2.
Korinther 4,6-10; Predigt:
Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
Es
geht hier um sehr wertvolle Schätze, die uns Gott in Jesus
Christus zukommen lässt: Licht, einen hellen Schein in unser
Herz, Erleuchtung und das wahre Leben. Schon bei der Schöpfung
sprach Gott: Es werde Licht! Aber der Mensch der Schöpfung
entschied sich für die Finsternis. Mit Jesus gab Gott eine neue
Möglichkeit zu einer Art Zweitschöpfung. Jesus selbst sagte von
sich: Ich bin das Licht der Welt! Und er sagt von seinen
Jüngern: Ihr seid das Licht der Welt! Alle, die dies ernst
nehmen und annehmen, erleben dieses Licht, diesen hellen Schein
in ihren Herzen, diese Erleuchtung und das wahre Leben. Licht ist
immer das stärkere Element und vertreibt überall, wo es
hinkommt, die Finsternis.
Nun
kommt dieses Licht nicht aus uns selbst. Es ist unsererseits ein
Verhalten gemeint, durch das wir dieses Licht empfangen und durch
uns hindurch strahlen lassen. Je transparenter wir für dieses
Licht Gottes werden, umso mehr erleben wir es und kann es durch
uns aufstrahlen. Dadurch erfährt unser Leben die positive Wende
zum Guten, zum Erfreulichen und Hoffnungsvollen.
Dieses
Licht zieht Kreise, die zuerst uns selbst erfassen, aber dann
immer weitere Kreise ziehen. Zuerst wird unsere Verantwortung vor
Gott geweckt, dann aber auch vor unseren Nächsten im engeren und
weiteren Sinn.
Auch
das schließt dieser Text mit ein, dass diese Welt normalerweise
finster, dämonisch und böse ist. Nur mit dieser Neuschöpfung
Gottes ist das Licht und das Heil zurück zu gewinnen. Dann rührt
sich in allem Negativen das Positive, in aller üblichen
Heillosigkeit das Heil Gottes.
Es
ist überwältigend, dass es Gott als seine Hauptaufgabe sieht,
uns sein Licht zu schicken, damit unsere Dunkelheiten fliehen
müssen; uns seine Schätze zu geben, damit wir unsere törichten
Ziele fallen lassen; uns seine Liebe zu schenken, damit sich
unser gehässiges Leben verliert und wir erlöst werden. Gott
holt uns immer wieder aus der Patsche heraus. Und bei jeder
Generation beginnt er damit wieder neu. Was ist das für ihn eine
gewaltige Aufgabe. Er ist im Kommen, im Einsatz und am Wirken. Er
ist ständig da und gibt sein Bestes.
Von
daher gesehen ist es nicht mehr weit, dass auch wir Christen
dieselbe Einstellung haben, wenn wir dieses Licht, diesen hellen
Schein, diese Erleuchtung und dieses Leben in unser Leben
hereinfallen lassen. Damit erleben wir die Energie Gottes, die
nie aufgibt und immer und immer wieder zum liebenden Einsatz
bereit ist. So wie Gott uns seine ganze Ehrerbietung zukommen
lässt, so lernen auch wir, dies unserem Nächsten zukommen zu
lassen. Damit kommen wir am besten mit all dem klar, was uns
sonst schwer fällt und Sorgen bereitet.
Gott
holt uns aus all unserer Misswirtschaft heraus und stellt uns in
ein fruchtbringendes Leben und Wirken. Dieses Licht Gottes ist
ein ganz besonderes Licht. Dieser Text nennt dabei drei Merkmale,
auf die es Paulus in Bezug auf die damals störrischen Korinther
abgesehen hat. 1) Wer das Angesicht Jesu kennt, bekommt damit
einen unverlierbaren Schatz. 2) Auch wenn oft unsere äußeren
Zustände und Missstände bestehen bleiben; 3) so holt uns doch
Gott aus der Patsche heraus und zeigt uns die wahren Wege des
Lebens.
1)
Wer das Angesicht Jesu kennt, bekommt damit einen unverlierbaren
Schatz. Paulus sagt ganz bewusst: Mit Jesus bekommen wir wahres
Licht anvertraut, einen hellen Schein in unseren Herzen,
Erleuchtungen von besonderer Güte und Qualität und das ewig
währende Leben. Das ist etwas Erfreuliches und Herrliches, etwas
Überwältigendes und nicht mehr Vergehendes; oft auch etwas
Unerwartetes und dennoch Zuverlässiges. Jesus allein vermittelt
uns das. Er hat dazu die Vollmacht. Er öffnet uns den dazu
nötigen Zugang und zeigt uns den Weg. Er schenkt uns die dazu
nötige innere Aufmerksamkeit, Wachheit und Befähigung; das dazu
nötige Know how.
Jesus
will nicht, dass wir uns im Dunkeln befinden, uns in der Irre
abmühen, wir verführt werden oder gar in Abgründe fallen, weil
wir sie vorher nicht gesehen hatten. Seine Lichtfülle ist nie
ganz auszuschöpfen. Es ist darin ein breites Spektrum von allen
möglichen Farben enthalten. Denken wir da nur an einen
prächtigen Regenbogen. Es tut sich uns da ein großer,
gewaltiger Glanz auf, eine Herrlichkeit sondergleichen. Darunter
verblassen die Lichter und Scheinwerfer dieser Welt zur
Unbedeutsamkeit. Sie ekeln uns sogar an.
Als
Christen sind wir so eine Art Empfangsstation, in der das Licht
Gottes aufstrahlt und sich widerspiegelt. Wir stellen uns in die
Lichtstrahlen Gottes. Wir empfangen die Funksprüche Gottes. Wir
erleben die sonst verborgenen Bewegungen Gottes. Mose hatte
einmal deshalb ein so stark leuchtendes Angesicht, sodass es das
Volk kaum ertragen konnte. Wenn unsere Verbindung zu Jesus
Christus nicht abbricht, erleben auch wir etwas davon und dürfen
die Lichtfülle Gottes erfahren und wieder strahlen. Für uns Christen ist Gott keine abstrakte Größe und Person,
sondern eine uns sehr wohl bekannte und erlebbare Größe und
Person. Wir sind Eingeweihte in sein Geheimnis und in sein
Wirken. Wir wissen sehr wohl, was er will und vorhat, was seine
Stunde geschlagen hat und wo er hinaus will. Er tritt immer und
immer wieder aus dem Dunkel heraus.
Was
haben dabei wir zu tun, um das zu erleben? Im Hebräerbrief steht
der uns bekannte Aufruf, 12,2: Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem
Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Wenn wir diesen Satz
nach dem Korintherbrief auslegen, in dem es Paulus um die
Botschaft des Kreuzes geht. Dann stehen wir unter dem Kreuz und
sehen auf zu Jesus, dem Erlöser. Damit zieht uns Jesus die
Balken aus unseren Augen; nimmt er uns die Binde von unseren
Augen ab, das Brett vom Kopf, alle Scheuklappen. Und wir bekommen
einen geläuterten Blick. Es verlieren sich alle Trübungen und
Kurzsichtigkeiten. Wir bekommen geöffnete Augen und die richtige
Blickrichtung. Unsere Sinne werden für das Köstliche und
Wesentliche geschärft. Ein sagenhaftes Finderglück kommt uns
zu. Gott kommt mit uns ins Geschäft. Er öffnet uns die
Fundgrube des wahren Lebens. Er weckt uns die echten
Unternehmungs- und Lebensgeister. Dadurch kristallisiert sich ein
gottgewolltes Leben heraus, das uns sehr wertvoll ist. - Wer das
Angesicht Jesu kennt, der bekommt damit einen unverlierbaren
Schatz.
2)
Die äußeren Zustände und Missstände bleiben oft bestehen.
Diesen Schatz haben wir in irdenen Gefäßen, damit die
überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Die
Korinther hatten an Paulus dieses irdenen Gefäß seines Lebens
stark kritisiert. Diese Kritik kennen wir auch von manchen
Bewegungen dieser unserer Zeit. Solche Menschen wollen nur noch
das Licht und die Herrlichkeit Gottes für sich pachten und die
Botschaft vom Kreuz aus ihrem Leben ausklammern. Paulus wird
nicht müde und sagt, dass beides zu unserem Leben gehört. Hier
sagt er es mit dem irdenen Gefäß, das trotz aller großen
Erlebnisse bestehen bleibt.
Für
mich wird das in der Weise verständlich: Je mehr wir Menschen
die Größe Gottes erleben, umso mehr erkennen wir unsere eigene
Geringheit und Kümmerlichkeit. Je mehr wir das Erbarmen Gottes
mit seinen Ewigkeitswerten erleben, desto mehr entdecken wir
unsere eitlen Triebe mit all unserer Vergänglichkeit. Gott nimmt
uns nicht unser irdenes Gefäß. Unser Leben nimmt seinen Lauf
der Vergänglichkeit. Ein Christ akzeptiert das und überspielt
das nicht.
Dass
wir diesen Schatz im irdenen Gefäß haben, d.h. auch, dass wir
neben den Gaben auch alle Grenzen und Gefahren unseres Lebens
erkennen und sie beachten. Adam und Eva hatten im Paradies
wahrhaftig ein wunderbares Leben. Aber sie hatten die eine Grenze
und Gefahr nicht akzeptiert, so fielen sie weit ab. Nörgeln wir
nicht so sehr an den Stellen herum, wo sich für uns solch eine
Grenze und Gefahr auftut. Liebäugeln wir nicht mit dem, wo wir
ganz klar wissen, dass wir davon die Finger lassen sollen. Auch
als Christen können wir noch nicht alles überblicken und haben.
Gott will ja auch jedem etwas anvertrauen. Und es kann gut sein,
dass mein Nächster etwas anderes als ich erkennen darf;
vielleicht sogar mehr anvertraut bekommt, als ich es bekommen
habe.
Auch
bei uns Christen will der Ehrgeiz, die Machtsucht und manch
andere Sünde wieder an die Oberfläche kommen. Lassen wir das
nie zu. Wir haben so vieles anvertraut bekommen. Dafür gilt es,
ganzen Einsatz und ganze Verantwortung zu bringen. Nur Jesus ist
der Herr, der Chef, der alles überblickt. Nur er hat die
Gesamtübersicht und nur er teilt jedem das zu, das er braucht
und was für ihn nötig ist.
Wenn
Jesus nach seiner Auferstehung zu Thomas sagt: Selig sind, die
nicht sehen und doch glauben! Dann kann man das auch einmal so
sehen: Du Thomas darfst allezeit im Glauben an mich leben und
dabei alles erkennen, was für dein Leben wichtig ist. Aber du
musst nicht eine Gesamtübersicht haben und alles kapieren. Das
überlass lieber mir! Das gilt allezeit für alle Christen. Jeder
darf ganz seinen Weg erkennen und das Licht empfangen. Alles
andere dürfen wir getrost Gott überlassen.
Letztlich
geht es um die Ehre Gottes: Damit die überschwängliche Kraft
von Gott sei und nicht von uns. Es geht nicht um unsere Ehre, um
unseren Ehrgeiz. Wir müssen nicht die Rechtsanwälte Gottes
sein, das tut Gott schon selbst. Wo Menschen arbeiten, da
menschelt es eben. Da werden Fehler gemacht. Da muss man den
Jungen zugestehen, dass sie das erst lernen müssen, was wir
Älteren schon längst kapiert haben. Es braucht keiner ein
Minderwertigkeitsgefühl haben. Jeder hat seine Berechtigung, zur
Ehre Gottes leben und wirken zu dürfen. - Auch wenn oft unsere
äußeren Zustände und Missstände bestehen bleiben,
3)
So holt uns doch Gott aus der Patsche heraus und zeigt uns die
wahren Wege des Lebens. Verse 8-10: Wir sind von allen Seiten
bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir
verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht
verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir
tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das
Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.
Hier
wird ganz praktisch, was es heißt, dass wir den Schatz im
irdenen Gefäß haben. Immer haben wir mit irgendwelchen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Aber die Hilfe Gottes gibt es
ebenfalls immer. Nie sind wir alleine gelassen oder von Gott
verlassen. Gerade er gibt uns das zur Zeit Mögliche und Nötige
für unser Leben und Wirken.
Damit
das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde! Dafür gibt uns
Gott sein Licht, seine Erkenntnisse und seinen hellen Schein.
Viele Probleme, die wir haben, werden schon dadurch gelöst, wenn
wir auf das Vorbild Jesu schauen, wie er so etwas durchgangen und
bewältig hat. Manche Probleme sind so eine Art Dauerbrenner, die
wir einfach nur durchleiden können. Bei diesen tritt erst bei
unsrem Tode die Lösung ein. Bei einigen Problemen liegt sehr
viel an uns, ob sie gelöst werden oder nicht. Diese stellen dann
unsere Aufgaben dar, die uns Gott gegeben hat. Hier haben wir uns
in aller Treue einzusetzen und dafür herzugeben.
Es
gibt folgendes Gebet: Herr, lass mich das ändern, was zu ändern
ist; und das ertragen, was nicht zu ändern ist; und gib mir die
Weisheit, beides voneinander unterscheiden zu können. Gott gibt
uns diese Unterscheidungsgabe und jeder darf seinen Teil dazu
beitragen, damit Gottes Wille geschieht und dessen Leben offenbar
wird.
Natürlich
ist der Opfergedanke, die Hingabe und die Demut ein wesentliches
Merkmal solch eines Lebens und Wirkens. Aber das sind keine
vernichtende Merkmale, denn wir setzen uns damit für eine uns
übergeordnete Sache und Wirklichkeit ein, von der auch das
Meiste für unser persönliches Leben abspringt.
Es
wird wahrhaftig das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar. Jesus
gibt uns unsagbar große Kräfte, die niemals aus uns selbst
kommen. Er schenkt uns seinen vollen Beistand. Den ganzen Himmel
setzt er in Bewegung. Da wird es durch die in uns und hinter uns
stehende Wirklichkeit hell, freundlich und licht. Da weicht alle
Finsternis zurück.
Das
große Aber Gottes steht über unserem Leben: Wir haben ein
irdenes Gefäß, aber darin ist dieser Schatz enthalten. Wir
werden bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange,
aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden
nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht
um. Wir tragen das Sterben Jesu an unserem Leibe, aber damit wird
das Leben Jesu offenbar. - Gott holt uns aus der Patsche heraus
und zeigt uns die wahren Wege des Lebens.
Das
Schöpfungswort Gottes bei der Schöpfung: Es werde Licht!
spricht Gott durch Jesus noch einmal zu jedem, der sich ihm
öffnet. Damit geschieht die Zweitschöpfung inmitten unserem
irdenen Gefäß, inmitten allem, was in unserem Leben ein Kreuz
darstellt. Aber in uns kommt das Licht, der helle Schein, die
nötige Erleuchtung und das wahre Leben zur Geltung. Jesus, als
das Licht der Welt, beauftragt auch uns, solches Licht zu sein.