Römer 8,1f.10f.14-17; Predigt:

 

" So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des To­des. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten aufer­weckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihn habt nicht einen knechti­schen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhe­ben werden."

 

Gerade für uns Christen stellt sich täglich die Frage, die mit einer umfassenden Aufgabe verbunden ist: Leben wir wie die Kinder Gottes, oder leben wir wie die Kinder dieser Welt? Damit sind sehr viele Entscheidungen verbunden, die kleinsten und unauffälligsten, aber auch die großen und erfreulichen.

Auch bei uns Christen lauert täglich der Ungeist vor unserer Le­benstüre und wartet auf Einlass. Abweisen können wir ihn nur dann, wenn wir dem sog. geistlichen Leben den Raum unseres Le­bens überlassen. Da geschieht dann gegenüber dem Ungeist echte Sublimation. Wir haben gar keine Zeit und Lust mehr für das, was in diesem Text mit dem Gesetz der Sünde und des Todes bezeichnet ist. Wer in Jesus Christus gefestigt ist, erlebt seine Freisprechung. So gibt es für ihn wahrhaftig keine Verdammnis mehr.

Wir Christen haben eine total eigene Weltanschauung, über die sich zwar viele Menschen lustig machen, die sich aber als die Richtige entpuppt und als die Einzige Bestand und ewige Gültigkeit hat.

Man kann sich mit dem Neuen aus Gott nur beschenken lassen. Aber dieses Geschenk will täglich angenommen sein. In den Schoß gelegt bekommen wir es nicht. Noch weniger wird es uns aufge­zwungen oder wie ein Korsett angelegt. Die Kunst unseres Christ­seins besteht darin, allezeit das von Gott Geschenkte zu benützen und zu gebrauchen. Je öfter wir das tun, umso besser und konzentrierter können wir Gottes Wege gehen. Da dürfen wir ganz vertrau­ensvoll mit Gott rechnen.

Gott will unser Überleben im irdischen und im zukünftigen Leben. Gott will, dass uns das Leben gelingt, dass es weitergeht und alles eine Zukunft hat, die sich lohnt. Gerade weil Gott »für« uns einge­stellt ist, hat es auch einen Sinn, ihm unser Leben anzubefehlen und zu unterstellen. Denn dann, nur dann, kommen auch allein von ihm die Schicksale und Zufälle. Dann, nur dann, weicht alle Dunkelheit zurück, weil sein Licht zu uns kommt. Dann, nur dann, überwinden wir alle Gottestrennung und erleben seine wahre Gerechtigkeit = Barmherzigkeit.

Zu Gott kommen dürfen wir so, wie wir sind. Dann geschieht das Wunder, dass Gott uns ändert und formt, wie er es will. Dann prägt uns nicht mehr die Sünde. Dann bestimmen uns nicht mehr die Menschen. Nur noch der Dreieinige Gott ist unser Herr und Meister, unser Hirte oder Chef, oder wie man ihn sonst noch bezeichnen könnte.

Unsere Weltanschauung hat drei Inhalte: 1) Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes. 2) Er schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen. 3) Durch diese Freiheit können wir als die Kinder Gottes leben, die eine große Erbschaft antreten.

 

1) Der erste Inhalt unserer Weltanschauung: Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes! Allein Jesus Christus ermög­licht es uns, das Loch heraus aus den Teufelskreisen zu finden, damit wir in die Gotteskreise geraten können. Allein er kann uns echtes Leben vermitteln. Und das darf jeden Tag neu geschehen. Jemand hat es so ähnlich gesagt: Der Ewigkeitsanfang ist täglich in Jesus Christus gegeben. Alles Streben von uns Menschen nach dem Schönen, Herrlichen, Erfreulichen und Paradiesischen ist uns hier in echter Weise eröffnet.

Äußerlich ändert sich oft nicht viel. Das Große dieser Befreiung besteht darin, dass es inmitten all dessen geschieht, was wir mit dem Kreuz des Lebens bezeichnen. Das kann in allen Situationen unseres Lebens, auch in den schlechtesten, erlebt werden. Denn diese Änderung vollzieht sich zuerst in unseren Herzen. Von da aus durchzieht es dann alle Bereiche unseres Lebens.

Weil damit kein Automatismus verbunden ist, sondern man es am besten mit Freiheit bezeichnen kann, ist unsere ganze Achtsamkeit und Wachheit gefragt und dran. Dass wir das nicht falsch verstehen: Unsere Verantwortung liegt nicht in unseren Leistungen, sondern allein in unserer Herzensverbindung zu Gott, ständig am Wort Got­tes mit seinen Verheißungen zu bleiben. Wenn wir das nicht abrei­ßen lassen, darf uns das Leben gelingen.

Nichts in unserem Leben ist verächtlicher als unsere Eigenmächtig­keit, mit der wir ohne Gott auskommen möchten. Genauso schlimm ist es, wenn wir uns gehen lassen. Als Christen kennen wir die stärkste Gottesbeziehung, die es gibt. Und durch Jesus wissen wir, dass es die einzig echte Gottesbeziehung ist.

Natürlich kennen wir auch das Schlechte und Böse. Und nie können wir sagen, dass wir ohne Sünde wären. Aber durch die Erlösung Je­su ist das alles überwunden. Die Ketten und Gebundenheiten dazu sind durchbrochen. Jesus verschlingt den Tod in seinen Sieg. So dürfen wir dem Guten und Fruchtbarem dienen und leben. Alles Fleisch, sogar unser Leib dient dem Geistlichen Leben. Da kann sich alles in unserem Leben in gesunder Weise entwickeln und entfalten. Christus macht uns frei vom Gesetz der Sünde und des Todes.

 

2) Der zweite Inhalt unserer Weltanschauung: Christus schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen! Als Chris­ten dürfen wir um das Reden und Wirken des Heiligen Geistes wis­sen. Gäbe es nicht den Heiligen Geist, dann wüssten wir zwar etwas von dem historischen Jesus, aber nichts von einem lebendigen Je­sus, der auch heute im Himmel und auf Erden alle Macht hat.

Jesus Christus wirkt und handelt durch den Heiligen Geist. Schwärmer koppeln dies von der Schrift und vom Kreuz ab. Und weil dies nicht geht, erwählen sie sich einen dunklen Geist, der mit dem Heiligen Geist überhaupt nichts mehr zu tun hat.

Gerade der Heilige Geist eröffnet uns die Schrift und die Bedeutung der biblischen Zeugen. Unsere Bibellese, Gottesdienste und Bibel-Freizeiten sind ganz wesentlich. Gerade im Gebet werden uns diese Inhalte vermittelt und mit Leben gefüllt.

Und gerade der Heilige Geist eröffnet uns den Sinn alles Kreuzes und allem Schweren, das wir immer wieder erleben. Nur er kann uns zeigen, wie wir das alles durchgehen und bewältigen dürfen. Es klingt paradox, aber es ist wahr: Nur der, der das Schwere anpackt und bewältigt und nicht abschüttelt, dem kann es nichts mehr anha­ben und keinen Schaden mehr zufügen. Nur dann fesselt es uns nicht mehr und darf uns nicht mehr vom Gott geschenkten Leben abhalten. Es behindert uns nicht mehr in unserem von Gott bekom­menen Auftrag und Wirken.

Der Heilige Geist beschönt nichts und zeigt uns die ganz harten Fronten der Sünden und des Todes. Aber er stellt uns auf die Seite der Sieger und nicht auf die Seite der Verlierer.

Also leben wir nach der Aussage: Die einzige Neuigkeit des Tages ist der Ewigkeitsanfang in Jesus Christus! Was bringen uns die Medien für Neuigkeiten? Es ist doch meistens nur Mord und Tot­schlag, Katastrophen, Qualvolles und Niederschmetterndes. So et­was erschreckt uns mehr, als dass es uns erfreut. Wir Christen ent­ziehen uns nicht den Forderungen, die daraus entspringen. Aber wie gut haben wir es, dass wir in Jesus große Hoffnungen haben für ein neues Leben, das heute schon Realität ist. Und der Heilige Geist vermittelt uns das. Dieses neue Leben voll Zuversicht und Freude ist so groß und gewaltig, dass unser irdisches Leben nicht ausreicht, um es ganz erfahren, erfassen und uns aneignen zu können. Da ist es wahrhaftig vom großen Vorteil, wenn ein Mensch in seiner Ju­gendzeit dieses Leben mit Jesus erfährt und das auch sein ganzes Leben lang durchhält. Christus schenkt uns das Gesetz des Geistes mit ganz lebendigen Ordnungen.

 

3) Der dritte Inhalt unserer Weltanschauung: Durch diese Freiheit können wir als die Kinder Gottes leben, die eine große Erbschaft antreten. Den großen Wert unseres geistlichen Lebens kann man nicht besser bezeichnen, als mit dieser Kind- und Erbschaft. Wer in einem harmonischen Elternhaus aufwächst, der hat auch in seinem späteren Leben die besten Chancen für einen harmonischen Lebens­ablauf. Und wer ein größeres Erbe bekommt, der hat bei rechter Verwendung sein Leben lang ausgesorgt. Beide Bilder, Vergleiche sind die besten Bezeichnungen für das Christenleben. Im Text steht unter anderem: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kin­der und haben einen kindlichen Geist empfangen. Und als diese Kinder sind wir auch Gottes Erben und Miterben Christi.

Es sind geistliche Aussagen und Tatsachen, die dem Sichtbaren und Greifbaren übergeordnet sind. Ein Regenwurm und Maulwurf lebt in sehr irdischen, dunklen Gängen. Ein Vogel erlebt die Kräfte der Lüfte. Der Mensch begreift teilweise die Faszination der Schöpfung. Der Christ erlebt darüber zusätzlich noch die Faszination des Schöpfers, der uns zu seinem Ebenbild geschaffen hat. Wer das ernst nimmt, der kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und wir dürfen das täglich ernst nehmen, täglich das Staunen über die Großzügigkeit Gottes lernen.

Paulus will uns Folgendes mit diesem Text vermitteln: Weil Gott für uns eingestellt ist; weil durch Jesus Christus das Urangebot Gottes wieder erneuert wurde; und weil der Heilige Geist uns den alltäglichen Lebensbezug zu Gottes Vaterhaus und Reichtum her­stellt; so lohnt sich für uns in jeder Beziehung die Nachfolge. Unser alltägliches Leben bekommt ganz wertvolle Inhalte, die wir mit Glauben, Vertrauen, Liebe, Freude, Ewigkeit und Lebendigkeit be­zeichnen. In selbstverständlicher Art und Weise - ohne Anmaßung - leben wir diesen neuen Stand der Gotteskindschaft und treten das damit verbundene Erbe an. Wie ein Kinde erobern wir uns so nach und nach die Inhalte solches überwältigenden Lebens.

Gottes Schaffenskraft ist so groß, dass er sogar aus dem Nichts et­was tun kann. Aber am liebsten schafft er doch auf der Basis seiner Schöpfung. Die Wunder, die wir oft als Wunder bezeichnen, tut zwar Gott auch, aber damit sollen wir nicht rechnen. Das eigentli­che Wunder ist der tägliche Ewigkeitsanfang in Jesus Christus. Täglich dürfen wir seine Nähe spüren und erleben, auf seine Zufälle und Schicksale warten, seine Kraft und Liebe empfangen. Das macht unsere Kind- und Erbschaft aus.

 

Leben wir wie die Kinder Gottes, oder leben wir wie die Kinder dieser Welt? Täglich sind hier viele Entscheidungen fällig, die aber weniger auf Leistungen aus sind, sondern für die geistliche Bewälti­gung unseres Lebens gelten. Und der Heilige Geist spielt da eine sehr große Rolle, dem wir uns öffnen dürfen. Dann gibt es auch für uns keine Verdammnis mehr, weil wir in Jesus Christus sind. Wir erleben die Freiheit der Kinder Gottes mit allen Erbschaften.