Im Kapitel der
Wiedergeburt bezeugt Johannes:
Der von
Gott her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist
von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der
ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und
sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt, der
besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt
hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß. Der
Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.
Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem
Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern
der Zorn Gottes bleibt über ihm.
Weihnachten
hat nichts mit einer gelegentlich hohen Gemütsstimmung zu tun.
Sondern es zeigt uns die göttliche Liebe, mit der Gott bereit
ist in unsere Brutalitäten zu kommen, um neue, bessere
Verhältnisse zu schaffen
Mit Weihnachten gibt es wieder die Instanz Gottes, an die wir uns mit unseren Anliegen, Fragen, Bitten und Nöten wenden können. Es gibt den konkurrenzlosen Experten Gottes, der uns mit Sachverstand und göttlicher Vollmacht weiterhelfen kann.
Mit Weihnachten ist uns der Himmel Gottes geöffnet. Die Engel, der Stern, die wahre Liebe, die ewige Hoffnung und Erwartung sind nun keine Utopie mehr, sondern blutige Wahrheit geworden. Gott selbst liegt in der Weihnachtskrippe für uns bereit. Wir dürfen uns mit ihm beschenken lassen. Nehmen wir ihn ohne Zögern, ohne Wenn und Aber an. Bringen wir dieses kindliche Vertrauen auf. Wir werden nie enttäuscht.
Verstehen können wir Gott nicht. Wenn wir Gott wären, dann würden wir ganz anders handeln. Dann wären wir nicht so dumm und würden uns in die Hände der Menschen begeben. Aber die dahinter stehende Liebe Gottes schlägt diesen Weg ein, um uns seine Gelegenheiten zu geben. Unser Existenzkampf bekommt eine positive Wende. Es gibt für uns wieder einen Weg, der zum Ziel führt. Es lohnt sich das Leben.
Den Weg, den Gott zu Weihnachten einschlägt, ist einmalig. Es ist die letzte Gelegenheit, Chance für uns, mit der uns Gott das Höchste, das Beste, das Wertvollste und das Ewige zukommen lässt. Auch wenn es ein ganz anderer Weg ist, als wir ihn normalerweise gewöhnt sind, so führt er uns doch zu dem Ziel, das wir uns wünschen und vorstellen. Es sind keine krummen Wege und Touren damit verbunden. Sondern Gott selbst sieht darauf, dass alles in rechter Weise zugeht. Wenn wir ein Vertrauensverhältnis zu diesem Jesus aufbauen, das wir mit Glauben bezeichnen, sind auch wir beim Weihnachtsgeschehen mitten dabei. Es kommt das Reich Gottes in unsere Alltagswelt. Darin sind wir eingebunden. Gott gebraucht und benützt unser Leben für seine Sache. So leben wir nicht mehr umsonst.
Dieser uns heute gegebene Predigttext unternimmt den Versuch, Weihnachten mit unserer Wiedergeburt im christlichen Verständnis zu vergleichen. !) Jesu Geburt ist voll bepackt mit dem göttlichen Programm. 2) Weil er ganz Mensch geworden ist, hat unser Menschenleben wieder einen Sinn. 3) Mit unserem Glauben an Jesus setzen wir unter die Zusagen Gottes unser Siegel.
1)
Jesu Geburt ist mit dem göttlichen Programm voll gepackt. Vers
31: Er kommt von Gott her; er ist über allen. Vers 32: Er
bezeugt, was von Gott kommt. Vers 35: Gott hat ihm alles
in seine Hand gegeben. Vom Weihnachtsgeschehen selbst wissen
wir, dass sich etliche alttestamentliche Verheißungen erfüllt
haben.
Man kann sagen: Jesus
ist allezeit Gott. Das gilt auch für das damalige
Weihnachtsgeschehen, aber auch für Weihnachten 2000. Es geht
nicht darum, dass wir ihn mit unseren Augen sehen, mit unseren
Händen greifen oder mit unserem Verstand verstehen könnten.
Denn das geht nicht. Und doch ist er als der Sohn Gottes
erfahrbar und erlebbar. Seine Verhüllung in solcher Niedrigkeit,
sein Geheimnis, kann sich uns lüften. Er wird auch zu unserem
Geheimnis, in das wir einsteigen dürfen.
Man kann von unserer
Welt fasziniert sein. Sehen wir einmal von den Unglücksmeldungen
ab, dann können uns die Schönheiten der Natur und der
Wissenschaften begeistern. Und doch werden diese Schönheiten von
den vorhandenen Hässlichkeiten des Lebens überschattet, sodass
man gar nicht mehr froh werden kann. Auch da hinein fließt das
Licht von Weihnachten. Die Größe Gottes, seine Herrlichkeit,
seine gewaltigen Handlungen, sein ewig gültiges Geschehen ist
mitten unter uns vorhanden. Und wir dürfen ihn entdecken,
erleben, hautnah erfahren. Ja er kommt in unser Leben herein. Er
will sich in uns und durch uns verwirklichen, sein Reich aufbauen
und seine Neuschöpfung zur Vollendung bringen.
Gott will nicht
unseren Untergang. Er bleibt nicht in einer unerreichbaren Ferne.
Er ist nicht der Gott, der es verdient hätte, mit Vorwürfen
überschüttet zu werden. Weihnachten ist der Punkt der
Weltgeschichte, an dem Gott Mensch wurde. Er beugte sich so tief,
sodass sogar die Randgruppen der Hirten und Heiden ihn erleben
konnten und froh werden durften.
Glauben wir es, dass
auch über einem jeden von uns die göttliche Bestimmung liegt.
Es gibt auch heute das göttliche Programm. Gott selbst will alle
dabei haben. Er schließt keinen aus. Ca. 30 Jahre nach
Weihnachten sagt Jesus zu Nikodemus: Wenn du von neuem geboren
wirst, dann kannst du das Reich Gottes erleben und auch in dieses
hinein kommen.
Nach Johannes 1 schuf
Jesus diese ganze Welt. Der Versucher riss das an sich. So kommt
Gott selbst in diese von ihm abgefallene Welt, um zu retten, was
zu retten ist. Sehen wir Weihnachten in diesem großen
Zusammenhang. Jesu Geburt ist mit dem göttlichen Programm
voll bepackt.
2)
Weil er ganz Mensch geworden ist, hat unser Menschenleben
wieder einen Sinn. Hier liegt nun die Betonung darauf, dass Jesus
auch gleichzeitig ganz Mensch war.
Wir sagen ja gerne:
Auch unter uns Christen menschelt es sehr. Und da fällt uns eine
ganze Palette von Vorwürfen ein, die wir im Hinterkopf geparkt
haben. Auch dafür bedeutet uns Weihnachten sehr viel. Für die
gesamte Heilsgeschichte gesehen betritt Jesus zu dem Zeitpunkt
unsere Welt, wo nach menschlichen Maßstäben alles aus ist und
verloren erscheint. Das dürfen wir auch auf unser Leben
übertragen. So sehr uns unsere Verlorenheit und Verdorbenheit
bedrückt, so gibt es doch daraus eine Errettung. Natürlich
müssen wir dies erkennen, das bleibt uns nicht erspart. Aber
dann können wir zur Krippe kommen, um uns das wahre Verständnis
vom Leben abzuholen, damit beschenken zu lassen. Keiner ist da zu
unwürdig oder gar zu schlecht. Nur die Hochmütigen, die
Hoffärtigen, die im geistlichen Verständnis Reichen schaffen
das nicht.
Weihnachten ist
gleichzeitig die Provokation Gottes, dass er seinen Sohn, seine
Engel und seinen Stern nicht zu den Führern und Größen Israels
schickte. Diese blieben ausgeklammert. Sie hörten es höchstens
von denen, die von ihnen verachtet worden sind. Und darauf
konnten sie natürlich nicht hören. Das wäre eine Zumutung
besonderen Grades.
Gott verachtete diese
Größen nicht. Aber er weiß zu genau, dass diese sein Kommen
nur für ihre eigenen Zwecke missbraucht hätten. Und das wäre
für sein Kommen Gift gewesen. Hüten wir uns, unsere Größe,
unseren Einfluss in irgend einer Art und Weise zu missbrauchen.
Gott zieht sich dann von uns zurück, ohne dass wir das gleich
merken. Das wäre sehr, sehr schade.
Stören wir uns nicht
an den ganz einfachen Wegen, die Gott will und führt. Letztlich
ist das unsere Rettung, wenn er nicht so kompliziert wie wir
Menschen ist. Gottes Kommen in unsere Welt beginnt unscheinbar
und klein, jedenfalls von der großen Weltgeschichte her gesehen.
Für die, die es erleben, ist es das Licht in ihrer Finsternis;
das Leben in ihrem Tod; die Hoffnung in ihrer Verlorenheit; das
Glück in ihrem Pech; die Liebe in ihrem Hass; die Freude in
ihrer Traurigkeit; der Friede in ihrem Streit; die Errettung in
ihrer Verdammnis; der Segen in ihrem Fluch; und diese Reihenfolge
könnte man fortsetzen. Weil Jesus ganz Mensch geworden ist, hat
unser Menschenleben wieder einen Sinn.
3)
Mit unserem Glauben an Jesus setzen wir unter die Zusagen
Gottes unser Siegel. Vers 33: Wer das Zeugnis Jesu annimmt,
der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Vers 36: Wer an
den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Man könnte dazu
auch sagen: Das Alte vergeht und das Neue kommt. So einfach ist
das bei Gott. Und mit dem Neuen kommt wieder das Ursprüngliche
zum Vorschein. Für diese Welt heißt es: Es gibt nichts Neues
auf dieser Erde! Für das Reich Gottes heißt es: Jeder
Tag ist der neue Ewigkeitsanfang in Jesus Christus. Für uns
darf jeder Tag der Anbruch des Neuen sein, das sich Gott für
sein Reich vornimmt. Jesus vollbringt das in uns. Sein Angebot
dafür steht fest. Er hat den dazu nötigen Vertrag rechtsgültig
unterschrieben. Und mit unserem Glauben setzen wir auch unsere
Unterschrift darunter.
Jesu Lebenswerk als
Mensch ist schon längst vollendet. Aber es ist nie veraltet. Und
wenn bei Gott tausend Jahre wie ein Tag ist, dann war es erst
vorgestern, da Weihnachten stattfand. D.h. für jedes
Menschenskind auf dieser Erde ist das Angebot Jesu aktuell,
gültig und lebensnah. Wer in seine ausgestreckte Hand
einschlägt, für den gilt das für alle Ewigkeit. Jeder
entscheidet urpersönlich, was er damit anfängt. Es kommt nicht
so sehr darauf an, wie viel Mist meine Nächsten, die Menschen,
die Kirchen oder die Staaten fabrizieren. Es gilt lediglich die
eine Frage, wie ich mich entscheide und was ich tue. Jeden Morgen
neu bin ich da angefragt. Und nie kann ich mich auf Gestern
berufen. Wenn man die Linie von Weihnachten ganz auszieht, dann
ist jeder Morgen neu Weihnachten, mein ganzes Leben lang. Gottes
Herrlichkeit will nicht nur im Himmel bleiben. Sie will täglich
neu zu mir kommen und den neuen Tag bestimmen. Seine Engel und
sein Stern kommen in unseren Alltag. Diese vieltausend Engel sind
auch heute unterwegs. Wem können sie die Botschaft Gottes
bringen? Wem zeigt der Stern den Weg Gottes?
Unser Glaube an Jesus
Christus ist für uns Christen die gewisseste Sache, die es gibt.
Für diese Welt ist es das Gegenteil. Sie sagen: Glaube ist
Nichtwissen! Für uns ist er gewisser als alles Sichtbare und
Greifbare, nur beweisen können wir es nicht. Deswegen ist im
Text zwei Mal das Wort Zeugnis genannt. Es geht nicht um Beweise,
sondern um unser Zeugnis. Und bezeugen können wir nur das, was
wir mit Gott erlebt haben. So wie die Hirten und Weisen damals
bezeugen konnten, so waren es später die Jünger und danach die
Zeugen der ganzen Kirchengeschichte. Heute dürfen wir es sein.
Darin steckte eine so große Lebendigkeit, die alle Sturheit und
Gesetzlichkeit überwindet. Gott kommt durch uns zum Zuge und es
erfüllen sich die Verheißungen Gottes. Mit unserem Glauben an
Jesus setzen wir unter die Zusagen Gottes unser Siegel.
Weihnachten zeigt uns
die göttliche Liebe, mit der Gott bereit ist in unsere
Brutalitäten zu kommen, um neue, bessere Verhältnisse zu
schaffen. Das Hauptanliegen im Umfeld dieses Predigttextes ist
die Neugeburt aus Gott. Seien wir bereit, dass Jesus in uns
geboren werden kann. Es entsteht ein neues Leben, das sich immer
weiter entwickelt und zur Vollendung kommen darf.