Johannes 14,1-6; Predigt

 

" Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn´s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr. Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich. "

 

Auch wir Christen denken am Neujahrstag in be­sonderer Weise an unsere Zukunft und rechnen mit dem Segen Gottes. Auch uns zwickt immer wieder einmal die Neugierde: Was wird uns das Neue Jahr bringen? Erfüllen sich unsere Vorstellungen und Sehnsüchte? Wird es wieder ein wesentliches Stück weiterge­hen oder bleibt alles beim Alten? Werden wir Glück oder Pech ha­ben?

Aber es liegt im Dunkeln. Wir können´s nicht wissen, was in die­sem Jahr alles auf uns zukommt. In einem Liedvers (EG 530,2) heißt es: "Es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war!" Es könnte plötzlich eine Situation eintreten, in der alles ganz anders aussieht und verläuft. Auch wir Christen werden davon nicht verschont.

Aber eines dürfen wir wissen: Alles, was uns passiert, das muss an Gott vorbei. Wenn er nicht ja sagt, dann juckt es uns nicht einmal. Wir dürfen wissen, dass Gott uns führt und leitet. Nur von ihm kommen unsere Schicksale und Zufälle, auch wenn wir sie nicht, noch nicht verstehen.

Unsere Vergangenheit ist nicht so einfach vorbei, sondern sie prägt gewaltig unsere Gegenwart. Nicht nur unsere Träume werden davon beeinflusst. Unsere ganze Lebensweise gründet sich darauf. Und un­sere Gegenwart prägt wiederum unsere Zukunft. Aber weder die Vergangenheit noch unsere Zukunft können wir beeinflussen. Das können wir nur in Bezug auf unsere Gegenwart. Gerade unsere Je­sus-Nachfolge hat es darauf abgesehen. Sie beinhaltet keine pas­sive, sondern eine sehr aktive Gestaltung unseres Lebens und Zu­sammenlebens. Diese unsere innerste Ausrichtung auf Gott hat sehr viele Auswirkungen auf unseren Alltag.

Versuchen wir auch in diesem Jahr zu unterscheiden, was wir än­dern können und damit prägen und gestalten; und was wir nicht än­dern können und damit ertragen dürfen, ohne persönlich Schaden zu erleiden. Der Heilige Geist Gottes gibt uns sehr wohl diese Unter­scheidungsgabe. Nehmen wir unsere Erfahrungen mit Gott sehr ernst und trödeln wir nicht auf unserem Weg der Nachfolge. Das ist für uns Christen wesentlich. Nehmen wir unsere Zeit im neuen Jahr aus Gottes Hand. Dann bleibt die Zeit nie stehen und wir erleben die großen Aktionen Gottes.

Unser Predigttext zeigt uns drei Werte unseres christlichen Lebens. Alle drei wollen geistlich verstanden sein. 1) Es ist ein ideeller Wert: Mit unserem Glauben haben wir eine ganz besondere Stütze zur Lebensbewältigung. 2) Es ist ein Sachwert: Jesus zeigt uns die Wohnungen Gottes, die für uns bereitstehen. 3) Es ist ein Perso­nenwert: Jesus will als der Weg, die Wahrheit und das Leben die Mitte unseres Lebens sein!

 

1) Es ist ein ideeller Wert: Mit unserem Glauben haben wir eine ganz besondere Stütze zur Lebensbewältigung. Je inniger und ein­fältiger wir glauben, desto mehr erleben wir mit Gott. Das ist für uns Christen eine ganz einfache Regel, die nur wir haben und ken­nen. Damit kommen wir sehr weit. Dieser ideelle Wert kann uns nicht mehr genommen werden und ermöglicht uns ewiggültige Werte. Da lässt sich Gott nie lumpen, auch nicht täuschen.

Als Christen haben wir das einzigartige Vorrecht, im Glauben schon vollen Kontakt mit Gott schließen zu dürfen.. Wohl uns, wenn wir diese Gelegenheiten ergreifen und ausnützen. Mit dem Glauben ziehen wir ins Gnadenschloss Gottes ein; eröffnen sich uns die Di­mensionen und Größen Gottes. Nur mit dem Glauben sind wir die Neue Kreatur Gottes und werfen wir die Krücken unserer Selbstge­rechtigkeit weit weg.

Man kann ruhig einmal sagen: Der Glaube an Gott ist unsere beste Lebensversicherung; natürlich zusätzlich zu unseren nötigen weltli­chen Absicherungen. Da kann uns nichts mehr aus der Bahn Gottes werfen. Da können wir getrost und froh unsere Wege gehen, die uns Gott führt und leitet. Da sind wir nie alleine oder im Stich gelassen. Da nehmen wir die Zusagen Gottes ernst. Auch wenn wir manches nicht verstehen, sprechen wir wie Maria: "Mir geschehe, wie du ge­sagt hast!" Seien wir diese Weltmeister in Glaubensangelegenheiten.

Natürlich gibt es verschiedene Reifegrade des Glaubens. Das erste Glaubenserlebnis ist unsere Neugeburt aus Gott. Dann beginnt ein neues Leben, wie bei einem Säugling. Ein junger Christ hält nichts vom Leiden. Er will sich zuerst einmal das Leben erobern und das Neue Leben genießen. Und das ist auch richtig so. Es kommt dann von selbst die Zeit, in der er Verantwortung übernehmen will. Dann kommen automatisch auch die Nöte, Schwierigkeiten und Leiden auf ihn zu. Das ist normal. Seine Aufgabe besteht dann darin, in Verantwortung und im Zutrauen zu Gott das alles zu bewältigen und nicht vor sich her zu schieben oder gar zur Seite zu schieben. Es tut wohl, hier Menschen zu erleben, die im einfältigen Glauben das tun. Und es tut weh, wenn hier welche nicht ihre Verantwortung wahrnehmen.

Mit diesem ideellen Wert unseres Glaubens haben wir zur Lebens­bewältigung eine ganz besondere Stütze.

 

2) Als Sachwert zeigt uns Jesus die Wohnungen Gottes, die für uns bereitstehen. Es ist kein Sachwert irdischer, sondern geistlicher Art. Je mehr unser Leben ein Kreuz ist, umso mehr leuchten uns die Zu­sagen Gottes. Nur des Menschen Übermut begibt sich auf das Glatteis des Lebens, das an vielen Stellen einzubrechen droht. Was hier mit Wohnung Gottes bezeichnet wird, damit ist unsere Heimat bei Gott gemeint, unser Zuhausesein bei Gott.

Unser gesamtes geistliches Leben darf ein Stückwerk dieser himm­lischen Heimat sein. Jeder Gedanke, den wir haben; jedes Wort, das wir sprechen; und jede Handlung, die wir vollziehen, prägt unsere Ewigkeit. Denken wir da als Beispiel an die Herstellung einer Kir­chenglocke. Während unserer Lebzeiten auf dieser Erde wird die Glockenform geprägt, Alles gräbt sich darin ein. Wie tut es uns Christen gut, dass wir die Beichte und das Abendmahl kennen. Denn dadurch werden alle negativen Erlebnisse, alle schuldhaften Ge­schehen ausgemerzt und graben sich nicht in diese Glockenform ein. Unser Tod ist dann der Glockenguss. Die Form wird zerschla­gen und die endgültige Glocke steht da und läutet zur Ehre Gottes.  So ähnlich müssen wir uns diese neuen Wohnungen Gottes vorstel­len. Wenn wir sagen: Heute schon dürfen wir darin Zuhause sein, dann ist gemeint, dass - natürlich allein aus Gnade - wir heute schon an unserer herrlichen Zukunft beteiligt sind und wir darum wissen. Mit dem Tod ist dann nicht alles aus, sondern sind wir Zuhause!

Wer das für eine selbstverständliche Tat Gottes hält, die Gott zu er­bringen hat, der wird sehr schnell zu einem undankbaren und kriti­schen Menschen, der an den Führungen Gottes vorbei stoffelt und sich sogar diese Zukunft Gottes verdirbt. Wer dagegen täglich da rüber staunen kann, was Gott alles für ihn tut, der wird zu einem sehr dankbaren Menschen, durch den Gott sehr viel tun kann.

Gehen wir freudig die Wege, die uns Gott zu gehen heißt. Denn es darf dabei das Gute, das Wohlgefällige und Freudvolle unseren Alltag prägen und dazu unsere Ewigkeit bereiten. Schmollende und beleidigte Christen sollten wir nie sein. Denn jeder hat von Gott seinen ganz speziellen Wert bekommen.

Bei Gott ist viel Platz. Da gibt es keine Enge und Begrenztheit oder gar Ausgrenzung. Die Neue Stadt Jerusalem, der Neue Tempel Gottes ist etwas sehr Großes, Lebendiges, Originelles und Ewiges. Sie ist das Einzige, das Zukunft hat. Wer da Zuhause ist, der wird selbst zur Behausung Gottes, zur Wohnung Gottes im Geist. Dann ist uns das alles nicht mehr fremd, sondern sehr geläufig. Diesen geistlichen Sachwert der Wohnungen Gottes, die für uns bereitste­hen, will uns Jesus vermitteln.

 

3) Jesus ist für uns der geistliche Personenwert. Er ist "der" Weg, "die" Wahrheit und "das" Leben. Manche von uns bekommen viel­leicht hautnah den Streit unserer Kirchen mit, ob Mission überhaupt noch nötig ist. Es gibt viele, die diese Aussage Jesu verwässern. Sie sagen dann: Jesus ist "ein" Weg; "eine" von vielen Wahrheiten, und "ein" gangbarer Weg zum Leben Gottes, die anderen Religionen stellen auch einen Weg zu diesem Leben dar. Johannes warnt am Schluss seiner Offenbarung davor, zu der Botschaft Jesu etwas dazuzutun oder etwas wegzunehmen. So wollen wir auch diese Aussage Jesu ernst nehmen.. Es ist eines der sieben "Ich- Bin- Worte" Jesu.

Das Ziel ist klar: die Wohnungen Gottes. Wie sieht nun der Weg zu diesem Ziel aus? Es ist einzig und allein unsere lebendige Bezie­hung zu Jesus Christus. Jesus kommt nicht nur am Jüngsten Tag auf diese Erde zurück. Sondern er kommt bei jeder Generation neu in das Leben der Einzelnen, die ihm nachfolgen wollen.

Er gibt uns sehr viele Gaben, aber der Geber der Gaben ist wichtiger als die Gaben selbst. Es gibt viele, viele Möglichkeiten, um mit Je­sus Christus Kontakt zu haben und zu pflegen. Zuerst einmal sind die Gottesdienste gemeint, Bibellese, Gebet und Abendmahl. Aber dann ist auch unser Alltag gemeint. Jesus selbst sagt (Mt 25):  Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan!

Es sind die Beziehungen unseres Lebens gemeint, wo Paulus sagt (Gal 1,16): Da besprach ich mich nicht mit Fleisch und Blut!  Hier spielt sich etwas alleine zwischen mir und Jesus Christus ab. Das ist ja das Große an Jesus Christus, dass er die Möglichkeit und den Überblick hat, zu jedem Einzelnen eine Verbindung aufbauen zu können, wenn es der Einzelne zulässt. Offenbarung 3,20: Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hören und die Tür auftun wird, zu dem werde ich einkehren!

Jesus ist keine Größe dieser Welt, aber unsere Beziehung zu ihm hat sehr viele Auswirkungen auf diese Welt. Nur wenn unsere Be­ziehung zu ihm vorrangig ist, dann klappen auch einigermaßen un­sere weltlichen, menschlichen Beziehungen. Das wird auch deutlich in den Geboten und im Vaterunser. Sie ersten drei Gebote handeln von unsrer Beziehung zu Gott, die restlichen von unseren menschli­chen Beziehungen. Die ersten drei Bitten im Vaterunser handeln von den Anliegen Gottes, die restlichen vier Bitten von unseren Anliegen. Wenn diese Reihenfolge in unserem Leben und Alltag klar ist, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen, so schief uns auch unsere Welt vorkommt. Matthäus 6,33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere von Gott zufallen. Das sind die Zufälle und Schicksale Gottes, die es nur gut mit uns meinen. Pfuschen wir Gott nicht so viel dazwischen, sondern praktizieren wir diese lebendige Bezie­hung zu Jesus Christus. Dann wissen wir um "den" Weg, um "die" Wahrheit und um "das" Leben. Dann müssen wir nicht mehr so viel diskutieren und problematisieren. Dann ist uns das alles klar und eindeutig, was für unser momentanes Leben wichtig ist. Dann wis­sen wir um den nächsten Schritt, den wir zu gehen haben, ohne dass wir irgend etwas anderes vernachlässigen. Jesus zeigt und führt uns einen sehr umsichtigen, klaren und verantwortungsbewussten Weg. Es kommt weniger auf eine fromme Haltung an, als dieses Verwurzelsein in Jesus Christus. Er lässt uns dann nie alleine abstrampeln, sondern er ist immer da und gegenwärtig. Er ist unsere Allround-Größe in Bezug auf alle unsere Lebensfragen und -Anliegen. Diesen Personenwert in Jesus Christus lassen wir uns nicht mehr nehmen.

 

Wenn wir diesen drei Werten unseres geistlichen Lebens leben: Glaube, Heimat bei Gott und Leben mit Jesus Christus; dann kön­nen wir auch voll Zuversicht in dieses Neue Jahr gehen. Jeder Tag im neuen Jahr hat seine ganz spezielle Bedeutung, auch wenn es um ganz alltägliche Dinge geht. Lassen wir uns die Augen und Oh­ren für die Gelegenheiten Gottes öffnen. Der verborgene Gott will ins Tageslicht unseres Lebens treten, uns reich beschenken und un­ser Leben lebenswert machen.