OFFENBARUNG 1,4-8;    PREDIGT:

 

" Johannes schreibt an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen. Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. "

 

Gott ist kein Stoffel; wo er uns auch begegnet, grüßt er uns, begrüßt er uns und wir sind ihm sehr willkommen. Er nimmt uns mit hinein in die wunderbaren Erlebnisse seiner göttlichen Sphäre und Atmosphäre, seiner himmlischen Macht und Kraft.

Himmelfahrt Jesu: Können wir damit etwas anfangen? Ist für uns dieses Fest utopisch, unwirklich und ohne Inhalt? Oder können wir von etlichen Erlebnissen berichten, die wir mit diesem gen Himmel gefahrenen Herrn des Lebens hatten? Ist uns bewusst, dass uns allein dieser Jesus Christus in rechter Weise helfen, beistehen und weiterführen kann, egal was uns sonst begegnet oder widerfährt? Ob wir jung oder alt sind, ob wir in der Bruderschaft leben oder in einer Familie, ob wir hier in der Oberpfalz groß geworden sind oder uns erst eine Existenz aufbauen müssen, ob es uns gut oder schlecht geht: allein Jesus Christus vereint beides, Himmel und Erde, so wie es im Moment möglich und auch nötig ist. Denn er herrscht in der Höhe "und" in den Seinen "und" liebt zusätzlich alle Menschen. Er ist die alles entscheidende Größe, an der sich wahrhaftig alles in unserem Leben entscheidet. Er will eine Liebesbeziehung zu uns aufbauen, darin sich alles in unserem Leben gründen, ausrichten und bewältigen lässt. Wenn wir nicht aus diesem Rahmen fallen, dann können wir damit alle Lebenssituationen meistern, dann gibt es für das von Gott gewirkte Leben kein Aufhalten mehr, dann ist für unser Leben das Reich Gottes die einzige Größe, die allezeit im Kommen und aktuell ist, dann haben wir es nicht mehr nötig, uns nach den modernen Strömungen unserer Zeit auszurichten, die sehr schnell veralten können und überholt sind. Wer so lebt, der übernimmt und übersteigt sich nicht, denn er wird von Jesus an der Hand genommen, der mit ihm durch Dick und Dünn geht, durch die schwierigsten und kompliziertesten Situationen.

Jesus, der vom Himmel her herrscht und im Kommen ist, hat mit uns seinen ganz bestimmten Plan, den er ausführt und in den er uns ganz mit einschließt. Wer das akzeptiert und annimmt, der geht nicht mehr ziel- und kraftlos durchs Leben, sondern der weiß, was er zu tun und zu lassen hat.

Seit fast 2000 Jahren lebt die Gemeinde Jesu Christi zwischen Himmelfahrt und dem Jüngsten Tag. Und die Chancen der Gemeinde liegen einzig und allein in der Zuwendung Gottes zu uns. Man kann das mit dem umfassenden Begriff des „Gottesdienstes“ bezeichnen, bei dem uns Gott dient. Er teilt uns das Leben zu. Er ermöglicht uns das wahre Leben. Er gibt uns die Einladungskarte zu seinem Fest und beschenkt uns gleichzeitig mit dem Festkleid, das wir anziehen dürfen und das uns schmückt.

Die damalige Situation der Urgemeinde war verheerend. Sie erlebte eine Verfolgungszeit mit allen Härten. Unsere Lage der Gemeinde Jesu Christi ist auf ganz andere Art und Weise verheerend, aber genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer: die Entleerung unserer Kirchen, von der Mitgliedszahl her gesehen und auch vom Inhalt der Verkündigung her gesehen.

Aber Jesus ist diesen Situationen nicht unterlegen. Gerade deshalb ist er 1) gen Himmel gefahren, um in der Höhe zu herrschen. 2) Gerade deshalb wirkt er von da her unter uns und an uns. 3) Gerade deshalb wirkt er von da her mit uns und durch uns.

 

1) Jesus ist gen Himmel gefahren, um in der Höhe zu herrschen! Das dürfen wir wissen. Das dürfen wir wahrnehmen und als die Wahrheit ansehen. In jedem Vers des Predigttextes ist davon etwas genannt: Der da ist und der da war und der da kommt, der Erstgeborene von den Toten, der da Herr ist über die Könige auf Erden. Er ist der Allmächtige, das "A" und das "O", der Anfang und das Ende alles Lebens. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Die Verfolger Jesu haben als Letztes nur seinen Tod mitbekommen. Für sie und für alle Ungläubigen ist die Sache Jesu für alle Zeiten erledigt. Da kann man an diesem heutigen Tag nur noch den Vatertag feiern.

Die Jünger Jesu dagegen haben als Letztes seine Himmelfahrt mitbekommen. Für sie und für alle Gläubigen ist die Sache Jesu somit für alle Zeiten das Köstlichste. Denn er ist in Gottes ewiges Weltregiment eingegangen. Er ist der Erstgeborene von den Toten. Er hat den Tod hinter sich. Und sein Tod war die Geburtswehe, der Beginn für die neue Schöpfung Gottes. Er sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns. Ihm ist alles untertan, auch das, das uns vielleicht noch Schwierigkeiten bereitet. Da kann man an diesem heutigen Tag in echter Weise das Himmelfahrtsfest feiern.

Jesus hatte einmal über dieser Welt bei der Schöpfung das "erste" Wort gesprochen. Und er wird einmal am Jüngsten Tag das "letzte" Wort sprechen! Jede Epoche dieser Erdenzeit steht unter seiner Herrschaft. Er ist der einzig wahre Erhöhte; Phil.2: Gott hat ihn erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen steht, damit sich in dem Namen Jesu aller Knie beugen sollen.

Die neue Weltordnung, danach sich alle Menschen sehnen und die wahrscheinlich nie auf dieser Erde aufgerichtet werden kann, diese neue Weltordnung hat Jesus in seiner Heilsordnung aufgerichtet und übt diese nun zur Rechten Gottes aus. Es gibt nichts mehr Höheres, Weiseres und Herrlicheres als seine Königsherrschaft, als seine Existenz und als sein Wirken und Schaffen. Weil er der Mittler des Neuen Testamentes ist, ist er der Mittelpunkt alles wahren Geschehens der Heilsgeschichte.

Zweimal steht im Predigttext das Wort: Amen, ja, Amen! Auf die Tatsache der Erhöhung Jesu sagt die Gemeinde ein Amen, das ist gewisslich wahr. Manche würden da im heutigen Stil sagen: Das ist "super", "klasse". Deswegen praktizieren wir den Lobpreis Gottes und stehen wir im Lobgesang vor Gottes Thron. Das ist von uns Menschen aus die einzige Antwort auf die Tatsache der Himmelfahrt Jesu. Ihm gratulieren wir und geben ihm unsere ganze Ehrerbietung. Die Offenbarung ist voll von diesem Lobpreis, 14,3: Die Hundertvierundvierzigtausend sangen ein neues Lied vor dem Thron, und niemand konnte das Lied lernen außer denen, die von dieser Erde erkauft sind. 19,lff: Eine große Schar sprach wie eine große Stimme: Halleluja, das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unseres Gottes. Denn er hat das Reich eingenommen. Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben.

W unserem Glück ist das eine ganz andere Welt und Wirklichkeit, in die wir mit unserem Glauben vorstoßen dürfen. Hier rechnen wir mit den Dimensionen Gottes und dürfen wir Blicke in die verborgenen Herrschaft Jesu werfen; wie es z.B. drei Jünger bei der Verklärung Jesu erlebten; oder Paulus wurde einmal für kurze Zeit in den dritten Himmel erhoben. Es darf auch in unserem Leben kurze Augenblicke geben, in denen wir unmissverständlich merken, dass Jesus ganz gewiss die Heilsgeschichte Gottes weiterführt. Somit glauben wir es auch, dass dann, wenn er sichtbar kommen wird, alle Geschlechter auf Erden seine Macht und Größe anerkennen müssen. Dann wird seine Gemeinde vollendet und die Restwelt empfängt ihr verdientes Urteil.

Jesus ist gen Himmel gefahren, um in der Höhe zu herrschen.

 

2) Vom Himmel her wirkt Jesus unter uns und an uns. Wir sagen zwar, dass der Himmel oben ist und wir dürfen das auch weiterhin so sehen. Aber dieser Himmel Gottes ist genauso ganz nahe bei uns. Jesus sagt sogar: Dieses Himmelreich ist "in" euch. Auch wenn es auf unsichtbare Art und Weise geschieht, so will Jesus doch ganz an uns und in uns wirken. Damit ist ein atemberaubendes Programm verbunden, mit dem er an uns arbeitet.

Wenn Christen sagen, dass sie sich selbst verwirklichen wollen, dann ist das Humbug und Unfug. Denn unser Christsein macht nur das aus, dass sich Christus in uns verwirklicht. Denn er ist der Stärkere, der Klügere und der Herrlichere als alles, das wir aus uns selbst produzieren könnten.

In unserem Predigttext steht für diesen zweiten Teil der Gruß Gottes an uns: Gnade sei mit euch und Friede von diesem Gott und Jesus Christus, der uns liebt, der uns erlöst und der uns zu Königen und Priestern macht. Jesu Liebe holt uns heraus aus aller Verlorenheit, er erkauft uns das Paradies zurück und vertraut es uns wieder ganz an. Was hier Jesus an uns tut, das kann man sehr wohl als eine Schwerarbeit bezeichnen, in die er alle seine Kraft und Macht, Möglichkeiten und Herrlichkeiten steckt.

Jesu Hauptaufgabe ist die Bereitung und Führung seiner Gemeinde. Da hinein fließt sein Liebes- und Lebensstrom. Da ist er nicht mehr zu bremsen und aufzuhalten. Kein Mensch und keine Macht kann das mehr hindern. Nur der Mensch selbst kann sich ausschließen.

Wie oft steht im Neuen Testament, auch in diesem Text, die Aufforderung: "Siehe!" Jesus will uns heute schon für sein Kommen und Wirken die Augen und die Ohren öffnen. Und wer sein Leben dafür öffnet, der ist für das Reich Gottes nicht mehr betriebsblind, sondern er wird mitten hinein genommen. Jesus lässt ihn teilhaben an seiner verborgenen Herrschaft. Damit sind beglückende und erfreuliche Erlebnisse verbunden; 1. Ko. 2,9: Was sonst noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott uns bereitet, die wir ihn lieben.

Für Jesus selbst ist es keine Schwierigkeit mehr, von seiner Ewigkeit her in unser Leben und in unsere Zeit hereinzuwirken. Und ihm ist nichts lieber, als dass er uns dabei reich beschenken kann. Er will uns nicht nur auf die Zukunft vertrösten, sondern uns auch heute ganz stark erfüllen, trösten und helfen. Er will heute Bekanntschaft mit uns schließen. Er will uns heute seine Qualitäten vermitteln. Und wir dürfen uns heute als seine Kinder fühlen und bei ihm daheim sein. Hier sind wir echte Nutznießer seines Kommens. Dazu wird uns der Gruß Gottes übermittelt. Es besteht der "beidseitige" sehnliche Wunsch, dass man näher zusammenkommt; dass es zu Begegnungen zwischen mir und Jesus und umgekehrt kommt.

Jesus ist am Werke. Wohl uns, wenn wir uns dafür öffnen und hergeben. Dann erleben wir auch persönlich diese Kräfte Jesu, die vom Himmel her zu uns kommen.

 

3) Vom Himmel her wirkt Jesus mit uns und durch uns. Wer selbst Gottes Handeln erlebt, der legt davon seiner Umgebung ein Zeugnis ab und gibt den Gruß Gottes und das selbst Empfangene an andere weiter. Hier im Predigttext darf es Johannes tun. Sein Gruß geht an die sieben Gemeinden in Kleinasien. "Wir" dürfen dies in unserer Umgebung ausführen. Dazu hat uns Jesus zu Königen und Priestern gemacht. Und im Neuen Testament sind alle Christen solche Könige und Priester. Damit haben wir große Verantwortung bekommen. Wir können nun nicht mehr so leben, wie es uns gerade passt, ob wir Lust oder keine Lust dazu haben. Aber es steht auch keine Peitsche dahinter, sondern wiederum allein die Liebe Gottes, die auch uns treibt. Trotz unserer Fehler und Schwächen haben wir den sehnlichen Wunsch, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, dass sie auch zu diesem Leben mit Jesus Christus finden.

Damit verbunden ist eine sehr sinnvolle Aktivierung unseres Lebens, egal wo uns Gott hingestellt hat. Gott segnet unser Tun und Lassen. Unser Leben bleibt nicht ungenutzt. Wir sind nicht untätig. Weil wir in unserem Leben um den Willen Gottes wissen, der sich wie ein roter Faden durch alles hindurch zieht, darum wissen wir auch wo und wie es weitergeht und sei es nur der nächste Gehorsamsschritt. Wir verlieren uns nicht mehr mit den Nebensächlichkeiten dieses Lebens, wir warten nicht däumedrehend auf das, das da kommen soll. Sondern es gibt sehr viel Sinnvolles zu tun. Wir folgen der Leuchtspur Gottes und stehen dabei ganz im Einsatz. Und wenn es an einer ganz bestimmten Stelle nicht weitergeht, dann kennen wir dennoch keinen Stillstand, denn dann gibt es an anderen Stellen genügend zu tun.

Auch das ist ein Wirken Jesu an uns, dass wir keine Mühe und Drangsal scheuen, sondern diese überwinden und bewältigen. Diese Lebendigkeit Jesu nimmt uns allen Lebenstrott, korrigiert uns an der richtigen Stelle und schenkt uns im täglichen Leben seine Vollmachten. Das gibt uns Freudigkeit und Zuversicht für die Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben und Aufträge.

Christen sind Menschen, die es sehr wohl verstehen, Verantwortung wahrzunehmen. Sie sind zu allen Diensten bereit und sind da nicht wählerisch oder sehr eigenwillig. Aber da sind sie auch nicht abhängig von Menschen und von Menschenmeinung.

Sie sind königliche Priester Gottes; die auf der einen Seite im Auftrag Gottes vor den Menschen stehen; und die auf der anderen Seite die Anliegen der Menschen im Gebet und in der Fürbitte zu Gott tragen.

Christus gibt uns auch immer ein rechtes Verhältnis zu dieser Welt. Es ist ein liebendes und doch ein innerlich distanziertes Verhältnis. Wir lassen uns einander frei und sind doch füreinander verantwortlich. Wir leben nicht mehr auf Kosten anderer und bringen uns selbst im Leben ganz ein. Wir erkennen ganz klar unsere wahren Brüder und Schwestern in der Gemeinde und grenzen doch keinen einzigen Menschen aus. Vom Himmel her wirkt Jesus mit uns und durch uns. Er bringt uns Menschen das Gute und die Überwindung des Bösen.

 

Himmelfahrt Jesu: Damit ist uns Jesus nicht entfleucht, sondern erst recht geschenkt und gegeben. Er herrscht damit im Himmel und von dort her handelt er an uns und durch uns. Er vereint beides, so wie es gerade möglich ist: Himmel und Erde. Durch ihn be- kommen wir zu beidem ein rechtes Verhältnis. Auch wenn vieles verheerend ist, ist Jesus auch darüber der Sieger und lässt uns daran teilhaben.

 

Gott ist kein Stoffel. Er grüßt uns und begrüßt uns und wir sind ihm sehr wohl willkommen. Er macht sich mit uns bekannt. Wenn wir diesen seinen Gruß erwidern und weitergeben, dann leben wir recht in dieser Zeit zwischen Himmelfahrt und dem Jüngsten Tag.