Epheser
5,21-6,9 i.A.; PREDIGT:
Die christliche Haustafel:
„ Ordnet euch einander unter in der
Furcht Christi. Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. Denn
der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die
er als seinen Leib erlöst hat…. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch
Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um
sie zu heiligen…. So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren
eigenen Leib…. Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das
ist recht. »Ehre Vater und Mutter«, das ist das Gebot, das eine Verheißung hat:
»auf dass dir's wohl gehe und du lange lebest auf Erden«. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum
Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn. Ihr Sklaven,
seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures
Herzens, als dem Herrn Christus; nicht mit Dienst allein vor Augen, um den
Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes von
Herzen tun …. Und ihr Herren, tut ihnen gegenüber das gleiche und lasst das
Drohen; denn ihr wisst, dass euer und ihr Herr im Himmel ist, und bei ihm gilt
kein Ansehen der Person. “
+ 1. Petrus 2,13-3,7; Kolosser 3,18-4,1;
Diese sog. „Christliche Haustafel“ galt für die
damalige Zeit. Da war sie eine gute, angemessene Hilfe für das Zusammenleben.
Heute ist vieles anders gestaltet und gegeben. Durch den Wandel der Zeit gibt
es heute z.B. nicht mehr diese Art der damaligen Sklaverei. Aber es sind hier
Probleme angesprochen, die es auch heute noch gibt.
Gerade in Bezug auf unser Zusammenleben ermöglichen
uns die Gebote und Gesetze Gottes ein erfülltes Leben, trotz aller vorhandenen
Forderungen. Sie wollen uns verhelfen, dass all unsere Dienste als köstliche
Kleinode unserem Nächsten zugutekommen. Wenn uns Gott zu etwas auffordert, dann
ist das nicht Schikane, sondern dann sind das Hilfen zur rechten Bewältigung
all unserer täglichen Verpflichtungen. Gerade Gott zeigt uns das rechte Verhältnis
zum Ehepartner, zwischen Eltern und Kinder, zum anderen Geschlecht, zur Verwandtschaft
und Freundschaft, zum Nachbarn, zum Arbeitskollegen, zum Staat, zur Polizei und
zum Finanzamt.
Das rechte Miteinander und Füreinander will zwar gelernt
sein. Aber dazu geben uns gerade die Gebote einen Leitfaden, die
richtungsweisende Leitlinien beinhalten. Gott lässt uns ja nicht alleine abstrampeln.
Er lässt uns nicht hängen und ohne seine Hilfen. Gerade mit seiner Allmacht,
Allwissenheit und Fürsorge ist er uns ganz nahe. Und das Beispiel und Vorbild
Jesu zeigt uns sehr vieles auf, wie auch wir uns verhalten können. Gerade in
der Heiligen Schrift, in der Bibel, gibt es eine Fülle von vorbildhaften
Verhaltensweisen, die wir uns aneignen können. Die Bibel verschweigt uns auch
nicht die Fehler vieler Boten Gottes. Da kann man lernen, wie wir es nicht
machen sollen.
Gerade in den Spannungsfeldern unseres Lebens
bewährt sich unser Glaube. Diesen Spannungsfeldern dürfen und können wir nicht
ausweichen, aber wir dürfen sie mit der Gnade Gottes bewältigen. Da ist eine
große Fülle von Lebensweisheiten vorhanden, die wir anzapfen dürfen. Sie sind
wie Schätze, die in unser Leben hereinfließen; ja davon unser Leben überfließt,
sodass unsere Nächsten auch noch etwas abbekommen.
Diese christliche Haustafel deckt ja nur einen
kleinen Teil von den verschiedensten Beziehungen ab, die es gibt und in denen
wir stehen. Aber es zeigt uns: Wo vorher ein Machtkampf stattfand, gibt es auf
einmal die Bereitschaft zum Dienen. Wo man normalerweise Hass empfand, entsteht
auf einmal Liebe. Statt Neid ist ein Wohlwollen und Zuneigung vorhanden. Da
entsteht eine Lebensgrundlage, darauf jeder gerne gesehen und angenommen ist
und sich entfalten kann.
Auf dreierlei wollen wir näher eingehen: 1) Auf die
vorhandenen Machtkämpfe. 2) Auf das Vorbild Jesu, der uns ein total anderes
Verhalten aufzeigt. 3) Auf unsere Jesus- Nachfolge, wodurch wir zum Dienen
befreit sind.
1) Normalerweise finden sehr viele Machtkämpfe
statt, und zwar auf zweierlei Art und Weise. Da gibt es die übergeordnete Ebene
mit Herrscher und Untergebenen; mit Chefs und Arbeiter / Angestellte; mit
Treiber und Getriebene; mit Idole und Fans; mit Bestimmenden und Gehorchenden;
mit dem Pochen aufs Amt und der bedingungslosen Unterwerfung. Und da gibt es
die partnerschaftliche Ebene, bei der nach dem Prinzip gehandelt wird: „Wie du
mir, so ich dir!“ Oder: „Eine Hand wäscht die andere!“
Wer sich am besten durchsetzen kann, der gewinnt.
Und die anderen haben das Nachsehen. Ob es dabei mit rechten Dingen zugeht, das
ist gar nicht so wichtig. Hauptsache ist, dass man weiter kommt und die
Oberhand behält. Aber der Benachteiligte ist nicht so dumm, wie man denkt. Er
plant Vergeltung. Er versucht den Erfolg seines Nächsten zu untergraben und ihm
eine Falle zu stellen. So haben Machtkämpfe immer negative Auswirkungen, die
alles Zusammenleben stört. Da bleiben immer welche auf der Strecke. Da
schaukeln sich Einzelne auf Kosten der anderen nach oben.
Machtkämpfe gibt es auch in Bezug auf Gott. Gleich
auf den ersten Seiten der Bibel ist solch ein Machtkampf genannt: „Da werdet
ihr sein wie Gott!“ Da versteckt sich der Versucher in viele Ideologien und
Weltanschauungen. Diese maßen sich an, die letzte Weisheit zu wissen. Entweder
wollen sie beweisen, dass es gar keinen Gott gibt, oder dass sie ohne ihn
auskommen können. Und gar nicht wenige unter ihnen schieben Gott alles Böse in
die Schuhe. Auch viele Wissenschaftler meinen beweisen zu können, dass es
keinen Gott gibt, oder dass sie auch alles können, was Gott getan hat. „Da
werdet ihr sein wie Gott!“
Als Christen wissen wir, dass alle Machtkämpfe dafür
ein Zeichen sind, dass wir eben in einer von Gott abgefallenen Schöpfung leben.
Auch wir kennen diese Machtkämpfe in uns und um uns. Da kämpft in uns das Böse
um die Vormachtstellung. Und in Bezug auf unsere Nächsten sind uns diese Gedanken
dazu nicht fremd. Aber zum Glück leiden wir darunter und Gott zeigt uns Wege
auf, bei denen wir zur rechten Besinnung kommen und wir uns belehren lassen. Und
dann kommt ein Umbesinnen, auf die wir in Punkt drei näher eingehen.
2) Das Vorbild Jesu zeigt uns ein total anderes
Verhalten. Bei der christlichen Haustafel im ersten Petrusbrief ist dieses
Vorbild Jesu mitten in die Haustafel eingeflochten. Statt Vergeltung bringt er
Vergebung und Erlösung. Statt in Macht lebt er in Ohnmacht. Statt brutal zu
herrschen, dient er mit Barmherzigkeit. Statt uns Menschen auszubeuten, schenkt
er überall echte Fürsorge. Statt einen Streit und Krieg anzuzetteln, stiftet er
Frieden. Statt Hass zu üben ist er ein Vorbild für die Feindesliebe. Statt Boshaftigkeit
tut er Gutes. Statt Ausgrenzung führt er uns in die himmlische Heimat. Statt
Vergänglichkeit beschenkt er uns mit der Ewigkeit. Statt Verlassenheit gibt er
Geborgenheit. Statt dem Tod vermittelt er uns das ewige Leben.
Wonach wir Menschen die größte Sehnsucht haben, die
uns aber immer wieder verdorben wird, das alles schenkt uns Jesus. Das alles
hat er für uns bereit, sozusagen im Angebot. Aber es ist kein billiges, sondern
ein sehr teures und wertvolles Angebot. Dazu will er es uns gratis, umsonst
schenken.
Es ist sehr schade, dass das so wenige kapieren.
Gerade auch in dieser Beziehung findet ein starker Machtkampf statt, dass der
Teufel die Botschaft Jesu lächerlich macht. Jesus hat zwar diese Macht des
Teufels zerstört. Das ist die Botschaft von Ostern. Aber das bekommen nur die
zu spüren, die sich bewusst Jesus anbefehlen. Und viele gehen nicht diesen Weg.
Für uns Christen ist Jesus der Hohepriester mit dem
doppelten Dienst, dass er unsere Anliegen zu Gott und die Anliegen Gottes zu
uns bringt. Er ermöglicht es uns, Gottes Kinder mit allen Rechten und Pflichten
sein zu können.
Für uns ist Christus der wahre Hirte und Chef, der
uns recht leitet und führt. Er gibt uns immer den beschützten und behüteten
Raum, sodass unser Leben zur Entfaltung kommen kann.
Für uns ist Christus der Bischof unserer Seelen, so
bezeichnet es der erste Petrusbrief. Mit einer liebenden und barmherzigen
Geduld zeigt er uns die ganze Wahrheit. Auf der einen Seite ist es die Wahrheit
über uns selbst. Auf der anderen Seite ist es die Wahrheit über die Geheimnisse
des Reiches Gottes mit seiner Neuschöpfung. Und als Bischof zeigt und führt er
uns den Weg zu dieser neuen Wirklichkeit. Noch Größeres und Höheres,
Glücklicheres und Erhabeneres können wir nie bekommen als bei ihm.
3) Mit unserer Jesus- Nachfolge sind wir zum Dienen
befreit. Weil uns Jesus so vieles anvertraut, so geben wir das uns Anvertraute
gerne, sehr gerne, an unsere Nächsten weiter. Wir können gar nicht mehr anders,
als aus Dank und Liebe dem Vorbild Jesu nachzueifern. Und weil wir wissen, dass
wir mit unserem Dienst am Nächsten, gleichzeitig dies auch Jesus als einen
Dienst an ihn annimmt. So können wir damit wenigstens stückweit etwas
zurückgeben, was wir von ihm bekommen haben. Es ist die Kunst unseres
Christseins, möglichst viel von Jesus zu lernen, möglichst viel ihn in unser
Leben herein zu lassen. Denn dadurch erleben wir Erfüllung, Stärkung,
Sättigung, Bewahrung, Liebe, Freude, Frieden ….
Und das befähigt uns dann zum Weitergeben. Auf
einmal kann ich meinem Nächsten mit Ehrerbietung gegenüber treten. Auf einmal
kann ich Worte des Trostes aussprechen. Auf einmal kann ich Lösungen aufzeigen
und Antworten geben, die meinem Nächsten wesentlich helfen und fördern. Auf
einmal lebe ich nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine Nächsten.
Dann klappt es in der Ehe und Familie. Dann versteht man sich immer besser.
Dann geraten die Kinder nicht auf die schiefe Bahn, sondern sie können sich in
rechter Weise entwickeln und werden zum Leben befähigt. Und wenn die Eltern
einmal alt werden, dann sorgen die Kinder für sie, soweit dies nötig und möglich
ist. So gibt es statt Streit und Krieg ein rechtes Miteinander und Füreinander
in allen unseren menschlichen Bezie-hungen. Jeder kommt zu Ehren und keiner
fühlt sich übergangen oder überrumpelt. Auch in Bezug auf die Staatsgesetze und
auf das Finanzamt sind wir die besten Bürger und Vorbilder.
Wir haben zwar nie den Himmel auf Erden. Aber die
Freuden überwiegen weit gegenüber all den Leiden, die natürlich auch noch da
sind. Wir erkennen, dass es durchs Leid zur Herrlichkeit geht; dass wir durch
Hingabe Erfüllung erleben; dass Geben seliger ist als Nehmen; dass alles Dienen
die Krone der Erwählten ist. So ist unser Verhältnis zum Nächsten ein
dienliches und förderliches Verhältnis. Oft schaffen wir das nur in sehr
kümmerlicher Art und Weise. Aber wir sind auf dem rechten Weg. Und Gott schenkt
uns dazu seinen Segen.
Gott beruft uns nicht zum Leiden. Das hat Jesus für
uns getan. Aber er beruft uns zum Zeugnis und zum Tun des Guten, auch wenn es
durchs Leiden geht. Und oft geht es nicht anders. So ist das Leiden oft auf
unserem Weg gegeben. Aber es ist nicht das Ziel unseres Lebens. Das Ziel ist
unsere Ankunft und Vollendung in der von Gott geschenkten Ewigkeit. Und auf
diesem Weg wollen wir viele mitnehmen und dafür ein gutes Vorbild sein. Es ist
ja auch Gottes Wille, dass möglichst viele Menschen diesen Weg zu ihm finden
und gehen. Weil wir dieses Ziel haben, haben wir auch begriffen, dass wir zum
Dienen befreit sind.
Jeder von uns kennt so eine Art von christlicher
Haustafel. Sie gründen sich auf die Gebote Gottes und wollen uns zu einem
rechten Miteinander verhelfen. Sie sind nicht Schikane, sondern Hilfe. Sie sind
ein Zeugnis dafür, dass uns Gott nicht alleine abstrampeln lässt. Sondern mit
all seiner Macht und Fürsorge ist er uns ganz nahe. Weil wir diesen Dienst
Gottes an uns erfahren, geben wir diesen gerne an unsere Nächsten weiter. Und
eine Oase des Himmels ist dort gegeben, wo dieser gegenseitige Dienst in Ehe,
Familie und Gemeinde vorhanden ist. Jesus Christus ermöglicht uns das.