Epheser 3,2-3a.5f;     Predigt:

 

 

 

„ Ihr habt gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch gegeben hat: Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden. Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium. “

 

Übertragung nach Jörg Zink:

 

„ Ihr habt gehört, auf welche Weise ich das Wort von Gottes Freundlichkeit weitersage, das mir für euch anvertraut ist. Ihr wisst, dass mir Gott das Geheimnis durch eine besondere Offenbarung aufgeschlossen hat. Es ist ja unerhört neu. Die Menschen haben zu keiner Zeit und in keiner Generation davon wissen können. Erst seinen heiligen Aposteln und Propheten hat Gott es zugänglich gemacht, indem er ihnen seinen Geist verlieh. Das ist das Neue, dass auch die gottfernen Völker Söhne Gottes sein sollen, Gottes Hausgenossen, und dass sie teilhaben sollen an allem, was Gott versprochen hat, dadurch, dass Christus für sie eintrat und sie das Evangelium hörten. “

 

Das Epiphaniasfest bedeutet Erscheinung, mit der uns das Geheimnis Gottes aufgehen soll. In dieser Richtung haben wir Christen Erleuchtungen. Das macht ja unser Christsein aus. Immer wieder einmal geht uns ein Licht auf, werden uns die inneren Augen geöffnet, damit wir Gottes Beistand, Gegenwart, Hilfe und Weiterführung erleben dürfen. Denn mit den sonst normalerweise üblichen Erkenntnissen können wir Gott nicht erfassen und erleben. Das geschieht nur mit unserer Öffnung für Gottes Geist. Dann kommen die rechten Erleuchtungen Gottes zu uns.

Umgekehrt gesehen will Gottes Geist uns Menschen erreichen. Er ruht nicht und ist immerwährend am Werk. Wo er eine Möglichkeit sieht, da ist er nicht mehr zu bremsen und aufzuhalten und kommt zu uns. Dazu sind von ihm aus gesehen alle Menschen für wert geachtet. Es gilt lediglich unsere Öffnung für Gott, für die Wahrheit; unsere Bereitschaft, ihn an uns wirken zu lassen.

Es gibt ein dreierlei Erleuchtet- Sein: ||: über Gott; über uns persönlich; und über unseren persönlichen Auftrag, den uns Gott gibt. :|| Mit diesem Erleuchtet- Sein hängt ein großes Geheimnis zusammen, das wir nicht wie ein Rätsel lösen können. Aber in dieses Geheimnis dürfen wir so langsam hinein wachsen, darin reifen und auch einmal zur Vollendung kommen.

Dann ergeht es uns, gerade bei viel Not und Schwierigkeiten, dass wir plötzlich eine Erleuchtung haben, die uns wesentlich weiter bringt. Solche Erlebnisse will uns Gott immer und immer wieder schenken. Er eröffnet uns den Zugang zu solchen Gottes- Erleuchtungen.

Weil heute das Evangelium von den drei Weisen aus dem Morgenland dran ist: Für sie hatte die Erkenntnis der Geburt des Königs der Juden eine lange Geschichte. Zuerst einmal studierten sie die damaligen Erkenntnisse der Sternenwelt. Dann mussten sie in der Praxis ihres täglichen Lebens ständig die Sternenwelt beobachten. Als dann die Stunde der verheißenen Konstellation der Sterne kam, galt es, sich auf diesen weiten Weg aufzumachen. Sie durften sich von der Enttäuschung in Jerusalem, dass dieser neugeborene König nicht im Königspalast anzutreffen war, sondern in einem armen Stall, nicht entmutigen lassen. Weil dann aber alle Zusagen zutrafen und der Stern nochmals erschien, haben sie dieses arme Kind angebetet und ihm ihre Geschenke überbracht.

Ich denke, dass dies ein passendes Beispiel auch für unser Leben ist. Nicht alles in unserem Leben geht uns so glatt von der Hand. Da will vieles bewältigt sein. Vieles kommt, das wir momentan nicht verstehen und nicht in den Plan Gottes einreihen können. Und doch darf es zielstrebig weiter voran gehen und wir dürfen in rechter Weise ans Ziel unseres Lebens kommen.

Diese drei Arten der Erleuchtung wollen wir näher betrachten. 1) Wir erkennen die große Bewegung der Macht Gottes. 2) Wir erkennen, was Gott uns in seiner Gnade alles anvertraut. 3) Wir erkennen, auf welche Art und Weise wir an unserer Stelle seinem Plan dienen dürfen.

 

1) Wir erkennen die große Bewegung der Macht Gottes. Unser ganzes Leben wird gerade dann interessant und bewältigbar, wenn wir darüber die Größe Gottes erkennen, anerkennen, akzeptieren und gelten lassen. Dann leben wir nicht mehr leichtfertig, leichtsinnig und vordergründig, sondern sehr verantwortlich und tiefgründig. Gerade in die verborgene Welt Gottes dürfen wir Einblicke haben.

Viele Teile der Bibel handeln von dieser großen Bewegung der Macht Gottes. Wenn man die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen vom Weltall berücksichtigt, dann fasziniert uns immer mehr der Schöpfungsbericht, dahinter wir die Allmacht Gottes erkennen. Mit diesem Gott dürfen wir kontaktieren. Im Alten Testament wird oft von dem Eingreifen Gottes für sein Volk berichtet, das auch auf die damalige Politik und das Wirtschaftsleben enorme Auswirkungen hatte. Beim Kommen Jesu in diese unsere Welt erfüllten sich massiert die Verheißungen Gottes. Schon bei seiner Geburt war eine Heerschar von Engeln beteiligt und der ganze Kosmos zeugte davon. Auch die Jünger und Paulus lernten das Staunen über die Größe und Allmacht Gottes. Sie durften ein gewaltiges Stück die Entwicklung der neutestamentlichen Gemeinde voran bringen.

So werden auch uns Christen unsere inneren Augen und Ohren und unser Herz für Gottes Größe geöffnet, dafür wachgerüttelt und sensibilisiert. Es ist die Art Gottes, dass er uns zuerst einmal dafür seine Gnade der Erkenntnis schenkt. Wir dürfen Blicke in seine sonst verschlossene Welt werfen. Dabei sind wir dann positiv überrascht, was es da alles gibt und was da alles vorhanden ist. Da wissen wir auf einmal, dass wir von Gott geliebt sind, dass wir für wert geachtet sind, als seine Kinder leben zu dürfen. Da findet wahrhaftig eine Neugeburt statt, mit der uns Gott ein total „Neues Leben“ schenkt, ein total neues Verständnis vom Leben. Deswegen sind wir von Gott Überwältigte, Faszinierte, Erfüllte, Selige und Überglückliche.

Auch wenn in der Folgezeit uns schnell wieder der graue Alltag überrollt, so bleibt doch in der Tiefe unseres Lebens ein glückliches Erfülltsein bestehen. Es ist nicht mehr wegzudenken und kann uns auch nicht mehr verloren gehen oder genommen werden.

 

2) So erkennen wir, was uns Gott in seiner Gnade alles anvertraut. Das darf so viel sein, sodass wir mit unseren 80 Jahren, die wir evtl. leben, nicht an ein Ende kommen. Dazu genügt nicht unsere Erdenzeit und benötigen dazu unbedingt auch unsere ganze Ewigkeit.

Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, dann gilt dafür der Schlagsatz: „Augen auf im Straßenverkehr!“. Dasselbe können wir auch in Bezug auf unser geistliches Leben sagen: „Augen auf für die Anliegen und Vorhaben Gottes in unserem Leben!“ Es ist ja nicht wahr, dass Gott in unserem Leben nicht gegenwärtig wäre. Sondern es ist höchstens wahr, dass wir für ihn nicht offen sind. Wir kennen alle die Geschichte von den „Spuren im Sand“. Wenn wir nur eine Spur erkennen, dann meinen wir, dass uns da Gott alleine gelassen hatte. Dabei ist das die Spur Gottes, mit der er uns durch die schwierige Situation hindurch getragen hatte.

Gott will unser ganzes Leben prägen, gestalten, erfüllen, führen und leiten. Und das gilt gerade für die verschiedensten Phasen unseres Lebens. Er entfremdet uns damit nicht den täglichen Aufgaben. Sondern er schenkt uns seine Gnade zur Bewältigung unserer täglichen Aufgaben. Wenn es etwas zu lernen gibt, sei es in einer Schule, beim Studium oder bei einer Ausbildung irgendwelcher Art, dann schenkt er uns dazu die nötige Konzentration. Wenn es etwas zu erledigen und zu meistern gilt, dann schenkt er uns die dazu nötige Weisheit, Kraft und Ausdauer. Gerade für alle unsere mitmenschlichen Beziehungen gibt er uns die rechten Einsichten und das rechte Verhalten. Diese uns von Gott geschenkte und bewirkte Befähigung dürfen wir auf alle unsere Lebensgebiete und Einsätze übertragen: auf unsere Finanzen, auf die Art der Bewahrung unseres Besitzstandes und der Schöpfung und vieles andere.

Gottes Reichtum und Fülle ist so groß, vielschichtig und vielseitig, sodass immer für uns etwas herausspringt, egal in welcher Situation wir auch momentan stehen. Gott kennt keine Kargheit, keine Energie- Krise oder -Knappheit. Seine Energie ist sehr groß, wie hätte er sonst diese ganze Welt erschaffen können. Diesem großartigen Gott dürfen wir leben. Ihm dürfen wir unser ganzes Leben überlassen und anvertrauen. Er nützt uns nie schofel aus, sondern beschenkt uns allezeit mit seinen Gnaden und Gaben.

 

3) Wir erkennen, auf welche Art und Weise wir an unserer Stelle seinem Plan dienen dürfen. Als das für die Jünger nach Jesu Tod dran war und sie sich vor den Mächtigen der damaligen Welt verantworten mussten, sagten sie, Apostelgeschichte 4,20: „Wir könnens ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ So heißt es auch für uns: Wir könnens ja nicht lassen, den Weg weiter zu gehen, den uns Gott geführt hat. Wir könnens ja nicht lassen, die Erlebnisse mit Gott als unser höchstes Gut zu bezeugen. Wir könnens ja nicht lassen, unsere Nächsten dazu einzuladen, sich auf Gott ganz zu verlassen. Wir könnens ja nicht lassen, uns im Alltag treu und verlässlich zu verhalten, damit wir rechte Vorbilder sind.

Wie weit dann Gott unser Leben benützt, das dürfen wir getrost Gott überlassen. Darum kümmert er sich selbst. Er ist ja kein Schlappschwanz. Er weiß sehr wohl, was aus unserem Leben wird und setzt uns immer an der richtigen Stelle ein. So können und dürfen wir den Platz, an dem wir stehen, ganz ausfüllen. Wenn Gott in uns gegenwärtig sein darf, dann ist davon unser Herz erfüllt. Solches Herz sprüht dann auch über und unsere Nächsten können das spüren. So sind wir an unserer Stelle Botschafter an Christi statt, Werkzeuge in Christi Hand, Lautsprecher Gottes für das Evangelium, für die frohe Botschaft Jesu.

Wir alle stehen auch in einer christlichen Gemeinde oder Gemeinschaft. Und es kommt sehr darauf an, dass darin das Christsein gelebt und tatkräftig bezeugt wird. Auch wenn bei uns im Goldenen Westen zurzeit das Evangelium keine großen Kreise zieht. So dürfen wir uns doch als ein Instrument Gottes sehen, das er für seine Neuschöpfung benützt. Im Gegensatz zu uns wirkt Gott in anderen Erdteilen sehr gewaltig. Dort werden viele Menschen davon erreicht und ergriffen. Auch dem Paulus geht es in unserem Predigttext um die sog. Heiden. Für sie galt sein besonderer Einsatz, sich für sie einzusetzen. Deshalb durfte er auch viele christliche Gemeinden ins Leben rufen und sie betreuen. Heute ist die Botschaft Gottes auf unserer ganzen Erde anzutreffen. Die weltweite Gemeinde kann nicht mehr weggedacht werden. Und wo sie verfolgt wird, darf sie dennoch der Same der Kirche Jesu Christi sein. Dazu gibt es viele Aktionen unserer reichen Kirche, mit denen weltweit den Christen geholfen und ihnen geschwisterlich zur Seite getreten wird. Auch hierfür setzen wir uns ein und geben wir unseren möglichen Beitrag.

Nach den biblischen Aussagen ist rein äußerlich die Rettung dieser Welt nicht möglich. Natürlich gelten auch dafür alle unsere Anstrengungen. Aber die Rettung der Menschen unserer Welt ist mit dem Evangelium allezeit möglich. Gerade dafür setzen wir Christen uns ein.

 

Am Epiphaniasfest steht die Erscheinung im Mittelpunkt, mit der uns das Geheimnis Gottes aufgehen soll und darf. Gott lässt uns sein Licht aufgehen, mit dem wir die wahren Zusammenhänge des sonst verborgenen wahren Lebens erkennen dürfen. Was dadurch in unserem Leben entsteht, hilft uns zur Bewältigung unseres Alltags sehr viel. Es darf alles zielstrebig weiter voran gehen und wir dürfen in rechter Weise ans Ziel unseres Lebens kommen. Dazu erleuchtet Gott unser Leben.