2.  KORINTHER  6, 1-10;     PREDIGT:

 

" Als Mitarbeiter ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht: Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen. Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit unser Amt nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als die Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben, und doch alles haben. "

 

In diesem Text wird die Dynamik eines Christenlebens ersichtlich. Wir bekommen für unser tägliches Leben eine große Spannkraft, ein Durchhaltevermögen für alle Situationen und bewähren uns darin. Gerade mit unserem Glaubensleben sind wir mit der unversiegbaren Energiequelle Gottes verbunden. Somit können wir die Herausforderungen unserer Tage bewältigen. Es steht zwar tagtäglich unser Glaube auf dem Prüfstand und wir entfliehen nicht den Schwierigkeiten und Ängsten. Aber wir bewältigen sie.

Nehmen wir Gott ernst, dann kann in unserem Leben nichts schief gehen. Wenn dann auch der äußere Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Zu unserem Glück wissen wir nicht nur um dieses diesseitige Leben, sondern auch um das jenseitige, das uns Gott eröffnet und das uns Jesus Christus zeigt und erleben lässt.

Über diesen Versen liegt ein Triumph, den uns Gott gibt, ein Sieg über all die Unannehmlichkeiten und Verkehrtheiten dieses Lebens. Die Wege, die Gott uns gibt, sind seine Schleichwege, auf denen wir durchs ganze Leben kommen. Sie sind deshalb Schleichwege, weil nur wir Christen darum wissen. Sie sind aber letztlich die geradesten Wege, die uns im Wirrwarr dieser Zeit zum Sieg und Ziel führen. Sie sind jedenfalls nicht die Trampelpfade, auf denen sich sonst dieses Leben abspielt. Sie sind nicht die breiten Straßen dieses Lebens, auf denen sich die Menschen tummeln und fortbewegen. Sie sind mehr die schmalen, steinigen und steilen Pfade des wahren Lebens. Und Gott gibt uns die innere Kraft und den inneren Frieden, damit wir diese Wege gehen können.

Wer Gott ernst nimmt, der nimmt auch den Menschen ernst, auch und gerade dann, wenn die Menschen in den größten Nöten stecken. Als die wahren Diener Gottes und die rechten Mitarbeiter dürfen wir Hilfe, Abhilfe, Bewältigung und Lösung bringen, weil wir uns auf dem Triumphweg der Überwinder befinden.

In diesem zweiten Korintherbrief ging es Paulus um die rechte Orientierung der Gemeinde in Korinth. Diesen wollte es nicht mehr einleuchten, dass man die schweren Wege erwählt, auf denen man das Kreuz tragen soll. Nein, sie wollten viel lieber spektakuläre Erlebnisse und sensationelle himmlische Erfahrungen. Sie standen in der Gefahr, die Euphorie der Erlösten zu leben, die aber letztlich keine Lösung, sondern eine Art Krankheit ist.

Solche rechte Orientierung ist auch heute dringender denn je. Wer heute so leben will, wie es damals die Korinther wollten, der bedenkt dabei nicht, dass es dann niemals zur Versöhnung mit Gott gekommen wäre. Und diese Versöhnung ist immer noch die Hauptbotschaft, die wir als Christen haben und tragen. Zwei Verse vor unserem Text sagt Paulus: So sind wir nun Botschafter an Christi Statt mit der Hauptbotschaft: Lasst euch versöhnen mit Gott.

So geht es nun nicht um die Ideale eines Christen, sondern um unsere Bewährung. Dazu gibt uns Gott eine große Spannkraft und Dynamik. Diese Verse stellen ein großes Medienpaket dar, das wir Christen bekommen und das wir uns erarbeiten dürfen. Es ist unmöglich im Rahmen einer Predigt auf die einzelnen Punkte dieser Aufzählung einzugehen. So möchte ich das Ganze in folgende drei Teile bringen: 1) Gott gibt uns seine Gnade zu unserem Heil. 2) Als die Diener Gottes durchgehen wir viele kritische Phasen. 3) Die inneren verborgenen Werte unseres Christenlebens stehen den äußeren Werten entgegen.

 

1) Gott gibt uns seine Gnade zu unserem Heil. Er gibt uns seine gewaltigen Gelegenheiten und Chancen. Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade. Siehe, jetzt ist der Tag des Heils. Durch seinen Heiligen Geist gibt uns Gott seine Lauterkeit, Erkenntnis, Langmut, Freundlichkeit, ungefärbte Liebe, sein Wort der Wahrheit, seine Kraft und seine Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken. Empfangen wir doch diese seine Gnade nicht vergeblich, sondern zu unserem ewigen Leben.

Die Chancen Gottes für unsere Tage im Sinne der Heilsgeschichte Gottes sind keine statischen Größen in sturen Gesetzen und Gesetzmäßigkeiten. Sondern es sind Glaubensgrößen, die immer wieder im Werden sind. Deshalb ist uns Christen das Gesetz Gottes ins Herz geschrieben. Deshalb haben wir als Christusbruderschaft keine feststehend geschriebene Regel, weil sie uns ins Herz geschrieben sein darf. Es gibt die Gnade Gottes zu unserem Heil, die wir heute an diesem Tage und in dieser heutigen Zeit ergreifen und erfassen dürfen. Nach Luther ist zwar diese Gnade wie ein fahrender Platzregen, der heute hier und morgen dort niedergeht. Aber das ist wieder nicht statisch gemeint, sondern mehr dynamisch. D.h. nicht ich bestimme, wie die Heilsgeschichte abzulaufen hat, sondern ich darf mich in seine Bewegung mit hinein nehmen lassen, so wie er es schenkt und lenkt. Es hat vor Gott alles seine Zeit. Er hat nicht immer und zu jeder Zeit alles für uns parat und bereit. So gilt es, das zu erkennen und wahrzunehmen, was vor Gott gerade dran ist. Dann haben wir als Christen das große Vorrecht, mit Gottes Hilfe unser Leben meistern zu dürfen.

Ist uns allezeit bewusst, dass wir dem Gott leben, der alles geschaffen und gemacht hat, dem in unserem Leben wahrhaftig alles möglich ist? Ihm haben wir diese ganze Welt mit dem riesigen Weltall zu verdanken. Er schuf den faszinierenden Makrokosmos und Mikrokosmos. Wie sollten wir mit ihm nicht alles haben, das wir zum Leben benötigen? Erobern wir uns immer wieder dieses Vertrauen in die treue Fürsorge Gottes. Dazu gibt er uns die Erlaubnis. Leben wir immer wieder im Einklang mit dem, durch den alles geworden ist. Vertun, verplempern wir nicht unsere Tage, Stunden, Augenblicke, Kräfte, Zeit, Chancen, Möglichkeiten und Begegnungen, sondern nützen wir sie in rechter Weise. Gott hilft uns früh am Morgen, auf der Höhe des Tages, spät am Abend und auch im Dunkel der Nacht. So haben wir keinen Grund, unser Leben und unsere Hoffnung aufzugeben. Wir brauchen nur der Leuchtspur Gottes folgen, dann finden wir auch täglich seine Schleichpfade, die uns manchmal auch unerhofft weiterführen.

Auf diesem Wege dürfen wir echte Mitarbeiter Gottes unter den Mitchristen sein, auch dann, wenn wir ermahnen müssen. Echte Ermahnung ist weniger der erhobene Zeigefinger, sondern wesentlich mehr die Bereitschaft, die Lasten mit zu tragen, die meinem Nächsten aufgebürdet sind.

Weil uns Gottes Gegenwart gewiss ist, gibt er uns seine Gnade zu unserem Heil.

 

2) Als die Diener Gottes durchgehen wir viele kritische Phasen. Das bleibt nicht aus. Wer das leugnet, ist kein Mitarbeiter Gottes. Auch an unser Christenleben brandet viel Unrat an; sei dies nun für unsere Herzen, oder für unseren Glaubensweg gesehen. In großer Geduld erweisen wir uns als die Diener Gottes: in Trübsal, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgung, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Ehre und Schande, in bösen und guten Gerüchten. In all diesen Situationen ist es unsere Aufgabe, uns als die Diener Gottes zu erweisen. Wundern wir uns nicht, dass an den Stellen, an denen Jesus gehasst wurde, auch wir gehasst werden. Es gab aber auch Menschen, die Jesus geachtet und geehrt haben. Auch wir kennen solche Menschen.

Es geht immer wieder durch viel Leid und Dunkelheit zur Herrlichkeit Gottes. An anderen Stellen kann sich Paulus ereifern für das Wort vom Kreuz, daran wir als Christen festhalten dürfen, dadurch wir allein unsere Seligkeit bekommen. Wir sind gerüstet und befähigt für alle Lebenslagen. Was ist eigentlich die letzte Befähigung, die wir bekommen? Es sitzt derjenige im falschen Dampfer, der meint, dass er selbst schon richtig lebt, aber die anderen alle falsch leben. Denn wer im richtigen Dampfer sitzt, der weiß, dass Jesus gerade auch für ihn gestorben ist und viel durchlitten hat, ja immer noch viel durchleidet. Damit kann er in rechter Weise Buße tun, in der Umkehr leben und damit die neuen Wege Gottes erleben. Als ein Diener Gottes steht er dann nicht mehr über den anderen, sondern unter ihnen und kann in Geduld den Auftrag Gottes ausführen. Bedenken wir allezeit die Aussage Jesu: Wer unter euch der Größte sein will, der sei euer aller Diener. Der wahre Diener Gottes hat Zugang zu den Mühseligen und Beladenen, die die Lasten des Lebens zu tragen haben. Er darf die Hilfen Gottes, die er selbst erlebt hat, auch weitergeben.

Nur weil wir selbst in all den Anforderungen des Lebens die Kraft Gottes erfahren, können wir in den Wogen dieses Weltmeeres bestehen, ohne unterzugehen; und dürfen die Menschen erretten, die in Seenot geraten sind. Nur durch die beiden Haupttaten Jesu: Vergebung und Erlösung, bekommen wir zum Leid der Menschheit das rechte Verhältnis und können die göttliche Hilfe bringen. Nur weil wir selbst von der Botschaft Jesu ergriffen sind, wir uns ganz von ihm erfassen und durchglühen lassen, dürfen wir manchen Menschen entscheidend helfen. Gott hat hierbei ein individuelles Programm für den einzelnen Menschen. Er will keine Gleichmacherei und Gleichschalterei. Seine Gerechtigkeit kann in den einzelnen Fällen und Situationen ganz verschieden aussehen und Auswirkungen haben. Aber das Große ist darin zu sehen, dass er dies uns zeigt und öffnet, jedem Einzelnen unter uns.

So dürfen wir wahrhaftig für alle Lebenslagen gerüstet und befähigt sein; als seine Diener darin leben, auch und gerade in den kritischen Phasen dieses Lebens. Da zeigt er uns seine Schleichwege des Evangeliums.

 

3) Die inneren verborgenen Werte unseres Christenlebens stehen oft den äußeren Werten entgegen. Wir werden verschrien als die Verführer und leben doch wahrhaftig; oft treten wir als die Unbekannten auf und werden doch schnell bekannt. Wir werden als die Sterbenden angesehen, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und werden doch nicht getötet; als die Traurigen und sind doch allezeit fröhlich; als die Armen, die aber doch viele reich machen; als die nichts haben und letztlich doch alles haben. Es sind die sog. „7“ Antithesen, die sich rein menschlich widersprechen. In den Augen der Menschen sind solche Aussagen paradox und niemals erstrebenswert. Aber als Christen erleben wir diese zwei ineinander verschränkten Existenzen: den äußeren und den inneren Menschen, den alten und den neuen Menschen. Sie sind die zwei Gleise, auf denen unser Lebenszug der echte Jesus- Nachfolge fährt.

Die Zahl "7" verdeutlicht die Gemeinde, in der Gott lebt. Sie setzt sich zusammen aus der Zahl "4" und "3": der Schöpfung mit den "4" Himmelsrichtungen, und dem Schöpfer in der "3"-erlei Gestalt Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist. Wenn es nun "7" Antithesen sind, dann will das verdeutlichen, dass man dieses Paradoxe: Gott in uns Menschen, in allen Lebenslagen wahrnehmen und ausleben kann. Für uns Christen kommt zu dem sichtbaren, greifbaren äußeren Leben das unsichtbare, nicht beweisbare innere Leben dazu. Aber gerade dieses innere Leben beeinflusst alle unsere Lebensgebiete. Da ist kein einziges ausgenommen. Und gerade das ist ja auch das Spezielle unseres Christseins. Wir nennen uns deshalb Christen, weil Christus in uns lebt. Wer das leugnet, kann kein Christ sein.

Als Jünger Jesu, Schüler Jesu stehen wir in der Schule des Glaubens. Und je beständiger unser Glaube, unser Vertrauen zu Jesus ist, desto mehr erfahren wir in unserem Alltag den großen Gott. Da kann der Druck des Alltags noch so groß sein, die Hilfen Gottes sind noch größer. Da können die Anfechtungen der Sünde noch so wüten, die Führungen Gottes lassen uns auch das bewältigen. Da können uns die Menschen viel zusetzen und anhaben, aber die Seele können sie uns nicht nehmen.

So wie eine Münze zwei Seiten hat, so hat auch das Christenleben zwei Seiten. Es ist nicht ein bisschen von dem einen und ein bisschen von dem anderen, sondern das eine leben wir ganz im andern. Wir stehen total fest mit beiden Beinen auf dieser Erde inmitten allen Forderungen und Aufgaben. Und doch sind wir wie Pilger unterwegs und wissen heute schon um unsere Staatsbürgerschaft Gottes.

Wer nur nach dem Äußeren geht, nach dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen, einer Gemeinde, der hat nicht das rechte Einschätzungsvermögen und Urteil. Als Christen dürfen wir hinter die Fassade blicken und zwischen den Zeilen lesen. Und somit können wir mit den inneren Nöten und Problemen der Menschen fertig werden.

Auch wenn unsere Wissenschaft große Leistungen vollbringt, so wird damit dennoch kein einziges Problem unserer Menschheit gelöst. Im Gegenteil vertut man damit viel Geld und Zeit. Als Christen haben wir andere Aufträge bekommen. Wir dürfen die eigentlichen Probleme der Menschen anpacken und lösen. Beides dürfen wir erkennen: Die Probleme und die rechte Art der Lösung. Und beides steht oft im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild des Menschen.

Letztlich phantasiert der Mensch, der nur das Schöne will. Als Christen weichen wir dem Unschönen nicht aus, denn wir wissen, dass dies Flucht vor der Verantwortung wäre. Aber wir wissen um die Schleichpfade der inneren Werte, die uns Gott gibt und öffnet; um diese inneren verborgenen Werte, die oft den äußeren Werten entgegenstehen.

 

So wird im Christenleben eine gewaltige Dynamik ersichtlich, mit der wir im täglichen Leben eine große Spannkraft bekommen, ein Durchhaltevermögen in allen Situationen. Und wir dürfen uns darin bewähren. Wir sind mit der unversiegbaren Energiequelle Gottes verbunden und können deshalb durchhalten und alle Herausforderungen bewältigen.