GALATER
4,4-7; PREDIGT:
„ Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von
einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz
waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat
Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber
Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann
auch Erbe durch Gott.“
Gott rechnet nicht mit uns ab, sondern er erbarmt sich unser und
hilft uns. Damit erfüllen sich unsere Sehnsüchte nach der heilen Welt.
Unser Leben ist oft einmal zum Verzweifeln. Aber das Leben geht
weiter. Woher nehmen wir den Mut und die Kraft dazu? Wenn wir auf das
Weihnachtsgeschehen sehen, dann sehen wir, wie Gott auf unsere Situation
reagiert. Ihn jammert unser Zustand. Er überlegte sich eine Strategie seiner
Liebe, mit der er uns eine Alternative gibt, die uns einen Ausweg aus unserer
Misere zeigt.
Der Pfarrer Theo Lehmann vergleicht Weihnachten mit folgender
Zeitungsanzeige, bei der jemand auf Wohnungssuche ist: „Biete Luxusvilla mit
allem Komfort und Schwimmbad in schönster Lage. Suche Bretterbude in Israel,
möglichst Slumgegend. Kriegsschauplatz angenehm.“ Und Theo Lehmann fährt
weiter: „Wer das liest, sagt sich: Wenn es kein Witz ist, dann ist es Wahnsinn.
Der Mann, der diesen Wohnungstausch anbietet, tickt offenbar nicht ganz
richtig. Das macht doch kein normaler Mensch, freiwillig aus seiner Traumvilla
mit Swimmingpool und Schaukelstuhl ausziehen in eine Bretterbude ohne Wasser
und Strom. So was gibt´s doch nicht.“
Dieser Umzug hat bereits stattgefunden und findet immer wieder
statt. Jesus kommt aus dem herrlichsten Jenseits in unser ärmlichstes
Diesseits. Er wird Erdenbürger. Er lebt nicht nur mitten unter uns, sondern
sogar mitten in uns. Da dies die Hilfe Gottes ist, um uns zu helfen und zu
retten, so lohnt es sich auf diese Botschaft zu hören. So lohnt es sich, auf dieses
Angebot Gottes einzugehen.
Gott ist da gar nicht so dumm, wie wir oft meinen. Er unternimmt
damit den letzten Rettungsversuch, um uns Menschen für seine Neuschöpfung zu
gewinnen. Er gibt ja deshalb sein Gott-Sein nicht auf. Sondern er schenkt uns
damit die Gotteskindschaft und sein Reich gewinnt wieder einen Menschen dazu.
Die Vollendung dessen, das sich Gott baut, rückt wieder ein Stückchen weiter.
Auch unsere Annahme dieses Angebotes zeugt nicht von Dummheit,
sondern von großer Weisheit und Einsicht, denn wir werden wahrhaftig reich
beschenkt, gefördert, geheiligt und zum wahren Leben befähigt.
Wir Menschen sind oft auf der Gottessuche. Wir starten viele
Versuche, um ihn zu erleben. Gegengleich ist Gott auf der Menschensuche. Er
startet viele Versuche, um uns nahe treten zu können. Ob ihm das gelingt, das
liegt nun an uns. Wenn wir das kapiert haben und annehmen, dann findet uns Gott
auch. Lassen wir es zu, dass Gott bei uns landen kann. Das ist mehr von Erfolg
gekrönt, als dass wir uns enorm anstrengen, ihn zu finden. Erlauben wir Gott,
dass er in unser Leben treten darf, dann tut sich sehr viel in unserem Leben.
In unserem Predigttext heißt es: Gott
sendet den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, lieber
Vater!
Gott kommt zu uns und ermöglicht uns die Gemeinschaft mit ihm.
Es geht somit von oben nach unten, von Gott zu uns Menschen. Damit empfangen
wir die Gotteskindschaft. Noch einfacher kann es uns Gott nicht machen. Er ist
wahrhaftig zum Greifen nahe, natürlich nicht mit unseren Händen, sondern mit
unserem Glauben.
Gottes Erbarmen zu Weihnachten zeigt uns dreierlei: 1) Damit
erfüllt sich unsere Zeit. 2) Wir werden zu Mitgliedern der Familie Gottes. 3)
Es erschließt sich uns das große Erbe Jesu.
1) Zu Weihnachten erfüllt sich unsere Zeit. „Als die Zeit erfüllt war!“ Es war der
Zeitpunkt, zu dem Gott unbedingt etwas für uns Menschen tun wollte. Ihn
jammerte so sehr unsere Lage und Situation, sodass er die letzte Möglichkeit
ergriff, die ihm geblieben ist, um uns Menschen zur Vernunft zu bringen, zu
helfen und beizustehen. Es war allerhöchste Zeit dazu. Die Zeit drängte. Er
sandte seinen Engel zu Maria. Neun Monate danach kitzelte er schnell noch den
Wahnsinn vom Kaiser Augustus, dass dieser unbedingt eine Volkszählung haben
wollte, damit dieser Jesus nach der Verheißung in Bethlehem geboren wurde. Und
dann geschah dieses für uns Unbegreifliche, aber doch sehr Erfreuliche, dass
Jesus in diesem Stall zur Welt kam.
Dasselbe Erbarmen Gottes können wir auch für uns persönlich
sehen. Gott sieht den Zeitpunkt, zu dem er unbedingt etwas für uns tun will.
Ihn jammert so sehr unsere Lage und Situation, sodass er die letzte Möglichkeit
ergreift, die ihm geblieben ist, um uns zur Vernunft zu bringen, zu helfen und
beizustehen. Es ist dann allerhöchste Zeit dazu. Die Zeit drängt. Und schon ist
Gott unterwegs, kommt zu uns, hilft uns, regelt alles bis ins Kleinste, damit
es auch klappt. Und es geschieht das für uns Unbegreifliche, aber doch sehr
Erfreuliche, dass wir Gottes Nähe spüren, weil er in uns eingekehrt ist.
Wir sagen oft: „Ach, du liebe Zeit!“ und sind dann von Vielem
enttäuscht und entmutigt. Aber sagen wir viel lieber: “Ach, du erfüllte Zeit!“
und freuen uns über all das, das uns von Gott her möglich ist. Dann stehen wir
positiv im Leben und Gott erfüllt unsere Zeit, unsere Herzen, unser ganzes
Leben.
Als die Zeit erfüllt war, klopfte Gott an meine Herzenstüre und
redete mit mir. Als die Zeit erfüllt war, spürte ich, dass es Zeit ist, Gott
mein Leben zu weihen. Als die Zeit erfüllt war, galt keine einzige Ausrede mehr
und ich konnte nur sagen: Ja, Herr, hier bin ich, sende mich! Als die Zeit
erfüllt war, spürte ich das große Glück, erlöst zu sein, Vergebung bekommen zu
haben und Neues beginnen zu dürfen. Als die Zeit erfüllt war, erlebte ich auf
einmal die Größe unseres Herrn Jesus Christus und bekam von ihm meine ganz
spezielle Berufung zum rechten Dienst und Einsatz meines Lebens. Nun hat alles
in meinem Leben den rechten Sinn und Inhalt bekommen.
Wie sieht nun unsere Zeit aus? Gott will, dass wir nachts
schlafen und ausruhen können! In der Frühe darf es uns leicht fallen,
aufzustehen, damit wir das von uns Geforderte und Erwartete gerne anpacken und
erledigen. Wir haben die Kraft zum Gestalten unseres Alltags. Wir sehen und
erledigen die Aufgaben, an denen die anderen vorübergehen, weil sie davon angewidert
sind. Wir bleiben auch dann geduldig, wenn andere ungeduldig, brutal und hart
werden. Unsere Nächsten gehen uns nicht mehr auf die Nerven, sondern wir erfreuen
uns über sie. Wir sehen auch dann noch eine Lösung, wo uns eigentlich alles vermasselt
wird. Und am Abend sehen wir dankbar auf das Tagesgeschehen zurück, weil uns
Gott wieder die Kraft und das Gelingen zu Allem geschenkt hat.
So steckt in der Aussage: „Als
die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn!“ so viel Verheißung,
Ermutigung, Liebe, Freude, Kraft und Beglückung für unser Leben. Unsere Zeit
darf nun wahrhaftig total erfüllt sein. Wir dürfen darin das Gute, Schöne und
Erfreuliche erleben und ausleben. Es bleibt nicht mehr beim Alten, sondern es
ist wahrhaftig alles neu geworden, ganz anders, als wir es vermutet und auch
verdient hätten. So wird auch unsere Zeit erfüllt! Darin steckt die ganze
Erfüllung unseres Lebens.
2) Zu Weihnachten werden wir zu Mitgliedern der Familie Gottes.
Nun weiß ich, dass ich Gottes Kind sein darf.
Viele Menschen sehen keinen Sinn mehr im Leben. Viele wissen
nicht, warum sie auf dieser Erde leben. Andere geben sich nur noch dem hin, was
mit Spaßgesellschaft bezeichnet wird. Sie berauschen sich mit vielerlei
vermeintlichen Glückseligkeiten, die aber nur von kurzer Dauer sind. Es muss
immer wieder etwas Neues her, damit es ja nicht langweilig wird. Wieder andere
gehen nur noch in der Arbeit auf und häufen sich Besitztümer, Geld und andere
irdische Reichtümer, Ehre und Macht an.
Wir praktizierende Christen erleben unsere Glückseligkeiten
darin, dass wir Gottes Kinder sein dürfen. Das ist für uns das Höchste all
unserer Gefühle, das Höchste all unserer Wünsche. Das Höchste, das es auf Erden
gibt. Da verschwindet auf einmal alles andere in die Unbedeutsamkeit, weil wir
mit Gott, mit Jesus Christus das Höchste, Schönste, Größte und Herrlichste
erleben dürfen. Dazu gab es natürlich einen Startschuss, einen Durchbruch. Aber
danach ist es ein dauerndes Erlebnis, eine immerwährende Glückseligkeit in
unserem Herzen. Und das Schönste daran ist, dass uns das niemand und nichts
nehmen kann, auch einmal nicht der Tod. Das ist das große Wunder unseres
Lebens, dass wir die Nähe Gottes, die Nähe Jesu ständig erleben. Es heißt hier:
„Der Geist seines Sohnes ist uns ins Herz
gesandt!“ Das ist die sog. Naherwartung Jesu. Natürlich kommt er auch
einmal am Jüngsten Tag, an unserem Todestag sichtbar zu uns. Wenn das das
Einzige wäre, dann wäre das eine Vertröstung auf später. Aber die größten
Erlebnisse haben wir damit, dass wir im Verborgenen mit unserem Glauben die
Nähe Jesu immerzu erleben dürfen.
Man kann ruhig einmal sagen: Wir Christen sind sehr
anspruchsvolle Menschen. Wir erleben jeden Augenblick, und das geschieht unser
ganzes Leben lang, die Nähe Jesu. Der Größte und Höchste, den es gibt, der
Kyrios alles Lebens, hat sich in uns eingenistet. Er beglückt immerzu unser
Leben und Wirken. Er durchbricht in uns allen Stumpfsinn, alle Langeweile, alle
Sinnlosigkeit, alle Ängste und Nöte. Und das ist keine Utopie, sondern die
Wahrheit unseres Alltags.
Wie kann man die Familie Gottes noch anders bezeichnen? Sie ist
die armselige Gemeinde auf dieser Erde. Das widerspricht nicht dem zuvor
Gesagten, auch wenn es uns manchmal nicht einleuchtet. Da gäbe es natürlich
vieles zu kritisieren und auszusetzen. Aber das bringt uns nicht weiter. Was
uns hilft ist, dass wir uns ganz einbringen. Wenn schon so viele alles falsch
machen, so machen wir es eben richtig. Das ist unser Auftrag. Bringen wir
unseren Beitrag, den uns Gott zeigt, der dann auch immer möglich ist. Denn was
uns Gott eröffnet, darauf liegt auch immer sein Segen
und das Gelingen. Da geht es wahrhaftig zur gegebenen Zeit zielstrebig weiter
und voran. Da tut sich etwas. Da springt für Gott uns seine Sache immer etwas
heraus.
Gerade in der armseligen Gemeinde wird die Verantwortung auf
verschiedene Schultern verteilt. Da hat jeder etwas zu sagen und bekommt jeder
seinen ganz speziellen Aufgabenbereich von Gott anvertraut und zugeteilt.
Gerade in der Gemeinde gibt es vieles zu beachten und zu gestalten. Da ist
keiner überflüssig. Alle sind an ihrer Stelle verantwortlich und wichtig. Da
wird unser Leben spannend, interessant und nie langweilig. Viel Interesse,
Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen ist da gefordert und dran. Weil wir zur
Familie Gottes gehören, gelingt uns das auch.
3) Zu Weihnachten erschließt sich uns das große Erbe Jesu. Wir
sind mündige und volljährige Kinder Gottes. Es erfüllen sich unsere
größtmöglichen Ansprüche, weil uns das göttliche Erbe, das es gibt, gewiss ist.
Auch Jesus lebte das selbst in aller Stille. Er war zwar nach
Jesaja 53 der Allerverachteste und
Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das
Angesicht vor ihm verbarg, darum haben wir ihn für nichts geachtet. Wir hielten
ihn für den, der von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er war auch
gleichzeitig Gottes Sohn. Wie hätte er sonst so toll predigen und die vielen
Heilungen vollbringen können!
Dieses Erbe wird auch uns zuteil. Sein Beispiel ermutigt uns,
das Beste aus allem heraus zu holen, das uns möglich ist. Gott verlangt ja
nicht, dass wir Super- Menschen sind. Er gibt sich in unser kleines Leben
herein. Er schämt sich nicht, unser Bruder zu sein. Er achtet unsere kleine
Kraft. Er nimmt unsere kleinen Dienste an und macht daraus sehr viel. Denken
wir da an die Speisung der 5000. Mit den fünf Fladenbroten und zwei Fischen wurden
tausende von Menschen gesättigt. Und was wir nicht schaffen, das legen wir
vertrauensvoll in Gottes Hände. Da ist es sehr gut aufgehoben.
Durch das Erbe Jesu wird uns vieles ermöglicht, was sonst nicht
möglich oder unmöglich ist. Hier sind nun die Hände Jesu der Schlüssel zum
rechten Verständnis. Bei den vielen Heilungen legte Jesus die Hände auf die
Menschen und sagte: Du sollst, du sollst gesund werden, du sollst wieder sehen,
hören und gehen können, du sollst frei werden von allen Sünden und gerettet
sein.
Wenn zu uns gesagt wird: Du sollst das und jenes tun. Du sollst
das und jenes lassen, also nicht tun. Dann spüren wir normalerweise dahinter
eine große Forderung und Verpflichtung, die schwer auf uns lasten kann. Aber
bei Jesus ist das nicht so. Und das ist sein Erbe, sein Geschenk an uns. Wenn
er spricht: Du sollst …. Dann legt er seine Hände auf uns und schenkt,
ermöglicht uns dieses Verhalten. Er bewirkt das an uns und in uns. Da spüren
wir auf einmal seine Kraft, seine Heilung, seine Erneuerung, seine Erlösung, ja
die Inhalte seines ganzen Evangeliums, seiner Frohen Botschaft. So sehen wir
z.B. alle zehn Gebote. Sie sind weniger eine Verpflichtung für uns, sondern
Gottes Geschenke an uns. Wir können auf einmal Gott anbeten und müssen bei
seinem Namen nicht mehr fluchen. Wir können auf einmal unsere Nächsten
akzeptieren und ihnen helfen und beistehen und müssen sie nicht mehr schädigen
oder verurteilen. Gott ermöglicht uns, all das zu tun, was richtig und gut ist.
Und er ermöglicht uns, dass wir nicht mehr das Böse und Ungute vollbringen.
Zusätzlich gehören zum Erbe Jesu all die Reichtümer und Schätze,
die bei ihm vorhanden sind. Denken wir an das am Anfang erwähnte
Zeitungsinserat. Es wird uns eine großartige Villa angeboten. Und wir müssen
dafür nichts bezahlen, sondern dürfen Jesus unsere Bruchbude überlassen. Das
ist doch ein Tausch sonders gleichen. Diesen Tausch dürfen wir vollziehen.
Erobern wir uns nun diese Villa, all diese Schätze und Reichtümer. Und weil bei
Gott Wort und Tat das gleiche ist, finden wir das alles im Worte Gottes, mit
unserer Beschäftigung mit der Bibel, mit unseren Gottesdiensten und gemeinsamen
Bibelgesprächskreisen, Hauskreisen. Durch diese Villa Gottes erleben wir auch
die vielen Dimensionen Gottes, die vorhanden sind, die lichte Atmosphäre
Gottes, die Wolke von Zeugen und die Engel Gottes. Da kommen wir an kein Ende.
Gerade nach unserem Tode, wenn unser Leben vollendet ist, werden unsere Augen
noch einmal in einer größeren Art und Weise die Herrlichkeiten Gottes sehen und
erleben. Jetzt geschieht das mit unserem einfältigen Glauben, mit unserem
schlichten Vertrauen zu Jesus Christus, der in unsere kleine Welt getreten ist
und uns beglückt und in großem Maße bereichert. So erschließt sich uns zu
Weihnachten das große Erbe Jesu.
Gott rechnet nicht mit uns ab, sondern er erbarmt sich unser und
hilft uns. Damit erfüllen sich unsere Sehnsüchte nach der heilen Welt. Ihn
jammert unser Zustand und überlegte sich eine Strategie seiner Liebe, mit der
er uns einen Ausweg aus unserer Misere zeigt. Er bietet uns eine Luxusvilla mit
allem Komfort in schönster Lage an. Er kommt aus dem herrlichsten Jenseits in
unser ärmlichstes Diesseits. Er ermöglicht uns die Gemeinschaft mit ihm. Damit
empfangen wir die Gotteskindschaft und das volle Erbrecht. Noch einfacher kann
es uns Gott nicht machen. Mit unserem Glauben ist er wahrhaftig zum Greifen
nahe.