1.
Korinther 6,9-14.18-20; PREDIGT:
„ Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten
das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder
Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige,
Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solche
sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt,
ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch
den Geist unseres Gottes. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum
Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen. Die
Speise dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das
andere zunichtemachen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und
der Herr dem Leibe. Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns
auferwecken durch seine Kraft. Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch
tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am
eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen
Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch
selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“
„Staunen wir
über unseren Leib!“ Man kann seinen Leib auf verschiedene Art und Weise
betrachten und ihn einsetzen. Man kann ihn für eine sportliche Leistung zur
Höchstform trainieren. Man kann sich nur noch in die Arbeit stürzen. Man kann
ihn von der Schönheit her trimmen, auf Hochglanz bringen und dafür sehr viel
Zeit und Geld aufwenden. Man kann ihn für das Lustgebahren einsetzen, sodass
man bei keinen Veranstaltungen fehlt, bei denen die verschiedensten Lust- und
Spaßvergnügen gepflegt werden. Man kann ihn für das berufliche
Vorwärtsschreiten einsetzen und dabei über Leichen gehen. Man kann ihn aber
auch als ein großes Geschenk Gottes ansehen und mit ihm Gott unsere ganze Ehre
geben, damit er uns für seine Anliegen benützt.
Unser Leib ist keine Arbeits-, Sport- oder
Lustmaschine. Er ist der Träger unserer Seele und unseres Geistes. Diese drei.
Leib, Seele und Geist wollen eine Einheit bilden. Wenn die Bibel sagt: An den
Früchten erkennt man, was im Menschen vorhanden ist! So erkennt man dies am
Gebaren unseres Leibes, wie wir ihn einsetzen. So trainieren wir Christen
unseren Leib in der Richtung, dass andere erkennen, wes Geistes Kind wir sind,
nämlich Gottes Kind. Gottes Geist gibt Zeugnis unserem Geist. Somit wohnt Gott
in uns. Er herrscht in uns. Und Gott will, dass uns das Leben gelingt. Das gilt
auch in Bezug auf unseren Leib. Da ist Leibfeindlichkeit genauso fehl am Platz
wie eine Überbetonung. Gott schenkt uns dazu das rechte Maß!
Gerade unser Gottesbezug verhilft uns zum rechten
Gebrauch und Einsatz unserer Leibeskräfte, unserer Schönheit, unseres Gebarens,
unseres Könnens, unserer Begegnungen mit anderen Menschen. Das gilt für Mann
und Frau, für jung und alt, für die Ehe oder Ehelosigkeit, für weiß und
schwarz, egal ob wir in der ersten, zweiten, dritten oder vierten Welt leben.
Alles, was andere als eine Selbstverständlichkeit
ansehen, das sehen wir als ein Geschenk Gottes an. Und Geschenke darf man gerne
annehmen. Unter diesem Gesichtspunkt darf sich jeder von uns so annehmen, wie
er ist. Ich darf der sein, der ich bin. Ich muss kein anderer, keine andere
werden. So dürfen wir darüber staunen, dass uns Gott so wunderbar gemacht hat.
Wir staunen darüber, dass uns Gott diese Kräfte, Schönheit, Eleganz,
Lernfähigkeit, Sprache und dieses Können gegeben hat. Psalm 139,40: „Ich danke
dir Gott, dass ich so wunderbar gemacht bin!“ In dieser Gesinnung gehen wir
dann auch sehr verantwortlich mit dem uns Anvertrauten um.
Dreierlei gilt es hier zu bedenken: 1) Es soll uns
nichts gefangen nehmen. 2) Auch unser Leib steht im Dienste Gottes. 3) Unser
Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes.
1) Es soll uns nichts gefangen nehmen. In Korinth,
an die Paulus hier schreibt, gab es damals einen heidnischen Tempel mit ca.
1000 geweihten Dirnen. Da wurde kultische Prostitution getrieben. Dieser
hinreißende Rausch wurde als etwas Religiöses empfunden. Diese Mädchen standen
dem erotisch- religiösen Empfinden zur Verfügung. Das waren also keine
Verirrungen, Verfehlungen aus Schwachheit. Sondern man hielt sich dazu für berechtigt.
Ja, es wurde regelrecht gewünscht, sich so zu verhalten.
Das damalige griechische Denken hielt den Leib nicht
für so wichtig. Mit ihm kann man machen, was man will, entweder ihn
vernachlässigen oder ihn überbetonen. Beides hat keine Auswirkungen auf die
Seele; wir würden sagen auf unsere Seele und auf unseren Geist. Und diese Art
des Denkens ist auch heute in unserer Zeit sehr modern und weit verbreitet.
So gab es damals auch manche Christen, die diese
Einstellung vertraten. Deshalb wurde hier Paulus, der ja an die Christen
schrieb, sehr deutlich. Er nennt die Verfehlungen beim Namen. Und wenn er schon
einmal dabei ist, führt er eine ganze Reihe auf: Unzüchtige, Götzendiener,
Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer
und Räuber. Er nennt vor allem drei Bereiche: Unzucht, Unmäßigkeit und
Götzendienst.
Hier gilt eines festzuhalten: Es sind weniger die
Verfehlungen gemeint, die aus Schwachheit geschehen, sondern die, die ganz
bewusst begangen werden. Und dazu, sagt Paulus, wissen wir Christen Bescheid,
was Gott will, was gut und was schlecht für uns ist. Und Paulus betont: Einige von euch begangen früher solche
Fehlverhalten. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr
seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den
Geist unseres Gottes.
Gerade
in Bezug auf den Gebrauch unseres Leibes, unserer Glieder unterscheiden wir uns
Christen von der Allgemeinheit, von der allgemein gelebten Praxis. Wir sagen
nicht: „Mein Bauch gehört mir! Mein Geld, meine Kraft, mein Besitz, meine mir
Anvertrauten gehören mir!“ Sondern wir haben eine höhere Betrachtungsweise, bei
der wir wissen, dass dies alles Gott gehört. Gott hat uns dies alles als etwas
seht Wertvolles anvertraut. So gehe ich damit auch sehr verantwortlich um.
Gerade die Gebote Gottes geben dazu viele Verhaltensregeln. Dafür gelten aber
auch viele staatliche Gesetze, die Verkehrsregeln und der Anstands- Knigge.
Wenn
wir unseren Leib mit einem Pferd vergleichen, dann braucht das Pferd einen
Reiter. Obwohl das Pferd wesentlich stärker ist als der Reiter, so wird doch
das Pferd vom Reiter gelenkt und geführt. Es macht, was der Reiter will. Es
geht dort hin, wohin es der Reiter lenkt.
2)
Damit sind wir beim zweiten Punkt: Wir Christen stellen unseren Leib in den
Dienst Gottes. Gott gibt uns Aufträge, die auf uns ganz persönlich zugeschnitten
sind. Bei jedem Auftrag, den wir haben, benötigen wir unseren Leib, um diesen
ausführen zu können. Da gilt es zuerst einmal, unseren Leib zu aktivieren,
damit wir diesen Aufträgen nachkommen können.
Schon
das stille werden vor Gott, um hier Klarheit zu bekommen, fällt uns oft nicht
leicht. Da gilt es, alle Arbeiten liegen zu lassen, um Gottes Wort zu betrachten
und im Gebet uns abzuklären. Da gilt es, sich aufzumachen, um bei den
Gottesdiensten, beim Bibelgespräch mit anderen und bei Freizeiten dabei zu
sein. Da gilt es, sich Zeit für die Vorbereitungen zu nehmen. Und dabei gilt es
wiederum, dass dies nicht mit einem vollen Magen möglich ist. Da gilt es, dorthin
zu gehen, wo unsere Einsätze verlangt werden. Und wenn Gott etwas verlangt,
dann gilt es, keine Ausreden zu haben, sondern sich zu überwinden und dazu
bereit zu sein.
Meine
Füße, meine Hände, meine Sprache, meine Fürsorge für andere, mein Mut zum Zeugnis,
mein Geld und mein Besitz, dies alles darf ich in den Dienst Gottes stellen. Er
darf darüber verfügen, was damit geschieht. Da frage ich mich immer wieder:
„Herr, was willst du, dass ich tun soll? Was ist jetzt dein Wille? Wie würdest
du dich in dieser Situation verhalten? Wie kann ich dir in dieser Situation zur
Verfügung stehen? Wie kann ich meinen Willen in Übereinstimmung mit deinem
Willen bringen?“
Hier
herein gehört auch, dass ich auf diese Art und Weise alle Ratschläge von
anderen Menschen überprüfe. Denn ich gehorche Gott mehr als den Menschen. So
ist Gottes Wille und Wollen der oberste Grundsatz all meines Verhaltens. Und
weil Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der
Wahrheit kommen, so ist mir auch das Wohlergehen meiner Nächsten wesentlich und
wichtig.
Als
Christen erkennen wir, dass uns Gott als seine Verwalter über die uns anvertrauten
Kräfte einsetzt. So setzen wir unsere Kräfte und Möglichkeiten gezielt ein und
vergeuden und verschleudern wir sie nicht. Damit können wir bestens auf die
Bedürfnisse unseres Leibes eingehen und diese in rechter Weise bewältigen und
befrieden. Damit können wir bestens mit allen uns zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten im Leben stehen und uns recht einbringen. Damit kommen wir mit
jeder Situation zurecht und können mit Paulus sprechen: Ich kann hoch sein und kann niedrig sein; ich kann satt sein oder
hungern; mir ist alles und jedes vertraut. Damit können wir dem Leben das
Beste abringen und dabei glücklich sein.
3) In diesem Predigttext geht Paulus noch einen
Schritt weiter: Unser Leib ist der Tempel
des Heiligen Geistes! In diesem Tempel wohnt Christus. Es ist so quasi die
Zweitwohnung Gottes, wie es Jesaja 57,15 steht: Gott wohnt in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind!
Letztlich ist das bei uns Christen die Mitte unseres Lebens. Und Gott macht
aus uns etwas sehr Wertvolles, Originelles, Schönes und Herrliches. Das ist gar
nicht anders möglich. Und das schlägt auf unseren Leib durch. Weil wir eine so
wertvolle Fracht tragen, wird auch unser Leib so wertvoll. Davon werden auch
alle unsere Faszinationen geprägt. Das ist die eigentliche Erfüllung unseres
Lebens, sodass wir die sonst so begehrten äußeren Erfüllungen als zweitrangig
ansehen. Natürlich sind sie da und verlangen ihre Rechte und wir kommen diesen
auch nach. Aber das Hauptmotiv ist der Inhalt, der hier mit dem Tempel des
Heiligen Geistes bezeichnet wird.
So leben wir nicht mehr, um zu essen. Sondern wir
essen, um leben zu können. Ebenso leben wir nicht, um Geld anzuhäufen. Sondern
wir benötigen Geld, um leben zu können. Diese Sichtweise können wir auf alle
unsere Lebensbedürfnisse übertragen. Darin steckt eine total andere Wertigkeit.
Normalerweise heißt es: Zuerst komme ich, dann noch
einmal ich, und zum dritten Mal komme ich und dann kommt lange nichts und dann
evtl. Gott und mein Nächster. Bei uns dreht sich das total um. Christus steht
in der Mitte unseres Lebens, Alles dreht sich um ihn. Und damit komme ich aber
nie zu kurz. Denn er ist ja deshalb in mir, um mich zu leiten und zu führen. Er
lässt mir all das zukommen, was ich so nötig brauche, - und das geschieht im
Überfluss. Mehr könnte ich gar nicht bekommen, erleben, ausnützen und
auskaufen.
Gott will ja keine Leibfeindlichkeit. Alles, was in
meinem Leib vorhanden ist, hat ja auch von Gott seinen Zweck und Sinn bekommen.
Obwohl unser Leib einmal verwest, prägen wir dennoch mit ihm unsere Ewigkeit.
Am besten ist das mit dem Glockenguss erklärbar. Da wird mit viel Mühe und
Arbeit die dazu nötige Form erstellt. In dieser Form ist alles enthalten, was
die Glocke erhalten soll. Diese Erstellung der Form gleicht unser irdisches
Leben. Bei unserem Tod wird das Erz eingegossen. Die Form, unser Leib, wird
zerschlagen. Nun ist die Glocke fertig und sie kann zur Ehre Gottes erklingen.
Dies verdeutlicht, wie wertvoll unser irdisches Leben ist. Alle drei sind dabei
wertvoll: unser Leib, unsere Seele und unser Geist. Und das können wir recht
leben, weil unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist.
So können wir in rechter Weise über unseren Leib
staunen und für ihn sehr dankbar sein. Trotz vieler Schwächen und Fehler setzen
wir ihn in rechter Weise ein und verherrlichen wir damit Gott. Denn unser Leib
ist der Tempel des Heiligen Geistes, der Träger unserer Seele und unseres
Geistes. Und wenn wir einmal nicht mehr auf dieser Erde vorhanden sein werden,
bildete Gott aus uns solch eine Glocke, die zur Ehre Gottes ihre Stimme erhebt
und in den Lobpreis Gottes einstimmt.