2.
Korinther 8,9; PREDIGT:
„ Ihr kennt
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich
würdet. “
Jesu Geburt ist Gottes große Liebespredigt, die
Geburtsstunde der Neuschöpfung Gottes. Jesu Geburt ist die Sternstunde unserer
Menschheit. Aber nur wir Christen bekommen diese Sternstunde mit. Es ist unser
großes Vorrecht, das wir mit keinem Menschen tauschen wollen. Denn damit ist Jesus
in uns geboren. Er nimmt in uns Gestalt an. Gerade seine Prägung, sein Reden
und Handeln tritt bei uns ganz stark zutage. Unser ganzes Leben zeugt von der Gegenwart
Jesu. Unter seiner Führung und durch sein Geleit wird jeder Christ zu einem
Original. Wir verstehen diese große Liebespredigt Gottes, nehmen sie an und
lassen diese zu Wort und zur Tat kommen.
Diese Sternstunde Gottes hat auf unser ganzes
weiteres Leben eine große Auswirkung. Da kann kommen, was will, an diese
Erlebnisse halten wir uns und wollen sie nicht mehr vermissen.
Eigentlich wären wir von allen Menschen zu beneiden.
Aber leider erkennen dies nur die Insider, die Eingeweihten. Und gerade diese
dürfen alle einzeln ebenso ähnliche Erlebnisse haben.
Die Fülle von Weihnachten ist so vielschichtig und
groß, sodass wir alle Jahre unseres Lebens damit an kein Ende kommen. So nehmen
wir uns die Zeit, aus dieser Fülle Gnade um Gnade zu schöpfen. Sie geht nie zur
Neige. Gott sorgt für ständigen Nachschub. Und wir kommen darüber ins Staunen
und werden zu sehr dankbaren und lebensfrohen Menschen.
Gott will, dass wir seine Fülle ausnützen,
gebrauchen und einsetzen. Hier schöpfen wir immer aus dem Vollen. So haben wir
allezeit volles Genüge, sodass wir gerne auf alle
sonstigen Angebote dieser Welt verzichten können. Diese haben wir nicht mehr
nötig. Denn sie kommen bei weitem nicht an das heran, was uns Gott bietet und
schenkt.
Für uns Christen hören in der Folgezeit nach
Weihnachten diese Erlebnisse nicht auf, sondern jetzt geht es erst recht weiter.
Diese Erlebnisse werden vertieft, auch geläutert und kommen zum Reifen. Daraus
entstehen die Früchte des Geistes, unseres geistlichen Lebens, die uns sehr
viel bedeuten.
Inzwischen läuft diese Neuschöpfung Gottes über 2000
Jahre. Das Evangelium ist auf unserer Erde weit gestreut und verbreitet. Sehr
viele Menschen wurden davon ergriffen und bringen diese Botschaft ihren
Mitmenschen. Und jeder hat seine eigene Geschichte mit Jesus Christus: Jeder erkennt die Gnade unseres Herrn Jesus
Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um
unseretwillen, damit wir durch seine Armut reich würden!
Es sind drei klare Aussagen, die hier Paulus nennt:
1) Wir wissen Bescheid über die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. 2) Wir
leben, wie Jesus, die geistliche Armut. 3) Jesus beschenkt uns mit dem
geistlichen Reichtum.
1) Wir wissen Bescheid über die Gnade unseres Herrn
Jesus Christus. Das ist für uns ein großes Vorrecht. Dieses Wort „Gnade“ sollte
für uns kein abgegriffenes Wort, kein abgegriffener Begriff werden,
über das wir nicht mehr viel nachdenken und dieses für selbstverständlich
nehmen. Es darf uns immer wieder froh und glücklich stimmen, dass uns Jesus
diese Gnade gibt, gratis, ohne Vorbedingung. Es ist lediglich unsere
Bereitschaft und Öffnung nötig, damit wir darin einsteigen dürfen.
Zu Weihnachten ist die Bescherung, das Schenken von
Geschenken, üblich. Der Grund dafür liegt in der Gnade Jesu, der uns mit dieser
Gnade reich beschenkt. Das ist sein Geschenk zu Weihnachten an uns. Er
begnadigt uns und er begnadet uns mit seinen Geistesgaben oder mit den Früchten
des Geistes.
Kinder können zu Weihnachten ganz leuchtende Augen
bekommen. Und wir kennen dieses Verhalten für uns auf geistlichem Gebiet. Es
ist eine spannungsgeladene Freude über die Zusagen, Geschenke und Gegenwart
Jesu in unserem Leben.
Maria und Josef hatten damals die Zusage der großen
Gnade Gottes, dass sie diesen Messias zur Welt bringen dürfen. Aber die
augenblicklichen Tatsachen sprechen total dagegen: die weite Reise und die
Geburt in einem ganz armen Stall. Wo bleibt da die Gnade? Wo ist da die Gottessohnschaft
Jesu zu erkennen? Erst als die Hirten und die Weisen kamen, erfuhren sie, dass
bei der Geburt eine Heerschar von Engeln unterwegs war und dass der ganze
Kosmos und die Sternenwelt daran Anteil nahmen. Das war für sie eine unsagbar
große Bestätigung der Verheißungen über diesem Kind Jesu. Das gab ihnen wieder
Zuversicht und Mut für ihr weiteres tägliches Leben.
Ähnliche Erlebnisse, bezogen auf unseren Alltag,
dürfen auch wir haben. Da geschieht vieles, was uns momentan stutzig macht. Und
wir meinen, dass über dem, das wir von Gott erfahren haben, jetzt alles aus und
nichtig ist. Und dann kommen wieder Momente, bei denen sich die Verheißungen
Gottes bestätigen. Dann hadern wir nicht mehr mit Gott. Sondern wir nützen die
Chancen Gottes, die wir in jeder Situation unseres Lebens entdecken dürfen. Darin
sehen wir das große Vorrecht, das uns Gott in seiner Gnade zukommen lässt.
Darüber wissen wir, dass uns Gott ganz gewiss führt und leitet und unser Leben
zur rechten Vollkommenheit führt. So sind und bleiben wir dankbar über die
Gnade unseres Herrn Jesus Christus.
2) Wir leben, wie Jesus, die geistliche Armut. Bei
der ersten Seligpreisung der Bergpredigt heißt es: Selig sind die geistlich Armen. Und beim Christuslied, Philipper 2,
heißt es: Jesus entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach
als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz. Jesus hat ja nicht sein „Gott- Sein“ aufgegeben,
sondern sein „Gott- Gleich- Sein“, all seine göttliche Herrlichkeit, seinen
göttlichen Glanz, seine Atmosphäre des himmlischen Hofstaates. Er gab sich
herab in unsre Schicksalsgemeinschaft. Das war für ihn ein gewaltiger Abstieg,
sodass er von den irdischen Führern und Gewaltigen nicht als der Christus und
Herr erkannt und wahrgenommen wurde. 33 Jahre später hat er den Jüngern, die ja
seine eigentliche Gestalt erkannt hatten, die Füße gewaschen. Es war ein Akt
seiner Demut und Hingabe und seines Dienstes an ihnen.
So ist diese geistliche Armut auch für uns Christen
eine selbstverständliche Lebensweise und Aufgabe, die wir immer wieder neu
praktizieren und ausleben. Wir leben dabei nicht großartig oder gar großspurig.
Bei dem allgemeinen Treiben der Spassgesellschaft sind wir nicht zu finden.
Sondern es genügen unsere momentanen Möglichkeiten, die wir haben. Wo man uns antrifft,
das ist oft eine armselige Gemeinde, ein kleines Häufchen eines Gemeinde- oder
Hauskreises; beim Besuch bei einem Kranken, Einsamen, Alten, Gefangenen; bei
der Hilfe für die Notleidenden. Wo großes Leid vorherrscht, bringen wir einen
Hoffnungsschimmer.
Aber wir haben dabei etwas Wertvolles anzubieten:
Wir bringen dabei immer die zwar schlichte, aber doch frohmachende Botschaft
des Evangeliums. Allezeit dürfen wir Vorbilder für das wahre Leben sein. Durch
uns darf es unserem Nächsten leichter fallen, ebenso an Gott zu glauben und
seine Angebote anzunehmen. Da spüren wir die Tatsache, dass Geben seliger ist
als Nehmen. Auch uns selbst bereitet es große Freude, wenn es uns gelungen ist,
dem anderen etwas Gutes, Überraschendes, Erfreuliches
und Mutmachendes zukommen zu lassen.
Geistliche Armut war zu Weihnachten auch der
Aufbruch der Hirten und Weisen. Die Botschaft Gottes ließ sie nicht sitzen,
sondern es war ihr größtes Anliegen, das Erfahrene auch zu befolgen und in die
Tat umzusetzen. So geht es für uns auch weniger darum, am Weihnachtsfest genüsslich
zu träumen, obwohl das stückweit schon sein darf. Aber dann machen wir uns auf,
um das auszuführen und auszuleben, was uns Gott zugesprochen hat, was wir von
Gott erfahren haben. So leben wir, wie Jesus, die geistliche Armut.
3) Jesus
beschenkt uns mit dem geistlichen Reichtum. Bei der ersten Seligpreisung heißt
es; …, denn ihrer ist das Himmelreich! Damit
ist ein großer Reichtum angesprochen und gemeint. Und beim Christuslied heißt
es: Weil Jesus so arm geworden ist, darum
hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen
ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel
und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass
Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters. In einem Lied
heißt es: Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein höchsten Bord.
Jesu Reichtum inmitten seiner Armut bestand in
seiner inneren Verbindung mit seinem himmlischen Vater. Für uns darf das unsere
innere Verbindung mit Jesus Christus sein. Diese Gegenwart Jesu in unserem
Leben stellt ja auch das größte Wunder dar, das es gibt. Unsere Erlebnisse mit
Jesus Christus sind immer etwas sehr Erfreuliches und Großes. Da bekommen wir
seinen großen Reichtum und Schätze anvertraut. Es sind innere Größen, die aber
nach außen eine große Strahlkraft haben. Z.B. werden im Galaterbrief diese
Größen als die Früchte des Geistes bezeichnet: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut
und Keuschheit. Das sind mobile Reichtümer, die wir überall mitnehmen
können und dürfen. Wo wir gerade leben und wirken, kommen diese Reichtümer zum
Tragen und zur Auswirkung.
Eine Art dieses Reichtums ist die Atmosphäre der
himmlischen Welt Gottes, der Wolke von Zeugen, die uns umgeben. Durch sie haben
wir wahrhaftig eine helle, freundliche und gute Atmosphäre, die uns Gott
schenkt.
Zu einer weiteren Art dieses Reichtums gehört die
geistliche Waffenrüstung, Epheser 6, die uns Gott anvertraut. Dadurch gibt uns
Gott alles, damit wir uns in dem uns aufgetragenen Dienst frei bewegen können.
Jemand hat gesagt, dass unser Leben so viel wert
ist, wie es Dienst ist. Beim Diakonissenspruch Löhe heißt es: Ich diene weder um Lohn noch um Dank,
sondern aus Dank und Liebe. Mein Lohn ist, dass ich dienen darf. Unser Predigttext
steht inmitten der Aufforderung des Paulus an die Korinther zu Geldspenden für
die Jerusalemer Gemeinde. So sind wir auch auf diesem Gebiet bereit, unseren
Obolus, unseren Zehnten zu geben, wo es uns für sinnvoll und von Gott geheißen
erscheint.
So hat der geistliche Reichtum auch viele Auswirkungen
auf unser äußeres Leben und Dienen. Gott hat uns ja als die rechten Verwalter
über das gestellt, das uns anvertraut ist.
Die Geburt Jesu ist für uns die große Liebespredigt
Gottes, die Geburtsstunde der Neuschöpfung Gottes, die Sternstunde unserer
Menschheit. Die Botschaft von Weihnachten beinhaltet eine große Fülle, sodass
wir alle Jahre unseres Lebens damit an kein Ende kommen. Aus dieser Fülle
dürfen wir Gnade um Gnade schöpfen. Sie geht nie zur Neige. Und wir kommen
darüber ins Staunen und werden zu sehr dankbaren und lebensfrohen Menschen.