Epheser 2,4-10; 2. Predigt:

 

" Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht, - aus Gnade seid ihr selig geworden -; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. "

 

Als Christen dürfen wir ein gottnahes Leben füh­ren. Es ist keine gewagte Aussage, wenn man behauptet, dass es nur zwei Möglichkeiten von Lebensbewältigungen gibt: Von der Sicht Gottes aus lebt man entweder im Abseits oder in seinen Bahnen. Je­denfalls das eine steht fest: Es kann nichts gegen Gott unternommen werden. Sondern wir können höchstens ohne ihn leben. Denn das, das sich Gott seit 2000 Jahren aufbaut, ist dem Zugriff seiner Gegner verborgen. Nur den Jesusnachfolgern öffnet er dieses Leben. Die einzige positive Konsequenz, die sich daraus ergibt, ist: ein gottna­hes Leben zu führen! Das ist das Beste für uns Menschen. Lassen wir uns nie von denen betören, die das Ge­genteil sagen. Denn daraus entspringt nur Hass und Neid, Leid und Streit, Krieg und Tod. Und Gott will das nicht. Es zählt bei ihm auch nichts, so großspurig sich die Menschen auch geben.

Nur das, das aus Gott geboren und durch ihn in unserem Leben ge­worden ist, hat Bestand. Nur das prägt positiv und in guter Weise unsere Zeit und Ewigkeit. Nur damit können wir auf unsere Welt und Umwelt den bestmöglichen Einfluss ausüben.

Von dieser Sicht her gesehen ist unsere konsequente Nachfolge sehr sinnvoll. Alle anderen Lebensbewältigungen fallen irgend­wann ein­mal wieder in sich zusammen. Als Christen sehen wir die Sache Gottes und unsere Sache nicht mehr als getrennte Angelegenheiten an. Für uns gehört das zusammen. Wir dürfen in Gott aufgehen und Gott geht in uns auf. das ist etwas Herrliches und Überwältigendes. Eine noch höhere Lebenserwartung gibt es nicht mehr. Das ist die höchste Stufe, die wir im Leben einnehmen können. Also zögern wir nie, sondern leben wir das in konsequenter Weise. Das ist eine noble Sache, der Adel der Jesusnachfolger.

So können wir uns in dieser Richtung viele Fragen stellen: Auf wel­ches Hauptziel gehen wir zu? Was hat in unserem Leben Vorrang? Was ist das Grundmotiv all unseres Handelns, Wirkens und Einsat­zes? Kennen wir überhaupt ein Ziel unsres Lebens, auf das es sich lohnt, zu zu leben? Kennen wir im Alltag unseres Lebens diesen Gott, der in Liebe für uns entbrannt ist? Trauen wir es ihm zu, dass nur er uns seine Zufälle und Schicksale zufallen lässt und schickt? Überlassen wir ihm das Ruder und Steuer unseres Lebens? Ist er wahrhaftig das "A" und "O" unsres Lebens? Führen wir dieses gottnahe Leben?

 

Man nimmt an, dass dieser Predigttext aus Epheser 2 in der Urge­meinde ein Teil der Taufliturgie war. Die Erwachsenen, die ge­tauft wurden, sprachen diesen Text. Der Liturg unterbrach sie dabei zweimal:

 

Die Täuflinge: " Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in sei­ner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht! "

Der Liturg: " Aus Gnade seid ihr selig geworden! "

Die Täuflinge: " Gott hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten er­zeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. "

Der Liturg: " Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glau­ben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. "

Die Täuflinge: " Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. "

 

In diesem Text geht es um Grundaussagen in zweierlei Richtungen: Es sind Grundaussagen über Gott und über uns Christen; Grundaus­sagen über das Verhalten Gottes zu uns und über unser Verhalten zu Gott!

 

1) Gottes Werk ist zuerst einmal davon geprägt, dass er eine große Liebe zu uns hat. Er ist uns barmherzig und gnädig zugewandt. Er weckt uns auf und macht uns lebendig und selig. Er setzt uns im Himmel ein. Das sind die großen Gnadengaben Gottes an uns. Solche reichhaltige Angebote haben keine Religion, Sekte oder Weltanschauung zu bieten. Gott ist es nicht egal, was mit uns Men­schen ge­schieht. Er versucht alle möglichen Wege, um uns sehr nahe zu kommen und uns aus unseren verkehrten Wegen zu erretten. Weil er den vollen Überblick hat und ihm alles zur Verfügung steht, lässt er sich immer wieder etwas Neues einfallen, damit unter uns Menschen auch sein Wille geschehen kann. Ihm ist nichts lie­ber, als dass er Menschen sieht, die sich ihm ganz öffnen und ihm hingegeben sind. Diese gebraucht er dann für das Kommen seines Reiches. Diese sind ihm für sein Projekt, das das größte auf dieser Erde ist, sehr willkommen.

Täuschen wir uns nie über unseren Gott. Er lässt sich nie von uns Menschen an der Nase herumführen. Es ist lächerlich, wenn Men­schen meinen, diesen Gott ausschmieren zu können. Das geht nie. Er ist und bleibt allezeit die höchste Autorität.

Gott ist ja keine von uns erdichtete Größe, sondern die einzige realistische Größe, die uns alles gibt, was wir zum Leben und zum Sterben brauchen. Vor allem die so benötigte innere Erfüllung schenkt er uns alle Tage neu. Er gibt uns die Stärkung für den näch­sten Lebensabschnitt; seine Kraft, Weisheit und Vollmacht zur Le­bensbewältigung.

Gott ist schlauer, mächtiger, konsequenter und einfallsreicher, als es wir Menschen sind. Ohne ihn kommen wir oft mit unseren eigenen Plänen nicht weit; fallen wir manchmal gewaltig auf die Nase und haben es dann schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Aber mit Gott wird unser Leben sehr reich und lebendig. Da haben wir zur himmlischen Welt Verbindung, dessen guten und lichten Mächte uns ganz umgeben. Da müssen wir uns nicht mehr müh­sam durchs Leben schlängeln und mogeln. Sondern da werden wir von der Güte, Gnade und Barmherzigkeit Gottes so stark überschüttet, sodass wir im Leben eine Aufgabe nach der anderen bewältigen und durchstehen können. Gott gibt uns seine Anweisungen, seine Leuchtspur, seine Lebensfreude, seine Hoffnung und Vielfältigkeit. Das ist so überwältigend, sodass kein Wässerchen uns mehr die Lebensfreude trüben kann. Wir können nur über diese Größe Gottes staunen und uns ihr ganz anbefehlen.

Es heißt hier auch, dass uns Gott im Himmel einsetzt. Paulus sagt an anderer Stelle, 2 Ko 12,2ff: " Ich wurde in den dritten Himmel ent­rückt, in das Paradies, und hörte unaussprechliche Worte.... " Sind nicht unsere Sehnsüchte davon geprägt, dass himmlische Zu­stände eintreten?!! Nur wir Christen bekommen dazu Zugang. Auch das will uns Gott schenken und vermitteln. Da müssen wir uns nicht un­bedingt auskennen oder gar Spezialisten sein. Es genügt uns, dass wir darum wissen.

Alles, was Jesus seit 2000 Jahren vollbringt, das man mit Neuschöpfung bezeichnet, geht in diesen Himmel Gottes ein. Darin leben die Engel, die Heiligen und die Seligen. Und Gott will, dass die Tische, die im Himmel stehen, alle voll werden. Dazu lädt er auch uns ein. Und wer dazu bereit ist, der darf heute schon einen Vorgeschmack und eine Vorfreude haben. Der Heilige Geist gibt uns hierzu einen Vorschuss, eine Anzahlung, eine Erstlingsgabe.

Vom Propheten Elisa wird erzählt, dass bei einer Belagerung Israels (2 Kö 6) mehr Boten Gottes da waren als fremde Krieger und somit dem Krieg gewehrt wurde. So darf sich jeder Christ sehen: Wenn wir auch wenige sind, durch den Himmel Gottes sind wir immer mehr, in der Überzahl und Übermacht. Nur deshalb sind die Märtyrer der Same der Kirche. Wenn wir im Himmel eingesetzt sind, dann heißt das, dass nichts in unserem Leben umsonst durch­lebt wird. Die kämpfende Gemeinde ist immer von der triumphie­renden Gemeinde, die im Himmel ist, umgeben. Und auch wir sind auf dem besten Weg dahin.

Mit der Taufe und unserem Glauben erfahren wir dieses Verhalten Gottes zu uns.

 

2) Wie sieht nun unser angemessenes Verhalten zu Gott aus? Es genügt unser Glaube, also unser Vertrauen zu Gott. Jedenfalls sind dafür nicht unsere Werke nützlich. Denn es ist immer Gottes Werk. Es genügt, wenn wir im Vertrauen klar und eindeutig in den von Gott bereiteten Wegen wandeln. Das ist unser angemessenes Verhal­ten zu Gott!

Natürlich will uns Gott in Aktion sehen. Denn unsere Jesusnachfolge ist von ihm gewollt. Dazu hat er alles bereitet und geöffnet. Haben wir nie Ausreden, sondern die ganze Bereitschaft, in den Bah­nen und Wegen Gottes zu leben. Auch wenn uns die Men­schen als die Dummen und Unmündigen verschreien, sind wir dennoch die professionellen Benützer der Gnadengaben Gottes.  Deshalb be­zeichnet man das dabei Erlebte als das Geheimnis des Glaubens. Es ist und bleibt ein Geheimnis, in das aber wir Christen eingeweiht werden und es somit auch zu unserem Geheimnis wird. Mit unserer Jesusnachfolge werden uns diese Türen und Bereiche geöffnet. Inmitten unserer sichtbaren, irdischen Welt erleben wir dann die verborgene, himmlische Welt.

Wer einmal über Gott ins Staunen gekommen ist und von ihm über­wältigt wurde, der setzt sich für die Sache Gottes ein. Wer aus der Fülle Gottes schöpft, der hat etwas, das er austeilen und weitergeben kann. Wer von Gott ein gültiges Los bekommen hat, besitzt damit ein reiches, himmlisches Guthaben. Wer sich von Gott das Herz, die Augen und die Ohren hat öffnen lassen, der weiß, wie er sich im Le­ben zu verhalten hat. Solch ein Mensch wird nicht mehr vom Egoismus getrieben und geschüttelt, vom Ehrgeiz oder irgend welchen Machtbestrebungen. Er nimmt sich selbst nicht mehr so wichtig, weil er durch Gott eine so wertvolle Größe geworden ist, die ihm nicht mehr genommen werden kann.

Natürlich sind wir noch keine fertigen Christen. Dringendst benö­ti­gen wir täglich die Unterweisung Gottes. Allezeit sind wir Jün­ger, Schüler, Auszubildende, Studierende, Suchende und Forschende. Wir haben es sehr nötig, nach Gottes Rat und Willen zu fragen.

Gottes Wille bricht sich immer wieder neu. Es hat keinen Sinn, sture Gesetzlichkeiten aufzustellen, denn damit kommen wir nicht weiter. So gilt es, allezeit achtsam zu sein und zu leben. Es gilt, mit den Menschen sehr behutsam umzugehen. Gehen wir lieber mit uns selbst mehr ins Gericht, als mit unseren Nächsten. Denn die üble Wurzel des Ehrgeizes und der Überheblichkeit steckt noch tief in uns. Sie ist noch nicht ganz ausgerottet und rührt sich immer wieder. Auch hierfür gibt uns Gott Umkehr, Korrektur, Zurechtweisung und eine positive Erziehung. Nur dann, wenn wir selbst dazu bereit sind und es an uns geschehen lassen, können wir auch für andere echte Vorbilder sein. Das ist hier gemeint, dass wir nicht aus Werken selig werden, sondern nur durch den Glauben.

Gott gibt uns ganz klare Vorgaben. Wir alle wissen sehr viel von ihm. Gut tut es uns, wenn wir uns auch daran halten, was wir wissen. Jesus sagt bei er Fußwaschung, Jh 13: So ihr solches wisset, se­lig seid ihr erst, wenn ihr es auch tut. Und Paulus sagt im Galater­brief (5): Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wan­deln! Es ist ja alles von Gott vorbereitet. Wir brauchen nur Schritt für Schritt das von Gott Bereitete aufnehmen und einsetzen. Vers 10: Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen!

 

Lassen wir uns das nicht zweimal sagen, sondern ergreifen wir al­le­zeit dieses gottnahe Leben. Lassen wir uns nie ins Abseits abdrängen, sondern bleiben wir auf den Wegen Gottes. Als die Jesusnachfolger kennen wir die gottgewollten Konsequenzen, die wir alle der Reihe nach beachten und ergreifen. Wer getauft ist und im Glauben stehen bleibt, der wird selig. Das gebe Gott uns allen.