Kolosser 2,12-15; Predigt:

 

" Mit unserem Herrn Jesus Christus seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den To­ten. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus. "

 

Wir Christen sind Kinder Gottes. Und doch ist un­ser Leben kein Kinderspiel. Aber es gilt, dass wir nicht umsonst le­ben. Es lohnt sich jeder Atemzug unseres Lebens, wenn wir Ostern ernst nehmen. Die Auferstehung Jesu von den Toten gibt uns so vieles, sodass wir zu unseren Lebzeiten damit nicht fertig werden oder gar an ein Ende kämen. Unbedingt benötigen wir dazu noch unsere ganze Ewigkeit.

Beides bedeutet für unser Leben sehr vieles: Die Schöpfung und die Neuschöpfung. Am liebsten will Gott auf der Basis der Schöpfung arbeiten und uns nahe treten. Aber da wäre noch ein Stück Leistung nötig, die wir zu erbringen hätten. Das ganze Alte Testament ist da­für ein Zeugnis, dass wir Menschen das nicht schaffen oder es missbrauchen. Der Sündenfall verdeutlicht, dass uns die Verbote solange kitzeln, bis wir ihnen erliegen. Der Brudermord Kains an Abel zeigt unser Gegeneinander auf. Der Ehebruch Davids ge­schieht immer und immer wieder. Unser Ehrgeiz wird im Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten aufgezeigt.

Weil wir das Erlangen unseres Heils auf der Basis der Schöpfung nicht schaffen, ermöglicht Gott durch Ostern diese Neuschöpfung. Da hat nun wahrhaftig Gott selbst all das für uns vollbracht, was noch auf Leistung aus ist. Die größten Wunder geschehen nun nicht mehr in der äußeren Art wie z.B. bei den Krankenheilungen, sondern in der verborgenen inneren Art. Wenn ein Mensch bekennt, dass er persönlich Jesus erlebt, der erlebt ständig diese größtmöglichen Wunder in seinem Leben.

Alle die damit verbundenen Erlebnisse kann man mit geistlicher Sublimation bezeichnen; d.h. wir schaffen es nicht, aber Gott schafft es in uns! So wie Gott seinen Sohn Jesus vom Tod erweckt hat, rührt Gott auch uns an. Er zeigt uns die wahren Wege des Lebens. Damit können wir all das bewältigen, was uns momentan be­wegt. Geistlich erweckte Christen lassen nicht alle Fünfe gerade sein, sondern sind sehr motivierte und mobile Menschen, die mitten im Leben stehen. Sie lassen nicht andere für sich arbeiten, sondern sie selbst setzen sich für die anderen ein. Und wir haben dabei die Verheißung, alles in rechter Weise anpacken, durchgehen und bewältigen zu dürfen.

Die Neuschöpfung Gottes beinhaltet die größtmögliche Faszination, die es auf dieser Erde gibt. 1) Die Taufe verdeutlicht, was Ostern für uns bedeutet! 2) Unser Schuldschein ist ans Kreuz genagelt. 2) Christus gibt uns die größtmögliche Kraft und Macht.

 

1) Die Taufe verdeutlicht, was Ostern für uns bedeutet (Verse 12f). Ganz kurz gesagt, bedeutet die Taufe zweierlei: Absage und Ange­loben. Und weil Taufe und Glaube zusammen gehören und nie zu trennen sind, ist das ein tägliches Geschehen. Es vollzieht sich die von uns ersehnte Wende; je öfter, desto besser. Die Kunst unseres Christseins besteht nicht in Leistungen, sondern im ständigen Er­greifen dieser Wende.

Was wir mit »wetterwendisch« bezeichnen und in bester Weise verteufeln, dafür gibt es eine geistliche Umsetzung, Sublimation: Geben wir all dem den Todesstoß, was wir in unserem Leben als falsch, schlecht und töricht entdecken. Dazu gehören auch unsere Lieblingssünden. Und wenden wir uns dem zu, was wir vor Gott als richtig und wichtig erkennen. Damit sind wir dann nicht mehr wetterwendisch, denn wir ergreifen die Wende zum Guten, Beständigen und Ewigen. Da sind wir dann innerlich frei zum Leben, zum Wirken und zum rechten Einsatz unserer Kräfte, Fähigkeiten und Ga­ben.

Unser Leben ist und bleibt ein Kampf. Den Lasten des Alltags können wir nicht entfliehen. Aber wir haben die Verheißung und Zusa­ge, diesen Kampf siegreich im Sinne der Erlösung Jesu durchstehen zu können. Wir lassen uns nicht unterbügeln. Alles dürfen wir tatkräftig anpacken und erledigen. Wer sich den Sieg Jesu zu eigen macht, für den gilt es, dass Jesus ihm alles Schwere, Vernichtende und Todbringende abnimmt.

Manche Menschen müssen wahrhaftig Schlimmes durchgehen und durchstehen. Da hilft dann kein Trostpflästerchen. Aber der Sieg Jesu kann uns weiterhelfen. Er gibt uns die Kraft durchzuhalten und weiter zu leben. Z.B. der Tod eines lieben Menschen kann uns schwer zu schaffen machen. Durch den Sieg Jesu wissen wir, dass dieser Verstorbene die Vollendung seines Glaubens erlebt. Und das darf dann für uns ein Ansporn sein, uns auf das von Gott Gewollte noch mehr zu konzentrieren. Die entstandene Lücke dürfen wir stückweit ausfüllen. Und durch Gottes Gnade ist das nicht mehr be­drückend, sondern lichtvoll.

Gott will uns immer eine positive Lebensführung vermitteln. Mit der Taufe -, man kann auch sagen mit einer Neugeburt, Wiedergeburt -, erleben wir für uns die Neuschöpfung Gottes: Absage und Angeloben. Gerade das ist unser persönliches Erleben von Ostern und Auferstehung. Bringen wir dafür unsere vollste Aufmerksam­keit auf. Jesus sagt: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet. Und im Vaterunser bitten wir: Erlöse uns von dem Bösen und führe uns nicht in Versuchung. Die Taufe verdeutlicht, was Ostern für uns bedeutet.

 

2) Unser Schuldschein ist ans Kreuz genagelt (Vers 14). Früher gab es einmal einen Schlager, der mit der Frage anfing: Wer soll das be­zahlen, wer hat so viel Geld...? Unser Luxus treibt grausame Blüten. Damit wir ja nicht zu kurz kommen, stürzen wir Menschen uns in Schulden: der Einzelne, eine Firma, eine Gemeinde, ein Staat. Oft ist dann der Bankrott vorprogrammiert. Wer soll das bezahlen?

Dasselbe gilt für unser inneres und geistliches Leben. Da belastet und bedrückt uns Vieles. Immer und immer wieder will uns etwas verklagen. An vielen Stellen ist das rechte Miteinander gestört. Da schieben sich Neid, Hass, Streit, Böses, Gewalt und Gemeinheit in den Vordergrund. Und das geschieht nur deshalb, weil sich einige anmaßen, etwas Besseres zu sein. Sie picken sich die Rosinen des Lebens heraus. Und alle anderen sollen die Deppen sein, die das auslöffeln sollen, was ihnen eingebrockt worden ist. Wer soll das bezahlen? Wer hat das Zeug dazu?

Hier springt nun Jesus ein. Er bezahlt zwar nicht unsere Geldschul­den. Aber er bezahlt die viel schlimmeren Schulden aller unserer Versagen. Er schenkt eine millionenfache Vergebung von all unse­ren schuldhaften Zwängen. Er allein hat dazu die Macht. Wir dürfen all das unters Kreuz legen, bzw. ans Kreuz heften. Hier bekommt die Beichte ihren Sinn und Wert.

Wir kennen die Aussage, dass es Gott nicht um unseren Zerbruch, sondern um unseren Aufbruch geht, dem natürlich ein Zerbruch eingeschlossen ist. Es zerbricht dabei das Vergängliche, Böse und Schlechte. Denken wir da an eine edle Perle. Damit wir sie bekommen, muss die Muschel ihr Leben lassen und aufgebrochen werden. Edelsteine reifen nur unter Druck. Edelmetalle entstehen unter Hitze. Wenn ein schöner Schmetterling entsteht, dann ist ihr hässliches, gefräßiges Raupenleben vorbei. Eine Glocke kann erst dann erklingen, wenn die mühsam erstellte Form zerbrochen wird. Strom aus Wasserkraft gibt es erst dann, wenn das Wasser durch eine Turbine wirbelt.

Das sind alles Bilder dafür, dass es Gott um den Aufbruch unseres Lebens geht, dem ein Zerbruch eingeschlossen ist. Aber der Zerbruch darf uns nicht mehr schaden, weil Jesus den Schuldbrief getilgt hat. Er gibt uns die Rückenfreiheit für das Bessere und Wichtigere. An anderer Stelle sagt Paulus, Römer 8,18: Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll! Es geht eben nur durchs Leid zur Herrlichkeit. Deshalb macht uns das Wort vom Kreuz Jesu Christi selig. Unser Schuldschein ist ans Kreuz genagelt.

 

3) Christus gibt uns die größtmögliche Kraft und Macht (Vers 15). Er hat für jeden von uns ein millionenfaches Konto eingerichtet, von dem wir abheben dürfen. Je mehr wir das benützen, wird es nicht weniger, sondern immer mehr. Das ist der Triumph Jesu und unser Triumph. Unser Leben gelangt zur gottgewollten Vollendung. Wir bekommen die göttlichen Chancen zur Bewältigung unseres Lebens. Gott macht aus uns eine edle Perle, einen edlen Stein, ein edles Metall, ein schönes Geschöpf, eine nützliche Kraft.

Ostern, Auferstehung, Neues Leben, Neuschöpfung Gottes sind für uns Christen Realitäten, die dem ganzen Leben übergeordnet sind. Das entfremdet uns nicht dem Leben, sondern das lässt uns alles viel besser durchgehen und durchstehen. Das befruchtet gewaltig unser tägliches Leben und Wirken. Das hat dann nichts mehr mit Hochmut oder Ehrgeiz zu tun. Sondern Gott bindet uns ganz in den Aufbau seines Reiches mit ein. Wir sind dabei keine Siebengeschei­ten, die alles besser wissen. Sondern wir sind mehr die sog. »Stillen im Lande«, die Gott gebrauchen und einsetzen kann. Wir wissen, dass wir von Gott gewollt sind. Gott schenkt uns ein geistliches Rückgrat, mit dem wir mitten im Leben stehen und Verantwortung übernehmen können.

Es ist hier von dem Siegeszug Jesu die Rede. Für die Besiegten ist das eine bittere Sache, für die Sieger ein herrliches Schauspiel. Aber es ist nicht eine Schadenfreude gemeint, sondern die Freude darüber, dass wir unser Leben nicht umsonst leben. Gott schenkt uns seine Lebensenergie. Damit kann alles Festgefahrene und Fest­gefressene wieder flott und lebenstüchtig gemacht werden. Damit kommen wir aus den Startlöchern dieses Lebens heraus und dürfen den Lebenskampf bestehen. Heute schon ist für uns die Himmelstüre offen. Die Brücke, die Jesus vom Himmel auf die Erde geschlagen hat, dürfen wir beschreiten. Unsere Sehnsüchte nach einem heilen Leben erfüllen sich. Ein neuer Himmel und eine neue Erde ist im Entstehen. Wir sind von Christus Faszinierte, Ergriffene, Motivierte, Mobilisierte und Berufene. Wir wissen um die sonst den Menschen verborgenen Bewegungen und Führungen Gottes. Wir wissen um die Ewigkeit, die parallel zu unserer Zeit verläuft. Noch ist eine Wand dazwischen. Aber für uns hat diese Wand schon viele Fenster, ja sogar Löcher. Und es gibt für uns stückweit schon ein Herüber und Hinüber. Christus gibt uns die heute schon größtmög­liche Kraft und Macht.

 

Diese Neuschöpfung Gottes beinhaltet die größtmögliche Faszination, die es auf dieser Erde gibt. Am liebsten arbeitet Gott noch auf der Basis seiner Schöpfung, solange die Erde steht. Aber er ermöglicht auch diese Neuschöpfung, die in Ostern ihren Anfang nahm und am Jüngsten Tag vollendet sein wird. Lassen wir uns davon faszinieren!