1. Korinther 12,12-14.26f;  2.  Predigt:

 

Viele Glieder - ein Leib:   Wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied. “

 

Was ist das Selbstverständnis von uns Christen? Was stellen wir dar? Was sagen wir zum Thema: Wir über uns?!! Es gibt feste Strukturen der Gemeinde Jesu Christi. Sie sind aber keine sturen Gesetze, wie wir Menschen solche gerne aufstellen. Sondern sie sind ins Herz eines jeden einzelnen Christen geschrieben. Und jeder praktizierende Christ wird einzeln darin eingeweiht und eingeschult. Christus selbst vollbringt diese Aufgabe. Er ist ja auch der Kopf, der Motor, die Mitte der Gemeinde. Von ihm gehen die Lebensimpulse aus, die in der Gemeinde zum Tragen kommen.

Wo Gemeinde ist, da ist auch Gott. Und wo Gott ist, da ist auch echte Gemeinde. Das ist untrennbar miteinander verbunden. Darin liegt auch die Rettung unserer Menschheit. Alles andere zeugt von Pseudogrößen, die uns nicht zum wahren Ziel führen.

Wir Christen müssen nichts aus uns machen. Sondern wir sind etwas. Alle, die Erlebnisse mit Jesus Christus haben, die haben eine sehr hohe Würde anvertraut bekommen. Wir stellen sogar dann etwas dar, wenn wir von den Menschen verachtet werden. Denn unsere Werte bestehen in unserem verborgenen Leben mit Gott und mit der Gemeinde.

Unsere Selbstdarstellung gilt weniger für diese Welt, sondern mehr für die Gemeinde und die Menschen, die für die Wahrheit offen sind. Aber letztlich gilt doch, dass sich Gott durch die Gemeinde in dieser Welt darstellt. Gott selbst muss im Verborgenen bleiben. Was sichtbar werden darf, ist die Gemeinde. Sie ist ein Brief Christi an diese Welt. Sie ist eine Kolonie, Enklave, Oase des Himmels.

In dieser unserer Welt wird die Gemeinde immer eine kleine Schar sein. Die echte Gemeinde  lebt immer in der Diaspora. Sie sind Wenige. Sie leben zwar mitten in der Welt, aber sie sind nicht von der Welt. Sie leben im Auszug, im Exodus aus den falschen Bindungen dieser Welt. Und das können sie nur deshalb, weil sie durch das verborgenen Leben mit Christus etwas viel Wertvolleres erlebt haben, das diese Welt nicht bieten kann. Dabei gilt es, das Erlebte heilig zu hüten. Damit kann man nicht haussieren gehen. Das darf man nicht vor die Säue werfen. Das wird man seltenst in den Medien hören und erleben. Das Einzige, das davon nach außen dringt, ist unser Glaubensbekenntnis. Dieses Bekenntnis ist wiederum nur Einladung an unsre Nächsten, dass auch sie solches Leben mit Jesus Christus eingehen sollen.

Das Selbstverständnis der Christen ist nach unserem Predigttext dreierlei: 1) Es gibt verschiedenste Bilder für die Gemeinde. Hier ist der Leib genannt. 2) Es gibt in der wahren Einheit eine große Vielfalt. Aber alle ziehen am gleichen Strang. 3) Jesus ist der Kopf der wahren Gottesbewegung.

 

1) Es gibt verschiedenste Bilder für die Gemeinde. Hier ist der Leib genannt. Aber es gibt noch andere Vergleiche der Schrift. Die Gemeinde ist der Tempel Gottes, das Neue Jerusalem. Sie gehören zur Neuschöpfung Gottes, zur Neuen Kreatur, dazu jeder einzelne Christ seine eigene Neugeburt erlebt. Ein anderes Bild verdeutlicht unsere persönliche Verbundenheit mit Christus, weil wir die Reben am Weinstock Christi sind. Das Ganze ist dann der Weinberg Gottes. Der faszinierernste Vergleich wird von Jesus öfters erwähnt, dass die Gemeinde die Braut Jesu darstellt.

Das alles verdeutlicht das große Vorrecht für uns Christen, zur Gemeinde Jesu Christi gehören zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich. Und dabei gibt es sehr viel zu beachten und zu bedenken. Viele Aufgaben warten auf uns. Jeder bekommt seinen ganz bestimmten Auftrag und darf seinen Platz ganz ausfüllen.

Wenn jemand die Gemeinde als etwas Lästiges empfindet, dann liegt es an demjenigen selbst und nicht an der Tatsache der Gemeinde. Natürlich kann man vieles an ihr aussetzen, aber solche Menschen tun das überall. Und wenn sie eine Gemeinde wechseln, dann werden sie es auch an der neuen Stelle wieder tun.

Dass die Gemeinde sehr viel verlästert und verfolgt wird, das liegt vor allem daran, dass man nur als Insider, als Teilnehmer den Sinn der Gemeinde versteht, aber niemals als Außenstehender. Das gilt auch dann, wenn derjenige ein hoher Amtsträger der Kirche ist. Solche kapieren nicht, dass die Gemeinde etwas sehr Ergreifendes, Faszinierendes und Herrliches ist. Es liegt darauf ein gewisser Glanz, etwas Hervorragendes und Vorzügliches. Und das kann uns niemand streitig oder madig machen.

Wir stellen niemals den Anspruch, dass wir bessere Menschen sind. Und natürlich wissen wir, dass alles sehr kümmerlich geschieht. Wenn wir uns als Gefäße vergleichen, dann sind wir sehr schäbige Gefäße mit vielen Sprüngen. Nach außen sind wir keine Schönheit. Aber der Inhalt ist das Kostbare. Unsere Ideale und Ziele sind von ganz anderer Natur, als es normalerweise gelebt wird. Ein Mensch, der von Gott nichts hält, ist von sich aus nie bereit, sich zur Gemeinde zu halten. Nehmen wir nur ein Beispiel: Wenn Jesus sagt: „Wenn einer unter euch der Größte sein will, der sei aller Diener!“ Das fällt sonst keinem Menschen im Schlaf ein, sich so zu verhalten. Aber innerhalb der Gemeinde wird das als etwas sehr Kostbares empfunden, dazu uns Christus die Augen geöffnet hat. Es ist für uns ein großes Vorrecht, zum Leib Christi gehören zu dürfen. Wir dürfen den Tempel Gottes darstellen, die Offenbarungsstätte Gottes in dieser Welt. Gott bindet uns in seine Neuschöpfung mit ein, in das Neue Jerusalem, in die Neue Kreatur. Nur von daher ist es zu verstehen, dass wir zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachten. Dann gelingt uns auch alles andere viel besser. Wir dürfen zum Leib Christi gehören.

 

2) In dieser Einheit gibt es dennoch eine Vielfalt. Aber alle ziehen am gleichen Strang. Es gibt innerhalb der Gemeinde die verschiedensten Aufgaben, so wie es auch im Leib verdeutlicht wird. Und es wäre unsere größte Torheit, wenn wir auf andere neidisch wären; wenn wir unserem Nächsten seinen Platz streitig machen wollten, um diesen Platz selbst auszufüllen. Wir würden damit nur unseren selbst bekommenen Auftrag vernachlässigen; und somit untreu und ungehorsam werden. Freuen wir uns über unseren Auftrag und freuen wir uns über unseren Nächsten, was er alles schafft und kann. Dann leben wir die Vielfalt in der Einheit recht.

Das ist eine Kunst, die gelernt sein will, und die wir erlernen dürfen. Dann kann uns keiner unseren Platz streitig machen. Dann dürfen wir Schritt für Schritt den von Gott vorgezeichneten Weg gehen. Dann gibt es nie eine Überforderung, aber auch nie eine Unterforderung. Gott schindet seine Leute nicht. Aber er lässt auch keinen brach liegen.

Und weil letztlich alles dem Aufbau des Reiches Gottes dient, liegt darauf der reiche Segen Gottes, den wir zu verwalten und weiterzugeben haben. Dazu vertraut uns Gott sehr vieles an. Wir sind die rechten Haushalter über die Reichtümer Gottes.

Jeder darf sein Bestes geben. Auch wenn die Gemeinde manchmal eine gegenseitige Stütze darstellt, dürfen wir nie meinen, dass wir in einer Gemeinschaft unterschlüpfen könnten. Normalerweise gilt, dass wir ganz gefordert werden. Unseren Unterschlupf, unsere Kraft, unseren Trost bekommen wir allein von Christus, dem Punkt drei unserer Predigt.

Es gilt, ganz im Einsatz zu stehen und unser Bestes zu geben. Nur dann erfahren wir die Erfüllung aller Verheißungen Gottes, den Wahrheitsgehalt des Wortes Gottes: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben.“

Das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern verdeutlicht, dass wir mit unserem Gaben die Gaben Gottes vermehren dürfen. Grübeln wir nicht darüber, was und wie viel uns Gott anvertraut hat. Sondern bemühen wir uns, das uns Anvertraute treu und gewissenhaft und fleißig einzusetzen. Ich sage es einmal überspitzt: Alles andere geht uns nichts an; liegt nicht in unserer Verantwortung; darüber müssen wir einmal nicht Rechenschaft ablegen. Haben wir allezeit offenen Augen, Ohren und Herzen für das, was zur Zeit möglich und nötig ist. Dazu schenkt uns Gott die Kraft, den Elan, die Geschmeidigkeit und Weisheit, es in rechter Weise auszuführen.

Ein Christ dient. Das ist das Merkmal von uns Christen. Daran erkennt man einen Christen. Letztlich gibt er den Dienst weiter, den er von Jesus empfangen hat. Da heißt es nicht mehr: „Eine Hand wäscht die andere!“ Sondern: Weil uns die Hand Gottes wäscht, sind wir zur Fußwäsche des anderen bereit.  Da heißt es nicht mehr: „Wie du mir, so ich dir!“ Sondern: Wie Gott mir tut, so verhalte ich mich meinem Nächsten gegenüber. So ist die Vielfalt in der Einheit recht gelebt.

 

3) Jesus Christus ist der Kopf der wahren Gottesbewegung. Menschliche Größen können nicht alles überblicken und durchwirken. Sie müssen sehr vieles delegieren. Anders ist das bei Jesus. Jeder Christ auf dieser Erde darf eine innigste Beziehung zu ihm knüpfen und haben. Das ist letztlich der Wert unseres Christseins. Jeder darf sich ihm anvertrauen. Jeder hat einen lebendigen Draht zu ihm. Und das kann uns keiner streitig machen oder nehmen. Jesus allein hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Er allein ist er Bevollmächtigte Gottes, der im Verborgenen die Gottesherrschaft aufrichtet und zur Vollendung bringt.

Für uns ist Jesus der kostbare Schatz, die edle Perle. Und das ist niemals etwas Geschmackloses, sondern etwas sehr Wertvolles. Wie schon vorhin gesagt, dürfen wir von ihm alles erwarten und nehmen, das wir zum Leben benötigen. Er schenkt uns die Spannkraft, den Glanz, die Liebe und den Segen. Das alles erwarten wir von Menschen umsonst. Sie können uns das nicht geben. Nur Jesus allein schafft das. Da ist er uns näher, als uns Menschen nahe sein können. Ja, er ist uns näher, als wir uns selbst nahe sind.

Sagen wir es einmal so: Jesus macht das Beste aus unserem Leben. Er will seinen Leib nicht schinden, sondern die rechte Schaffenskraft geben. Als der Weinstock gibt er uns alles, damit wir als die Reben Frucht bringen können. Wenn wir der Tempel Gottes sind, dann ist das Große daran, dass er darin wohnt und wir die Begegnungsstätte Gottes darstellen. Als das Neue Jerusalem benötigen wir keine Pseudogrößen mehr. Jesus allein ist unser Licht und unsere Leuchte, unser König, Meister und Herr. Vom Bild der Neuschöpfung und der Neuen Kreatur wissen wir, dass sich Jesus etwas Beständiges und Ewiges schafft, das nie mehr vergeht. Und als die Braut Christi trägt die Gemeinde eine ganz hohe Auszeichnung und Erwählung Jesu. Er ist der Kopf der Gottesbewegung.

 

Was ist das Selbstverständnis von uns Christen? Wo die Gemeinde ist, da ist Gott. Und Gott ist da, wo die Gemeinde ist. Und Jesus Christus ist der Mittler Gottes, der Kopf dieser Bewegung. Wir Christen müssen nichts aus uns machen. Wenn wir zur Gemeinde gehören, dann sind wir etwas und stellen wir auch etwas dar, egal ob das Menschen akzeptieren oder nicht. Gott selbst ist der Bürge dafür. So dürfen wir unseren Platz ganz ausfüllen und Gott unsere ganze Ehrerbietung geben.