2. Petrus 3,8-13; Predigt:

 

„ Eins sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. “

 

Was erwarten wir von unserem Gott? Haben wir überhaupt eine Erwartung? Kennen wir die Sehnsucht nach der himmlischen Welt? Gerade am letzten Sonntag des Kirchenjahres geht unser Blick auf die Ewigkeit Gottes. Als Christen wissen wir, dass nach unserem Lebensende nicht alles aus ist, sondern ein Leben in einer viel größeren Dimension und Herrlichkeit auf uns wartet, uns erwartet. Und zu unseren Lebzeiten bereiten wir uns darauf vor. Es hat jemand gesagt: Wenn wir nicht zu unseren Lebzeiten den Himmel Gottes erleben, dann erleben wir ihn auch nicht nach unserem Tode.

Der Heilige Geist gibt uns heute schon einen Vorschuss von dem Zukünftigen. Wir dürfen schon einen Vorgeschmack davon haben. Es darf uns schon die Vorfreude beflügeln, ereifern und faszinieren. Da ist Gott nicht schofel, sondern sehr freizügig. So viel wir verkraften können, legt er uns seine Herrlichkeit in unseren himmlischen Einkaufswagen. Und das können wir in unsrem Alltag ganz gut gebrauchen und einsetzen. Lassen wir uns das nicht zweimal sagen. Greifen wir zu. Wir greifen nicht ins Leere, sondern ins Volle. Es bedeutet uns sehr viel. Erwarten wir das von Gott? Wohl uns, wenn uns das etwas zu sagen hat.

Wir rechnen mit der Wiederkunft Christi. Da lassen wir uns nicht von den Spöttern beeindrucken, wie hier der Schreiber des Petrusbriefes. Denn nur der, der zuletzt lacht, lacht am besten. Die Spötter werden uns noch einmal beneiden, wenn sie merken, dass ihr Spott falsch war. Als Christen wissen wir um die Realität Gottes. Heute schon haben wir die Verbindung zu ihm. Durch das Wort Gottes und das Gebet holen wir uns Rat, Antwort, Anweisung und Weisheit von ihm. Dabei sind uns die Gebote Gottes sehr hilfreich. Sie geben uns für alle Lebensgebiete fest abgesteckte Anweisungen. Darin sind uns solch große Freiräume gegeben, die wir sinnvoll gestalten und ausfüllen dürfen. Damit können wir wahrhaftig zum erfüllten, gottgewollten Ende unsres Lebens kommen.

Wir wissen, dass am Ende die Ewigkeit steht; dass nach unserem Tod das ewige Leben anbricht. Das bedeutet uns heute schon sehr viel. Nach jedem Ende kommt ein neuer Anfang. Z.B. nach der Schule kommt die Lehrzeit oder das Studium. So gibt es verschiedene Klassenziele, Lebensziele, wobei sich eins auf dem anderen aufbaut. Jede Phase ist wichtig, damit die nächste Lebensphase kommen kann. So gibt es nach jedem Zerbruch einen Aufbruch, nach der Traurigkeit mit Tränen die Freude mit Lachen, nach dem Schrecklichen das Erfreuliche, nach jeder Anstrengung die Belohnung, nach jedem Kreuz die Seligkeit. Und so könnte man diese Reihe fortsetzen. Als Christen leben wir nicht lebensfremd, sondern wir holen das Beste aus unserem Alltag heraus. Dazu gibt uns der Predigttext drei Hilfen: 1) Wir denken im Zeitmaß Gottes, denn Gottes Uhren gehen anders. 2) Wir nützen die Geduld Gottes, denn Gottes Eile hat Weile. 3) Wir freuen uns schon heute auf Gottes neue Welt, denn sie ist jetzt schon im Kommen und im Werden.

 

1) Wir denken im Zeitmaß Gottes, denn Gottes Uhren gehen anders. Noch ist Gnadenzeit. Und wir Christen kaufen die Zeit aus. Wir nützen die uns zur Verfügung stehende Zeit und verschlafen nicht die Chancen, die darin enthalten sind. Damit erleben wir, dass es eine erfüllte Zeit ist, die uns sehr viel bedeutet.

Den heutigen Sonntag nennt man den Ewigkeitssonntag. Viele Menschen sind von der Weltuntergangsstimmung geprägt. Wir dagegen denken im Zeitmaß der Ewigkeit. Dafür nennt der Predigttext zweierlei: Zuerst heißt es: 1000 Jahre sind wir ein Tag. Z.B. die sieben Tage der Schöpfung können eben 7000 Jahre oder 7 Millionen Jahre sein. Da hat Gott viel Zeit, damit seine Vorhaben auch entstehen und zur Vollendung kommen können. Aber es wird auch genannt, dass ein Tag wie 1000 Jahre zählen können. Z.B. die Auferstehung Jesu zählt für alle Jahrtausende. Sie ist für alle Christen zu allen Zeiten aktuell. Weil wir ja keine 1000 Jahre leben, so kann aber dennoch für uns ein Erlebnis mit Gott Bedeutung für unser ganzes Leben haben. Ein markantes Beispiel dafür ist die Bekehrung des Paulus. Als er die Christen verfolgte, erlebte er vor Damaskus Christus selbst und wurde dann zu einem Christen. Es war für ihn ein Schlüsselerlebnis, daraufhin er sein ganzes Leben änderte. So etwas ist möglich. Die Konfirmation darf solch ein Schlüsselerlebnis sein; ein Tag, der nicht nur das ganze Leben prägt, also ca.. 70 Jahre, sondern unsere ganze Ewigkeit. Glaube es: Gott hat mit jedem von uns etwas vor. Finde heraus, wo dein Platz ist. Das gilt nicht nur für den Beruf, die Ehe und Familiengründung; sondern erst recht für die Kirchengemeinde. Aus einem Konfirmandenkreis entsteht dann ein Jugendkreis. Praktizierende Christen finden zusammen in der Gemeindearbeit oder in einem Hauskreis. Als Christen nützen wir das von Gott Gegebene.

Im Rückblick vergeht die Zeit oft wie im Fluge. Umso wichtiger ist es, in rechter Weise auf das Ziel unseres Lebens zuzusteuern. Und wir Christen leben nicht auf unseren Untergang zu, sondern auf die herrliche Ewigkeit. Wir genießen nicht das Leben, weil wir morgen tot sein können. Sondern wir geben unser Leben in die Hingabe, weil dadurch Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde gründet und zur Vollendung führt. Gerade unser Todeshorizont bricht auf zu einer neuen Hoffnung des ewiggültigen Lebens. So denken wir im Zeitmaß Gottes, denn Gottes Uhren und Vorstellungen gehen anders.

 

2) Wir nützen die Geduld Gottes, denn Gottes Eile hat Weile. Gott kennt keine Hektik, aber auch keine Schläfrigkeit. Und wir Christen sind keine Hektiker oder Schlafmützen. Gottes Mühlen mahlen zwar langsam, aber doch trefflich fein.

Gott hat viel Geduld mit uns. Es ist unser großer Vorteil, dass er mit einer Eselsgeduld uns seine Anliegen und Aufträge nahe bringt. Wie viele Fehler haben wir schon gemacht. Wie oft sind wir schuldig geworden und seinem Auftrag ausgewichen. Wie oft haben wir die Gelegenheiten Gottes nicht genützt. Gottes Geduld besteht in der Vergebung und Erlösung. Ein unter Gottes Gnade gereiftes Leben ist nicht besser als die anderen Menschen. Aber solch ein Mensch hat gelernt, in jeder Situation sich auf Gott zu verlassen und nie mehr den Weg Gottes zu verlasen. Er bleibt in der Reihe der Jesus- Nachfolger stehen und weicht nicht mehr vom Weg ab.

So weit es an uns liegt, füllen wir unseren Platz ganz aus. Und was nicht an uns liegt, überlassen wir ganz Gott und pfuschen ihm nicht ins Handwerk. Beides ist eine Kunst, die gelernt sein will, und die wir erlernen dürfen. Gerade mit der Geduld Gottes kommen wir am besten weiter. Während wir mit unserer Ungeduld nur alles zerschlagen und vernichten würden, was Gott sich vorgenommen und geschaffen hat. Deswegen ist der Aufruf zur Geduld und Demut eine wichtige Lebenshaltung für uns Christen. Wenn schon Gott so geduldig ist, dann sollten auch wir es sein.

Es ist ganz wichtig, was wir heute tun und wie wir uns heute verhalten. Denken wir an einen Glockenguss. Da wird mit viel Mühe und Arbeit eine Form gebaut. Und diese Form bestimmt dann das Aussehen und den Ton der Glocke. Nachdem das Erz eingegossen worden ist, wird die Form zerbrochen und weggeworfen. Dafür steht eine Glocke da, die ganz genau die Abdrücke der Form hat. Das ist doch ein herrliches Bild für unser Erdenleben. Unser Leben lang, sagen wir einmal 80 Jahre, wird solch eine Form gebaut. Jede Tat unseres Lebens gräbt sich da ein. Bei unsrem Tod wird das Erz eingegossen und die Form weggeworfen. Dennoch ist etwas entstanden, das ganz genau ein Ebenbild unseres Erdenlebens trägt. Dieses Bild verdeutlicht uns die Verantwortung, die wir für unser ganz persönliches Leben haben. Und Gott hilf uns gewaltig bei der Bewältigung unseres Lebens. Wie wichtig ist da seine Geduld. Wie wesentlich ist seine Vergebung für alle unsere Untaten, denn diese erscheinen dann nicht mehr in der Glocke.

Wir nützen die Geduld Gottes, denn Gottes Eile hat Weile.

 

3) Wir freuen uns schon heute auf Gottes Neue Welt, denn sie ist jetzt schon im Kommen und im Werden. Und wir dürfen mitten dabei sein.

Rechte Christen sind keine lahmen Enten, sondern lebendige Glieder am Leibe Christi. D.h. So wie wir aktiv sind in der Schule, im Beruf und in der Familie, so kennen wir eine übergeordnete Aktivität in der Gemeinde, im Jugend- und im Hauskreis. Uns ist es ein innerstes Anliegen, ganz, gern und gleich all das zu tun, was wir von Gott wissen, dass wir es tun sollen. Was uns da drängt, ist allein die Liebe Gottes, die Agape. Und gerade diese Liebe macht finderisch und erfinderisch. D.h. wir finden den Weg zu den Menschen und wir finden Hilfen für die einzelnen Situationen des Menschen. Beides ist wichtig, - finderisch und erfinderisch zu sein -, denn Gott will nicht eine Gleichschalterei, sondern er will Originale aus uns machen. Ganz individuell führt er uns seine Wege. Da gleicht keiner dem anderen. Und doch ist ein Gesamtkonzept vorhanden, das Gott durch uns zur Vollendung führt.

Jedes Lebensalter hat seinen Sinn, Inhalt und Ziel. Finden wir heraus, was für uns zutrifft und geben dafür alles dran. Das ist dann wichtig für den Bau des Reiches Gottes. Dann wird auch unser Leben nicht langweilig, aber auch nicht hektisch. Dann kennen wir keine Resignation, aber auch keine Überlastung. Dann gibt es keine Ämteranhäufung auf eine Person, denn jeder trägt seinen Teil der Verantwortung und füllt seinen Platz ganz aus.

Können wir uns auch freuen, wenn wir Schweres erleben? Ich denke: Ja! Auch da hilft uns die Schrift, die sagt, dass das Schreckliche nur eine gewisse Zeit dauert, die Herrlichkeit aber eine Ewigkeit. Das ist keine Vertröstung, sondern reelle Hilfe im täglichen Leben. Es kann uns manches hart treffen, darüber wir sehr traurig sind. Das dürfen wir nicht verdrängen. Aber wir dürfen es vor Gottes Angesicht bewältigen. Wir dürfen uns darin bewähren, es überwinden. Es ist eben einer der Geheimnisse Gottes, dass das Weizenkorn in die Erde fallen und ersterben muss. Nur dann entsteht daraus ein neues Leben. Die Form des Glockengusses muss zerbrechen. Aber es ist inzwischen etwas Neues entstanden, das viel wertvoller als die Form ist. Paulus sagt zur Taufe, dass dies ein Sterben und Auferstehen ist. Und Dr. Martin Luther sagt dazu, dass dies ein tägliches Geschehen darstellt: Täglich muss unser Alter Adam sterben, damit täglich der Neue Adam auferstehen kann. Auch Jesus musste am Karfreitag erst sterben, damit am Ostersonntag unser aller Erlösung kommen konnte. So hat auch alles Schwere die Chance Gottes in sich. Deshalb können wir uns in jeder Situation unseres Lebens der Neuen Welt Gottes erfreuen, die jetzt schon im Kommen und im Werden ist.

 

Was erwarten wir von unserem Gott? Als Christen wissen wir, dass mit dem Jüngsten Tag nicht alles aus ist. Gerade in unserer Todesstunde erleben wir die vollkommene Bestätigung unseres Glaubens. So denken wir im Zeitmaß Gottes. Wir nützen die Geduld Gottes und freuen uns auf die Neue Welt Gottes. Für uns ist das eine täglich Hilfe, auch wenn die Spötter heute noch darüber lachen.