1.
Korinther 12,12-14.26f; 2. Predigt:
Wo Gemeinde ist, da ist auch Gott. Und wo Gott ist, da ist auch echte Gemeinde. Das ist untrennbar miteinander verbunden. Darin liegt auch die Rettung unserer Menschheit. Alles andere zeugt von Pseudogrößen, die uns nicht zum wahren Ziel führen.
Wir Christen
müssen nichts aus uns machen. Sondern wir sind etwas. Alle, die
Erlebnisse mit Jesus Christus haben, die haben eine sehr hohe
Würde anvertraut bekommen. Wir stellen sogar dann etwas dar,
wenn wir von den Menschen verachtet werden. Denn unsere Werte
bestehen in unserem verborgenen Leben mit Gott und mit der
Gemeinde.
Unsere
Selbstdarstellung gilt weniger für diese Welt, sondern mehr für
die Gemeinde und die Menschen, die für die Wahrheit offen sind.
Aber letztlich gilt doch, dass sich Gott durch die Gemeinde in
dieser Welt darstellt. Gott selbst muss im Verborgenen bleiben.
Was sichtbar werden darf, ist die Gemeinde. Sie ist ein Brief
Christi an diese Welt. Sie ist eine Kolonie, Enklave, Oase des
Himmels.
In dieser unserer
Welt wird die Gemeinde immer eine kleine Schar sein. Die echte
Gemeinde lebt immer in der Diaspora. Sie sind Wenige. Sie
leben zwar mitten in der Welt, aber sie sind nicht von der Welt.
Sie leben im Auszug, im Exodus aus den falschen Bindungen dieser
Welt. Und das können sie nur deshalb, weil sie durch das
verborgenen Leben mit Christus etwas viel Wertvolleres erlebt
haben, das diese Welt nicht bieten kann. Dabei gilt es, das
Erlebte heilig zu hüten. Damit kann man nicht haussieren gehen.
Das darf man nicht vor die Säue werfen. Das wird man seltenst in
den Medien hören und erleben. Das Einzige, das davon nach außen
dringt, ist unser Glaubensbekenntnis. Dieses Bekenntnis ist
wiederum nur Einladung an unsre Nächsten, dass auch sie solches
Leben mit Jesus Christus eingehen sollen.
Das
Selbstverständnis der Christen ist nach unserem Predigttext
dreierlei: 1) Es gibt verschiedenste Bilder für die Gemeinde.
Hier ist der Leib genannt. 2) Es gibt in der wahren Einheit eine
große Vielfalt. Aber alle ziehen am gleichen Strang. 3) Jesus
ist der Kopf der wahren Gottesbewegung.
1) Es gibt
verschiedenste Bilder für die Gemeinde. Hier ist der Leib
genannt. Aber es gibt noch andere Vergleiche der Schrift. Die
Gemeinde ist der Tempel Gottes, das Neue Jerusalem. Sie gehören
zur Neuschöpfung Gottes, zur Neuen Kreatur, dazu jeder einzelne
Christ seine eigene Neugeburt erlebt. Ein anderes Bild
verdeutlicht unsere persönliche Verbundenheit mit Christus, weil
wir die Reben am Weinstock Christi sind. Das Ganze ist dann der
Weinberg Gottes. Der faszinierernste Vergleich wird von Jesus
öfters erwähnt, dass die Gemeinde die Braut Jesu darstellt.
Das alles
verdeutlicht das große Vorrecht für uns Christen, zur Gemeinde
Jesu Christi gehören zu dürfen. Das ist nicht
selbstverständlich. Und dabei gibt es sehr viel zu beachten und
zu bedenken. Viele Aufgaben warten auf uns. Jeder bekommt seinen
ganz bestimmten Auftrag und darf seinen Platz ganz ausfüllen.
Wenn jemand die
Gemeinde als etwas Lästiges empfindet, dann liegt es an
demjenigen selbst und nicht an der Tatsache der Gemeinde.
Natürlich kann man vieles an ihr aussetzen, aber solche Menschen
tun das überall. Und wenn sie eine Gemeinde wechseln, dann
werden sie es auch an der neuen Stelle wieder tun.
Dass die Gemeinde
sehr viel verlästert und verfolgt wird, das liegt vor allem
daran, dass man nur als Insider, als Teilnehmer den Sinn der
Gemeinde versteht, aber niemals als Außenstehender. Das gilt
auch dann, wenn derjenige ein hoher Amtsträger der Kirche ist.
Solche kapieren nicht, dass die Gemeinde etwas sehr Ergreifendes,
Faszinierendes und Herrliches ist. Es liegt darauf ein gewisser
Glanz, etwas Hervorragendes und Vorzügliches. Und das kann uns
niemand streitig oder madig machen.
Wir stellen
niemals den Anspruch, dass wir bessere Menschen sind. Und
natürlich wissen wir, dass alles sehr kümmerlich geschieht.
Wenn wir uns als Gefäße vergleichen, dann sind wir sehr
schäbige Gefäße mit vielen Sprüngen. Nach außen sind wir
keine Schönheit. Aber der Inhalt ist das Kostbare. Unsere Ideale
und Ziele sind von ganz anderer Natur, als es normalerweise
gelebt wird. Ein Mensch, der von Gott nichts hält, ist von sich
aus nie bereit, sich zur Gemeinde zu halten. Nehmen wir nur ein
Beispiel: Wenn Jesus sagt: Wenn einer unter euch der
Größte sein will, der sei aller Diener! Das fällt
sonst keinem Menschen im Schlaf ein, sich so zu verhalten. Aber
innerhalb der Gemeinde wird das als etwas sehr Kostbares
empfunden, dazu uns Christus die Augen geöffnet hat. Es ist für
uns ein großes Vorrecht, zum Leib Christi gehören zu dürfen.
Wir dürfen den Tempel Gottes darstellen, die Offenbarungsstätte
Gottes in dieser Welt. Gott bindet uns in seine Neuschöpfung mit
ein, in das Neue Jerusalem, in die Neue Kreatur. Nur von daher
ist es zu verstehen, dass wir zuerst nach dem Reich Gottes und
nach seiner Gerechtigkeit trachten. Dann gelingt uns auch alles
andere viel besser. Wir dürfen zum Leib Christi gehören.
2) In dieser Einheit gibt es dennoch eine Vielfalt. Aber alle ziehen am gleichen Strang. Es gibt innerhalb der Gemeinde die verschiedensten Aufgaben, so wie es auch im Leib verdeutlicht wird. Und es wäre unsere größte Torheit, wenn wir auf andere neidisch wären; wenn wir unserem Nächsten seinen Platz streitig machen wollten, um diesen Platz selbst auszufüllen. Wir würden damit nur unseren selbst bekommenen Auftrag vernachlässigen; und somit untreu und ungehorsam werden. Freuen wir uns über unseren Auftrag und freuen wir uns über unseren Nächsten, was er alles schafft und kann. Dann leben wir die Vielfalt in der Einheit recht.
Das ist eine
Kunst, die gelernt sein will, und die wir erlernen dürfen. Dann
kann uns keiner unseren Platz streitig machen. Dann dürfen wir
Schritt für Schritt den von Gott vorgezeichneten Weg gehen. Dann
gibt es nie eine Überforderung, aber auch nie eine
Unterforderung. Gott schindet seine Leute nicht. Aber er lässt
auch keinen brach liegen.
Und weil
letztlich alles dem Aufbau des Reiches Gottes dient, liegt darauf
der reiche Segen Gottes, den wir zu verwalten und weiterzugeben
haben. Dazu vertraut uns Gott sehr vieles an. Wir sind die
rechten Haushalter über die Reichtümer Gottes.
Jeder darf sein
Bestes geben. Auch wenn die Gemeinde manchmal eine gegenseitige
Stütze darstellt, dürfen wir nie meinen, dass wir in einer
Gemeinschaft unterschlüpfen könnten. Normalerweise gilt, dass
wir ganz gefordert werden. Unseren Unterschlupf, unsere Kraft,
unseren Trost bekommen wir allein von Christus, dem Punkt drei
unserer Predigt.
Es gilt, ganz im
Einsatz zu stehen und unser Bestes zu geben. Nur dann erfahren
wir die Erfüllung aller Verheißungen Gottes, den
Wahrheitsgehalt des Wortes Gottes: Gebt, so wird euch
gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und
überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben.
Das Gleichnis von
den anvertrauten Zentnern verdeutlicht, dass wir mit unserem
Gaben die Gaben Gottes vermehren dürfen. Grübeln wir nicht
darüber, was und wie viel uns Gott anvertraut hat. Sondern
bemühen wir uns, das uns Anvertraute treu und gewissenhaft und
fleißig einzusetzen. Ich sage es einmal überspitzt: Alles
andere geht uns nichts an; liegt nicht in unserer Verantwortung;
darüber müssen wir einmal nicht Rechenschaft ablegen. Haben wir
allezeit offenen Augen, Ohren und Herzen für das, was zur Zeit
möglich und nötig ist. Dazu schenkt uns Gott die Kraft, den
Elan, die Geschmeidigkeit und Weisheit, es in rechter Weise
auszuführen.
Ein Christ dient.
Das ist das Merkmal von uns Christen. Daran erkennt man einen
Christen. Letztlich gibt er den Dienst weiter, den er von Jesus
empfangen hat. Da heißt es nicht mehr: Eine Hand
wäscht die andere! Sondern: Weil uns die Hand Gottes
wäscht, sind wir zur Fußwäsche des anderen bereit. Da
heißt es nicht mehr: Wie du mir, so ich dir! Sondern:
Wie Gott mir tut, so verhalte ich mich meinem Nächsten
gegenüber. So ist die Vielfalt in der Einheit recht gelebt.
3) Jesus Christus
ist der Kopf der wahren Gottesbewegung. Menschliche Größen
können nicht alles überblicken und durchwirken. Sie müssen
sehr vieles delegieren. Anders ist das bei Jesus. Jeder Christ
auf dieser Erde darf eine innigste Beziehung zu ihm knüpfen und
haben. Das ist letztlich der Wert unseres Christseins. Jeder darf
sich ihm anvertrauen. Jeder hat einen lebendigen Draht zu ihm.
Und das kann uns keiner streitig machen oder nehmen. Jesus allein
hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Er allein ist er
Bevollmächtigte Gottes, der im Verborgenen die Gottesherrschaft
aufrichtet und zur Vollendung bringt.
Für uns ist
Jesus der kostbare Schatz, die edle Perle. Und das ist niemals
etwas Geschmackloses, sondern etwas sehr Wertvolles. Wie schon
vorhin gesagt, dürfen wir von ihm alles erwarten und nehmen, das
wir zum Leben benötigen. Er schenkt uns die Spannkraft, den
Glanz, die Liebe und den Segen. Das alles erwarten wir von
Menschen umsonst. Sie können uns das nicht geben. Nur Jesus
allein schafft das. Da ist er uns näher, als uns Menschen nahe
sein können. Ja, er ist uns näher, als wir uns selbst nahe
sind.
Sagen wir es
einmal so: Jesus macht das Beste aus unserem Leben. Er will
seinen Leib nicht schinden, sondern die rechte Schaffenskraft
geben. Als der Weinstock gibt er uns alles, damit wir als die
Reben Frucht bringen können. Wenn wir der Tempel Gottes sind,
dann ist das Große daran, dass er darin wohnt und wir die
Begegnungsstätte Gottes darstellen. Als das Neue Jerusalem
benötigen wir keine Pseudogrößen mehr. Jesus allein ist unser
Licht und unsere Leuchte, unser König, Meister und Herr. Vom
Bild der Neuschöpfung und der Neuen Kreatur wissen wir, dass
sich Jesus etwas Beständiges und Ewiges schafft, das nie mehr
vergeht. Und als die Braut Christi trägt die Gemeinde eine ganz
hohe Auszeichnung und Erwählung Jesu. Er ist der Kopf der
Gottesbewegung.
Was ist das
Selbstverständnis von uns Christen? Wo die Gemeinde ist, da ist
Gott. Und Gott ist da, wo die Gemeinde ist. Und Jesus Christus
ist der Mittler Gottes, der Kopf dieser Bewegung. Wir Christen
müssen nichts aus uns machen. Wenn wir zur Gemeinde gehören,
dann sind wir etwas und stellen wir auch etwas dar, egal ob das
Menschen akzeptieren oder nicht. Gott selbst ist der Bürge
dafür. So dürfen wir unseren Platz ganz ausfüllen und Gott
unsere ganze Ehrerbietung geben.