Johannes 3,31-36; Predigt:

 

Im Kapitel der Wiedergeburt bezeugt Johannes:

„ Der von Gott her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß. Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm. “

Weihnachten hat nichts mit einer gelegentlich hohen Gemütsstimmung zu tun. Sondern es zeigt uns die göttliche Liebe, mit der Gott bereit ist in unsere Brutalitäten zu kommen, um neue, bessere Verhältnisse zu schaffen

Mit Weihnachten gibt es wieder die Instanz Gottes, an die wir uns mit unseren Anliegen, Fragen, Bitten und Nöten wenden können. Es gibt den konkurrenzlosen Experten Gottes, der uns mit Sachverstand und göttlicher Vollmacht weiterhelfen kann.

Mit Weihnachten ist uns der Himmel Gottes geöffnet. Die Engel, der Stern, die wahre Liebe, die ewige Hoffnung und Erwartung sind nun keine Utopie mehr, sondern blutige Wahrheit geworden. Gott selbst liegt in der Weihnachtskrippe für uns bereit. Wir dürfen uns mit ihm beschenken lassen. Nehmen wir ihn ohne Zögern, ohne Wenn und Aber an. Bringen wir dieses kindliche Vertrauen auf. Wir werden nie enttäuscht.

Verstehen können wir Gott nicht. Wenn wir Gott wären, dann würden wir ganz anders handeln. Dann wären wir nicht so dumm und würden uns in die Hände der Menschen begeben. Aber die dahinter stehende Liebe Gottes schlägt diesen Weg ein, um uns seine Gelegenheiten zu geben. Unser Existenzkampf bekommt eine positive Wende. Es gibt für uns wieder einen Weg, der zum Ziel führt. Es lohnt sich das Leben.

Den Weg, den Gott zu Weihnachten einschlägt, ist einmalig. Es ist die letzte Gelegenheit, Chance für uns, mit der uns Gott das Höchste, das Beste, das Wertvollste und das Ewige zukommen lässt. Auch wenn es ein ganz anderer Weg ist, als wir ihn normalerweise gewöhnt sind, so führt er uns doch zu dem Ziel, das wir uns wünschen und vorstellen. Es sind keine krummen Wege und Touren damit verbunden. Sondern Gott selbst sieht darauf, dass alles in rechter Weise zugeht. Wenn wir ein Vertrauensverhältnis zu diesem Jesus aufbauen, das wir mit Glauben bezeichnen, sind auch wir beim Weihnachtsgeschehen mitten dabei. Es kommt das Reich Gottes in unsere Alltagswelt. Darin sind wir eingebunden. Gott gebraucht und benützt unser Leben für seine Sache. So leben wir nicht mehr umsonst.

Dieser uns heute gegebene Predigttext unternimmt den Versuch, Weihnachten mit unserer Wiedergeburt im christlichen Verständnis zu vergleichen. !) Jesu Geburt ist voll bepackt mit dem göttlichen Programm. 2) Weil er ganz Mensch geworden ist, hat unser Menschenleben wieder einen Sinn. 3) Mit unserem Glauben an Jesus setzen wir unter die Zusagen Gottes unser Siegel.

 

1) Jesu Geburt ist mit dem göttlichen Programm voll gepackt. Vers 31: Er kommt von Gott her; er ist über allen. Vers 32: Er bezeugt, was von Gott kommt. Vers 35: Gott hat ihm alles in seine Hand gegeben. Vom Weihnachtsgeschehen selbst wissen wir, dass sich etliche alttestamentliche Verheißungen erfüllt haben.

Man kann sagen: Jesus ist allezeit Gott. Das gilt auch für das damalige Weihnachtsgeschehen, aber auch für Weihnachten 2000. Es geht nicht darum, dass wir ihn mit unseren Augen sehen, mit unseren Händen greifen oder mit unserem Verstand verstehen könnten. Denn das geht nicht. Und doch ist er als der Sohn Gottes erfahrbar und erlebbar. Seine Verhüllung in solcher Niedrigkeit, sein Geheimnis, kann sich uns lüften. Er wird auch zu unserem Geheimnis, in das wir einsteigen dürfen.

Man kann von unserer Welt fasziniert sein. Sehen wir einmal von den Unglücksmeldungen ab, dann können uns die Schönheiten der Natur und der Wissenschaften begeistern. Und doch werden diese Schönheiten von den vorhandenen Hässlichkeiten des Lebens überschattet, sodass man gar nicht mehr froh werden kann. Auch da hinein fließt das Licht von Weihnachten. Die Größe Gottes, seine Herrlichkeit, seine gewaltigen Handlungen, sein ewig gültiges Geschehen ist mitten unter uns vorhanden. Und wir dürfen ihn entdecken, erleben, hautnah erfahren. Ja er kommt in unser Leben herein. Er will sich in uns und durch uns verwirklichen, sein Reich aufbauen und seine Neuschöpfung zur Vollendung bringen.

Gott will nicht unseren Untergang. Er bleibt nicht in einer unerreichbaren Ferne. Er ist nicht der Gott, der es verdient hätte, mit Vorwürfen überschüttet zu werden. Weihnachten ist der Punkt der Weltgeschichte, an dem Gott Mensch wurde. Er beugte sich so tief, sodass sogar die Randgruppen der Hirten und Heiden ihn erleben konnten und froh werden durften.

Glauben wir es, dass auch über einem jeden von uns die göttliche Bestimmung liegt. Es gibt auch heute das göttliche Programm. Gott selbst will alle dabei haben. Er schließt keinen aus. Ca. 30 Jahre nach Weihnachten sagt Jesus zu Nikodemus: Wenn du von neuem geboren wirst, dann kannst du das Reich Gottes erleben und auch in dieses hinein kommen.

Nach Johannes 1 schuf Jesus diese ganze Welt. Der Versucher riss das an sich. So kommt Gott selbst in diese von ihm abgefallene Welt, um zu retten, was zu retten ist. Sehen wir Weihnachten in diesem großen Zusammenhang. Jesu Geburt ist mit dem göttlichen Programm voll bepackt.

2)  Weil er ganz Mensch geworden ist, hat unser Menschenleben wieder einen Sinn. Hier liegt nun die Betonung darauf, dass Jesus auch gleichzeitig ganz Mensch war.

Wir sagen ja gerne: Auch unter uns Christen menschelt es sehr. Und da fällt uns eine ganze Palette von Vorwürfen ein, die wir im Hinterkopf geparkt haben. Auch dafür bedeutet uns Weihnachten sehr viel. Für die gesamte Heilsgeschichte gesehen betritt Jesus zu dem Zeitpunkt unsere Welt, wo nach menschlichen Maßstäben alles aus ist und verloren erscheint. Das dürfen wir auch auf unser Leben übertragen. So sehr uns unsere Verlorenheit und Verdorbenheit bedrückt, so gibt es doch daraus eine Errettung. Natürlich müssen wir dies erkennen, das bleibt uns nicht erspart. Aber dann können wir zur Krippe kommen, um uns das wahre Verständnis vom Leben abzuholen, damit beschenken zu lassen. Keiner ist da zu unwürdig oder gar zu schlecht. Nur die Hochmütigen, die Hoffärtigen, die im geistlichen Verständnis Reichen schaffen das nicht.

Weihnachten ist gleichzeitig die Provokation Gottes, dass er seinen Sohn, seine Engel und seinen Stern nicht zu den Führern und Größen Israels schickte. Diese blieben ausgeklammert. Sie hörten es höchstens von denen, die von ihnen verachtet worden sind. Und darauf konnten sie natürlich nicht hören. Das wäre eine Zumutung besonderen Grades.

Gott verachtete diese Größen nicht. Aber er weiß zu genau, dass diese sein Kommen nur für ihre eigenen Zwecke missbraucht hätten. Und das wäre für sein Kommen Gift gewesen. Hüten wir uns, unsere Größe, unseren Einfluss in irgend einer Art und Weise zu missbrauchen. Gott zieht sich dann von uns zurück, ohne dass wir das gleich merken. Das wäre sehr, sehr schade.

Stören wir uns nicht an den ganz einfachen Wegen, die Gott will und führt. Letztlich ist das unsere Rettung, wenn er nicht so kompliziert wie wir Menschen ist. Gottes Kommen in unsere Welt beginnt unscheinbar und klein, jedenfalls von der großen Weltgeschichte her gesehen. Für die, die es erleben, ist es das Licht in ihrer Finsternis; das Leben in ihrem Tod; die Hoffnung in ihrer Verlorenheit; das Glück in ihrem Pech; die Liebe in ihrem Hass; die Freude in ihrer Traurigkeit; der Friede in ihrem Streit; die Errettung in ihrer Verdammnis; der Segen in ihrem Fluch; und diese Reihenfolge könnte man fortsetzen. Weil Jesus ganz Mensch geworden ist, hat unser Menschenleben wieder einen Sinn.

3)  Mit unserem Glauben an Jesus setzen wir unter die Zusagen Gottes unser Siegel. Vers 33: Wer das Zeugnis Jesu annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. Vers 36: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Man könnte dazu auch sagen: Das Alte vergeht und das Neue kommt. So einfach ist das bei Gott. Und mit dem Neuen kommt wieder das Ursprüngliche zum Vorschein. Für diese Welt heißt es: Es gibt nichts Neues auf dieser Erde! Für das Reich Gottes heißt es: Jeder Tag ist der neue Ewigkeitsanfang in Jesus Christus. Für uns darf jeder Tag der Anbruch des Neuen sein, das sich Gott für sein Reich vornimmt. Jesus vollbringt das in uns. Sein Angebot dafür steht fest. Er hat den dazu nötigen Vertrag rechtsgültig unterschrieben. Und mit unserem Glauben setzen wir auch unsere Unterschrift darunter.

Jesu Lebenswerk als Mensch ist schon längst vollendet. Aber es ist nie veraltet. Und wenn bei Gott tausend Jahre wie ein Tag ist, dann war es erst vorgestern, da Weihnachten stattfand. D.h. für jedes Menschenskind auf dieser Erde ist das Angebot Jesu aktuell, gültig und lebensnah. Wer in seine ausgestreckte Hand einschlägt, für den gilt das für alle Ewigkeit. Jeder entscheidet urpersönlich, was er damit anfängt. Es kommt nicht so sehr darauf an, wie viel Mist meine Nächsten, die Menschen, die Kirchen oder die Staaten fabrizieren. Es gilt lediglich die eine Frage, wie ich mich entscheide und was ich tue. Jeden Morgen neu bin ich da angefragt. Und nie kann ich mich auf Gestern berufen. Wenn man die Linie von Weihnachten ganz auszieht, dann ist jeder Morgen neu Weihnachten, mein ganzes Leben lang. Gottes Herrlichkeit will nicht nur im Himmel bleiben. Sie will täglich neu zu mir kommen und den neuen Tag bestimmen. Seine Engel und sein Stern kommen in unseren Alltag. Diese vieltausend Engel sind auch heute unterwegs. Wem können sie die Botschaft Gottes bringen? Wem zeigt der Stern den Weg Gottes?

Unser Glaube an Jesus Christus ist für uns Christen die gewisseste Sache, die es gibt. Für diese Welt ist es das Gegenteil. Sie sagen: Glaube ist Nichtwissen! Für uns ist er gewisser als alles Sichtbare und Greifbare, nur beweisen können wir es nicht. Deswegen ist im Text zwei Mal das Wort Zeugnis genannt. Es geht nicht um Beweise, sondern um unser Zeugnis. Und bezeugen können wir nur das, was wir mit Gott erlebt haben. So wie die Hirten und Weisen damals bezeugen konnten, so waren es später die Jünger und danach die Zeugen der ganzen Kirchengeschichte. Heute dürfen wir es sein. Darin steckte eine so große Lebendigkeit, die alle Sturheit und Gesetzlichkeit überwindet. Gott kommt durch uns zum Zuge und es erfüllen sich die Verheißungen Gottes. Mit unserem Glauben an Jesus setzen wir unter die Zusagen Gottes unser Siegel.

Weihnachten zeigt uns die göttliche Liebe, mit der Gott bereit ist in unsere Brutalitäten zu kommen, um neue, bessere Verhältnisse zu schaffen. Das Hauptanliegen im Umfeld dieses Predigttextes ist die Neugeburt aus Gott. Seien wir bereit, dass Jesus in uns geboren werden kann. Es entsteht ein neues Leben, das sich immer weiter entwickelt und zur Vollendung kommen darf.