uns nicht aus der Welt, aber er bewahrt
uns vor der Welt. D.h. wir gehen darin nicht auf oder unter. Denn
er führt uns den Weg des Glaubens, auf dem die Glaubensschätze
erlebbar sind. Dabei erleben wir den barmherzigen, gnädigen Gott
mit all den Vorzügen des ewigen, herrlichen Lebens. Dabei geht
es zielstrebig weiter und voran.