1. PETRUS 1,13-21; PREDIGT:

 

Geheiligtes Leben

„ Umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht; denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt. “

 

       Als Christen leben wir anders, als es sonst gelebt wird. Wir sind zwar nicht besser als die anderen. Wir haben nicht das Glück für uns gepachtet. Aber wir sind auch nicht die Pechvögel. Und doch leben wir anders. Wir stehen genauso wie alle anderen mitten im Leben, im Beruf, in der Familie und im Freundeskreis. Und doch leben wir anders. Uns bedrücken und beschäftigen genauso wie alle anderen die Lebensfragen und die Arten der Lebensbewältigungen. Aber wir gehen sie oft anders an. Wir sind keine Weltfremde, keine Besserwisser oder gar Übergeschnappte. Aber wir kennen eine andere Art der Lebensweise.

       Was ist nun anders? Wir haben eine Gottesbeziehung zum Dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiligen Geist. Damit wissen wir um einen neuen Lebenshorizont, um die Neuschöpfung Gottes, um das existierende Gottesreich. Und das verändert in unserem Inneren unsere Lebensqualität zum Guten. Obwohl wir die besten Bürger unseres Staates sind, sind wir nicht mehr so sehr auf die weltlichen Belange fixiert, sondern mehr auf unsere Staatsbürgerschaft im Himmel Gottes. Dort haben wir unsere Heimat. Da bietet uns Gott viel mehr an, als uns diese Welt geben kann. Während auf dieser Erde alles im Vergehen ist, ist das, was mit Gott zu tun hat, im Kommen, im Werden, im Entstehen und bleibt in Ewigkeit. Was wir da erleben, sind bleibende Werte und Erlebnisse.

       Alles, was wir da erleben, sind Überwältigungen sonders gleichen, die wir nicht mehr vermissen möchten und die wir sehr hoch einschätzen. Wir wollen nicht mehr mit denen tauschen, die nicht darum wissen.

       Machen wir uns die Mühe, diese Andersartigkeit Gottes zu erleben. Es lohnt sich. Da können wir nur gewaltig gewinnen. Da sind wir auf dem besten Weg, zur wahren Erfüllung unseres Lebens zu gelangen. Was wir uns schon immer ersehnt und gewünscht haben, bekommen wir. Da lohnt sich all unser Einsatz und Arbeiten. Dann leben wir nicht umsonst auf dieser Erde und unser ganzes Leben hat Zukunft in Ewigkeit.

       Gott ist größer als alles, was diese Welt zu bieten hat. Jeder Vergleich ist zu schwach und zu kümmerlich. Wer diese Größe einmal erlebt hat, der kann von dieser Größe nur stottern. Es reichen einfach unsere menschlichen Worte nicht aus, um es zu beschreiben. Aber wir dürfen es erleben und in solchen Erlebnissen stehen. Das erlebt jeder praktizierende Christ.

       Diese Andersartigkeit Gottes bedeutet unsere Errettung und Erlösung von Sünde, Tod und Teufel. Dies ist letztlich das Ziel unseres Lebens und Wirkens. 1) Wir sind maßlos von Gott geliebt. 2) Auch wir dürfen unsere ganze Liebe zu Gott fließen lassen. 3) Dabei eröffnet sich uns eine Menge von göttlichen Chancen.

 

       1) Wir sind maßlos von Gott geliebt. Dies ist nicht selbstverständlich. Das ist eine Besonderheit unseres Dreieinigen Gottes. Alle seine Aktivitäten zeugen davon, das ganze Alte und Neue Testament, die ganze Kirchengeschichte, bis herein in unsere Tage und darüber hinaus.

       Wir sind liebeshungrige und lebenshungrige Menschen. Das ist in uns eine tiefe Veranlagung. Schon Kleinkinder benötigen viel Elternliebe. Da stehen die Eltern im Auftrag Gottes. Sie dürfen diese Liebe Gottes und das Leben Gottes weiter geben. Dazu sind sie bevollmächtigt. Dieses Bedürfnis, dass wir geliebt werden und nach Leben hungern, begleitet uns das ganze Leben. Viele Liebeslieder träumen davon, weil wir uns das wünschen und herbei sehnen. Wenn wir von diesem Liebesbedürfnis erfasst werden, ersinnen wir alles Mögliche und Unmögliche, um diese Liebe und dieses Bedürfnis zu zeigen und Ausdruck zu verleihen. Zu meiner Jugendzeit gab es den Schlager: Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern. …

       Zu unserem Glück ist die größte vorhandene Liebeskraft von Gott zu uns gegeben. Wir sind wahrhaftig von Gott maßlos geliebt. Er ersinnt alles Mögliche, um sie uns zu zeigen und nahe zu bringen. Sein Hauptwerk in dieser Richtung ist das Erlösungswerk Jesu, das auch heute noch genauso gilt wie vor 2000 Jahren. Vers 18f: Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Gold oder Silber erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Wenn eine Frau ein sehr wertvolles Schmuckstück geschenkt bekommt, empfindet sie große Liebe. Gott schenkt uns noch wesentlich viel mehr. Und diese Liebe Gottes begleitet uns unser Leben lang, Sie verflacht nicht mehr. Jeden Tag neu umhegt er uns damit, will er sie uns kund tun und zeigen. Mit seiner ganzen Fürsorge will uns Jesus nur das Gute und Wohlgefällige zukommen lassen. Auch darin unterscheidet sich die Liebe Gottes anders, als es eine menschliche Liebe fertig bringt. Sie verflacht nicht mehr. Sie ist nicht davon abhängig, ob wir ihm etwas geben können, sondern sie schenkt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Er liebt uns bedingungslos.

       So seien wir doch nicht so dumm, dass wir uns ihr verweigern. Öffnen wir uns ihm so, wie sich eine Blume der Sonne öffnet und sich anstrahlen lässt. Stellen wir uns in dieses gnädige Licht Gottes. Auch wenn dabei manche Finsternis aufgedeckt wird. Es steht nur die Liebe Gottes dahinter, die eben unser ganzes Leben durchstrahlen will. Tanken wir seine Liebe, sein Licht, seine Atmosphäre, seine Energie und Wärme auf. Das nimmt uns alles Törichte, Brutale, Niederträchtige und Bösartige. Da werden wir in der Tiefe unseres Lebens angerührt, überwältigt, still und getrost. Dabei erleben wir erfüllte, frohe und zuversichtliche Tage. Sogar die schlimmsten Situationen können wir verkraften und sinnvoll durchgehen und gestalten. Da reiht sich eine Führung Gottes an die andere. Das ist nur möglich, weil wir maßlos von Gott geliebt sind.

 

       2) Auch wir dürfen unsere ganze Liebe zu Gott fließen lassen. Auch das ist aus vielen Stellen unseres Textes ersichtlich. Wenn uns Jesu Erwählung und Erlösung trifft, dann geht uns das so zu Herzen, dass wir ihn über alles lieben. Wir können gar nicht mehr anders, als ihm unsere ganzen Liebeserweise zukommen zu lassen. Das ist ein wechselseitiges Geschehen, das da stattfindet. Er in uns und wir in ihm. Da sind wir ganz alleine mit unserem Gott. Da entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die wir nie mehr vermissen wollen.

       Und das hat dann enorme Auswirkungen auf unser gesamtes Leben, auf unseren Alltag. Das gibt einen großen Glanz auf alles, das wir erleben. Da fällt uns nicht mehr die Decke auf den Kopf. Auch der schwierigste Mitmensch kann uns das Leben nicht mehr versauern und vermiesen, denn diese Liebesbeziehung zu Gott ist unsere täglich erlebbare Realität. Da wird dann jeder Werktag zu einem Feiertag.

       Es gibt viele Gesangbuchlieder, die diese Liebe ausdrücken. 400: Ich will dich lieben, meine Stärke; ich will dich lieben, meine Zier. Ich will dich lieben mit dem Werke und immerwährender Begier. Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht. 397: Herzlich lieb hab ich dich o Herr. 403: Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, meiner Seele Freud und Kron! Sogar wenn Volkslieder und Schlager von der Liebe gesungen werden, können wir darin einstimmen und meinen damit aber weniger einen Menschen, sondern Gott, dem wir unsere ganze Liebeserweise bringen, zeigen und singen.

       Wenn wir immer wieder bedenken, was Gott alles für uns tut¸ das geschieht mit Bibellese, Gottes Wort und Gebet, dann werden wir zu sehr dankbaren Menschen und unsere Gottesverehrung steht hoch im Kurs. Wer eine persönliche Gottesbeziehung pflegt, für den bekommen die biblischen Verheißungen Leben. Sie erfüllen sich in uns. Wir sind dann von Gott Geführte, Geleitete, Bewahrte und Beschützte. Dann haben wir die Gewissheit, dass wir in der Atmosphäre Gottes stehen dürfen, in der es hell, freundlich und überwältigend zugeht. Dann umgibt uns die Schar der himmlischen Welt. Dann sind wir nie alleine gelassen. Dann ist es selbstverständlich, dass nicht nur die Liebe Gottes zu uns herein fließt, sondern dass auch unsere Liebe zu ihm fließt. Es ist ein wechselseitiges Geschehen, das niemand und keine Situation hindern kann.

 

       3) Dabei eröffnet sich uns eine Menge von göttlichen Chancen. Petrus will das mit seinem Brief den Empfängern deutlich machen. Die Chancen Gottes sind keine hochtrabenden Erlebnisse, sondern sie vollziehen sich gerade im ganz grauen Alltag. Wo andere stöhnen und sich abquälen, erleben wir eine Fülle der Schätze und Reichtümer Gottes, die uns zum freudigen Schaffen und Arbeiten verhelfen. Da kommen wir an kein Ende. Da gibt es keine Energiekrise oder Energieknappheit. Da wird uns keine Last zu schwer; keine Tat zu groß oder zu gering; und keine Menschenbeziehung mehr zum Alptraum oder zur Verführung. Alles bekommt da seinen rechten Stellenwert. Wir haben den vollen Durchblick und Überblick. Wir können alles in rechter Weise einschätzen, bearbeiten und erledigen. Was sonst Stress ist, erledigen wir mit Elan. Was sonst Niedergeschlagenheit ist, ermutigt uns zu neuen Taten. Was sonst Unterdrückung und Mobbing ist, geht gnädig an uns vorüber. Was sonst Hochmut und hoffärtiges Leben ist, reizt uns nicht und lässt uns tief bücken. Was sonst Verführung ist, beachten wir nicht und geht uns nichts an.

       Was ich jetzt nannte, sind natürlich Idealvorstellungen, die nicht immer so zutreffen. Da gilt es natürlich, sehr wach und aufmerksam zu sein. Da stehen wir in der Überwindung, die uns an vielen Stellen des Wortes Gottes nahe gelegt wird. Da praktizieren wir die Vergebung für uns und unsere Nächsten. Dann kommen diese Erlösungskräfte Jesu zu uns und über uns. Sie bedeuten für uns sehr viel und vermitteln uns eine große Spannkraft.

       Die Menge der Chancen Gottes kennen keine Grenze. In jeder unserer Lebenssituation sind sie vorhanden. Für jede Aufgabe und jeden Auftrag zeigen sie uns die rechte Art der Erledigung. Für jeden Menschen gibt es da viel zu tun. Keiner ist überflüssig und darf sich zu einem Original Gottes entwickeln. Natürlich geht da alles noch sehr menschlich zu und kriselt es immer wieder. Aber mitten darin gibt es das Leuchten und die Leuchtspur Gottes, der wir folgen dürfen. Wenn wir keinen Weg mehr wissen, hat Gott immer noch 1000 Wege bereit. Sollte er uns da nicht einen davon erzeigen können, auftun und ermöglichen?!! Gott tut das. Er gibt uns die Chance dazu. Seien wir hierzu aufmerksam und wach.

       Wenn einer mit der Ernährung Schwierigkeiten hat, dann gibt es Lebensmittel, bei denen es heißt: „Du darfst!“ Das darfst du essen. So zeigt uns Gott seine Chancen und sagt: Du darfst hier zugreifen. Ich ermögliche dir das. Greif zu. Pack es an. Darauf liegt mein großer Segen. Da sind unsagbar große Schätze vorhanden, die du benützen darfst. Und dir gelingt damit das ganze Leben. Da erleben wir die Menge der Chancen Gottes.

 

       So leben wir Christen anders, als es sonst gelebt wird. Weil wir eine Lebensbeziehung zum Dreieinigen Gott haben; weil wir uns von Gott maßlos geliebt wissen, kennen wir einen neuen Lebenshorizont, die Neuschöpfung Gottes. So lassen auch wir unsere ganze Liebe und Wertschätzung zu Gott fließen, der uns eine Menge seiner Chancen gibt und öffnet. So leben wir nicht umsonst auf dieser Erde und unser ganzes Leben hat Zukunft in Ewigkeit.