APOSTELGESCHICHTE 2,41a.42-47;  PREDIGT:

 

„ Die das Wort des Petrus annahmen, ließen sich taufen.  Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“

 

Es gibt die Amtskirche, die im Alten Testament auf Aaron zurückgeht. Und es gibt die Pfingstgemeinde, die im Alten Testament auf Melchisedek zurückgeht. Nach dem Hebräer Brief steht das Leben und Wirken Jesu eindeutig in der Linie des Melchisedek. Und das setzt sich in der Urgemeinde fort. Beide Arten des Priestertums haben ihre Berechtigung. In der Amtskirche ist alles ist ins Letzte geregelt und festgelegt. Das fängt an bei der Ausbildung bis hinein in alle täglichen Angelegenheiten. Bei dem melchisedekischen Priestertum wirkt in besonderer Weise der Heilige Geist, der nicht festzulegen oder festzunageln ist. Da gibt es aber auch kein sog. Amtsverständnis, dass jemand auf sein Amt pochen, oder Kraft seines Amtes etwas durchsetzen kann. So jemand ist fehl am Platze. Und doch will Gott auch da keinen Wildwuchs. Sondern Gott schenkt eine Gemeinde mit Ordnung und Gemeindesinn. Gerade die Urgemeinde befand sich täglich einmütig im Tempel und war beständig in der Apostellehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und im Gebet. Müssen menschliche Gesetze und Vorschriften aufgestellt werden, dann ist schon das melchisedekische Verständnis verloren gegangen.

Was hier in der Urgemeinde geschieht, das geht auf das Wirken des Heiligen Geistes zurück. Durch das Pfingstwunder entsteht eine Gemeinde mit fester gottesdienstlicher Gewohnheit und einer guten geistlichen Ordnung, das den einzelnen Gliedern ins Herz geschrieben ist. Gerade der Heilige Geist schenkt das Gelingen des irdischen Lebens. Er befähigt uns zur rechten Einschätzung und Bewältigung des täglichen Lebens mit allen seinen Anforderungen und Prüfungen.

Von der Kirchengeschichte her gesehen war die Zeit der Urgemeinde sehr kurz. Spätestens im Jahre 70 wurde sie in die umliegende Gegend zerstreut und war dann ganz anders geartet. Aber diese vier Elemente der Urgemeinde bleiben für alle Zeiten bestehen: Apostellehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet. Wer Gott erlebt, der praktiziert das. Das ist aus seinem Leben nicht mehr weg zu denken. Und dadurch wird er lebensfähig und zur Verantwortung gerufen. Gott baut sich dadurch seinen neuen Tempel, in dem er wohnt. Das ist die Offenbarungsstätte Gottes in dieser Welt. An solcher Gemeinde sieht man, was Gott alles kann. Sie ist der Vorläufer des ewigen Reiches Gottes, die Oase, Kolonie oder Enklave Gottes auf dieser Erde. Durch sie lädt Gott die Menschen ein, sein Angebot anzunehmen. Es ist eine Einladung, keine Vorladung.

Wir wollen uns diese vier Elemente näher ansehen:

 

 

1) Apostellehre! Es gibt das Wort Gottes, dass uns in alle Wahrheit und auch Weisheit leitet und führt. Aber es kapiert nur der, der sich davon leiten und führen lässt. Nur der findet dazu den Zugang, der durch eine Neugeburt zum göttlichen Geschlecht gehört. Hier ist es mit der Taufe verdeutlicht. Alle anderen sehen nicht die inneren Zusammenhänge und können deshalb nicht dem Worte Gottes folgen.

Beim Worte Gottes geht es weniger darum, dass man über Gott Bescheid weiß. Denn der Teufel weiß bestens Bescheid. Sondern es geht darum, sich von Gott ansprechen zu lassen. Es will uns zur Herzen gehen. Es fasziniert uns und wir haben keine Ausreden und es bleibt nicht bei den guten Vorsätzen, mit denen der Weg in die Hölle gepflastert ist. Gott ist ja kein Halsabschneider, der uns drangsaliert und tyrannisiert. Er will uns das Beste vermitteln und damit beschenken. Er hat immer ein mutmachendes Wort für uns. Er zeigt uns gerade das, was momentan so wesentlich und wichtig ist. Nie führt er uns in die Irre oder ins Verderben, sondern immer zum wahren Leben mit der besten Bewältigung als dessen, was zur Zeit ansteht.

Weil das etwas Lebendiges ist, widmen wir uns immer und immer wieder den Worte Gottes. Wir forschen, suchen in der Schrift. Wir hören genau hin. Wir klopfen die Verheißungen Gottes nach dem wahren Leben ab. Damit überprüfen wir unsere täglichen Praktiken und überdenken wir unsere Probleme und Nöte. Vor allem die Gebote Gottes beachten wir. Und wir tun das deshalb gerne, weil Gottes Wort immer Evangelium, eine " frohe Botschaft" ist. Darunter entwickeln wir uns als die Originale Gottes und wir erleben die Vollmacht Gottes. So müssen wir uns nicht mehr an Menschen hängen, sondern leben wir unserem Gott.

 

 

2) Gemeinschaft! Nur der, der eine ganz persönliche Beziehungen zu Gott hat, der kann auch recht in einer Gemeinschaft stehen. Denn unterschlüpfen kann man nur bei Gott, wie unter die Flügel eines Adlers, und nie in einer Gemeinschaft. Jesus sagt: "Der hat die größte Liebe, der sein Leben lässt für seine Freunde." Oder: "Der ist der Größte, der alle Diener ist!" Nur Gott kann den behüteten Raum mit dem feurigen Schutzwall schenken. Nur er ist die Mitte der Gemeinde, der Kopf dieser Bewegung.

Bei der Gemeinde Jesu geht es weniger um große Aktivitäten, sondern dass jeder seine Stellung ganz ausfüllt; jeder in der Nachfolge steht; und das in der gegenseitige Achtung und Annahme geschieht. Eine Gemeinschaft ist dann gestört, wenn sich Einzelne daraus erheben, sich besser dünken, sich Sondervollmachten aneignen und über die anderen bestimmen wollen.

Es allen recht zu machen, ist eine Kunst, die keiner kann. Somit muss eine Gemeinschaft auch immer erlitten werden. An dem Paulus Briefen können wir das studieren. Aber die Vorteile überwiegen weit den Nachteilen. Wenn einer recht darin lebt, dann hat er viele, viele Vorteile, die er sonst nicht hätte. Und wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt. Mit der Gnade Gottes kann er das bewältigen. Denn Gott verlangt nicht mehr, als was wir erbringen können.

So tun wir in der Gemeinschaft das, was möglich ist. Und was nicht möglich ist, das überlassen wir Gott. Und der Heilige Geist lässt uns die beiden Arten klar unterscheiden. Gerade für eine Gemeinschaft gilt das geistliche Verständnis von Fasten und Sterben. Siehe das Gleichnis vom Weizenkorn. Aber das hat nie etwas mit der Selbstaufgabe, sondern immer mit der Selbsthingabe zu tun.

 

 

3) Brotbrechen! In dem langen Kapitel 6 des Johannes Evangeliums wird uns der enge Zusammenhang vom Essen und dem Abendmahl gezeigt. Um menschlich leben zu können, benötigen wir das tägliche Essen. Um geistlich leben zu können, benötigen wir sehr dringend das Abendmahl. Denn gerade damit kehrt Jesus in uns ein. Mit dem Verstand können wir das nicht begreifen, da liegen sich die Theologen in den Haaren. Das können wir nur mit unserem Herzen erfassen. Am besten geschieht das über den einfältigen Glauben. So darf uns das Abendmahl ein inneres Bedürfnis sein, das wir nicht mehr vermissen möchten.

Jesus wird dabei zu unserem Herrn und Meister! Wir kennen eine unbändige Sehnsucht zur solcher Gemeinschaft mit Jesus.

Warum wird das Abendmahl in der Gemeinschaft gefeiert? Es gibt dafür verschiedene Gründe. Ein wesentlicher Punkt ist die Aussage der Schrift, dass die gesamte Gemeinde die Braut Jesu ist. Und das ist das Bild für die engst mögliche Verbindung zu Jesus, die es gibt. Deshalb feiern wir das Abendmahl im Gottesdienst.

Johannes berichtet vom Abendmahl neben dem Speisungswunder von der Fußwaschung. So geschieht darin ein großer Dienst Jesu an uns. Zur Samariterin sagt Jesus: "Wer von diesem Wasser trinken wird, den wird in Ewigkeit nicht düsten. Es wird in ihm zu einer Quelle des Wassers, das in das ewige Leben fließt!" Die Gleichnisse vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle sind ein Bild dafür, dass das Abendmahl ein kostbarer Edelstein unter den Feiern des Gottesdienstes ist. Mit Jesus gekommen wir unser Heil, unsere Lebendigkeit geschenkt. Dafür müssen wir uns nicht abstrampeln. Somit verliert sich alles Verbissene, Eigennützige und Selbstgewollte! Das haben wir durch das Abendmahl nicht mehr nötig.

 

 

4) Gebet! Hier ist vor allem das gemeinsame Gebet angesprochen, die Gebetsgemeinschaft. Diese will gelernt sein. Das kann man nicht von heute auf morgen. Die Grundlage dazu ist das persönliche Gebet. Aber das gemeinsame Gebet hat noch einmal eine besondere Bedeutungen.

Eine lebendige Gemeinde praktiziert das gemeinsame Gebet. Da stehen weniger die persönlichen, sondern in die gemeinsamen Anliegen im Mittelpunkt. Auch hierfür gibt es das Buß-, Bitt-, Fürbitte-, Dank-, Anbetungs- und Lobgebet! Wenn wir einen Blick in die Offenbarung des Johannes werfen, dann geschieht mit dem gemeinsamen Gebet vor Gottes Thron sehr Vielsagendes und Gewaltiges. Da zeigen sich die wahren Zusammenhänge und Wichtigkeiten des Lebens, da kommen die göttlichen Handlungen und Maßstäbe zum Vorschein und zum Tragen. Da tut sich uns die Welt Gottes auf. Da erleben wir das Erfreuliche, Herrliche und Ewige. Das ist der Sinn und Zweck des gemeinsamen Gebetes.

Jemand hat gesagt: "Beten ist das Gegenteil aller Künste. Es bedarf keiner inneren Steigerung oder besonderen Übung. Beten kann man ernst, wenn man alle Künste abgelegt hat!" Haben wir keine Scheu vor solchem Gebet. Auch da dürfen wir wie Kinder vor unserem himmlischen Vater sprechen.

Gerade das Vaterunser ist uns das Vorbild für solches Gebet! Darin geschieht zweierlei: Die Anliegen Gottes dürfen wir zu den unseren machen, uns aneignen: Heiligung des Namens Gottes; Kommen des Reiches Gottes und das Geschehen ist Willens Gottes! Dann erklärt Gott unsere Anliegen zur Chefsache: das tägliche Brot; die Vergebung unserer Sünden; die Erlösung vom Bösen und die Bewahrung vor der Versuchung. Auch die Anbetung kommt im Vaterunser nicht zu kurz: Gott ist unser Vater im Himmel! Sein ist das Reich, also der Bau der Neuschöpfung. Sein ist die Kraft, die wir so nötig brauchen. Und Sein ist die Herrlichkeit, die uns eröffnet wird. Und das alles hat Ewigkeitscharakter!

Also nochmals: Scheuen wir uns nicht vor solchem gemeinsamen Gebet, wo ist angebracht ist. Auch das hat große Verheißung.

 

Apostellehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet gehören zur lebendigen, praktizierenden Gemeinde dazu. Leben wir das in der Gemeinde, im Hauskreis und in der Bruderschaft. Damit stehen wir in der Reihe der melchisedekischen Priester, mit denen Gott seinen neuen Tempel baut, in dem er gegenwärtig ist. Das ist die Offenbarungsstätte Gottes in dieser Welt. Da sieht man, was Gott alles kann und vor hat. Dazu ergeht von Gott eine Einladung an uns. Lassen wir uns nicht betteln oder lumpen. Nehmen wir das an und leben wir das aus!