LUKAS  18,28-30;   PREDIGT:

 

Der Lohn der Nachfolge

 

„ Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. “

 

Das Wunder der Jesus- Nachfolge! Vor unserem Text steht der Bericht vom ´Reichen Jüngling`. Dieser wollte unbedingt etwas ganz Besonderes für das Reich Gottes tun. Als Jesus ihn zur Nachfolge rief, drehte er unwillig ab. Darauf sagte Jesus zu den Jüngern: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt. Daraufhin brachte Petrus die Bemerkung: Siehe, wir haben alles verlassen was wir hatten und sind dir nachgefolgt.

Was sonst nicht populär ist, allgemein verständlich, volkstümlich ist, auch mit christlichem Willen ist da nichts zu arrangieren, das ist dennoch bei Gott möglich. Das ist das Wunder solcher Jesus- Nachfolge, dass ein Herr da ist, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat. Er führt die Seinen durch alles Auf und Ab hindurch. Er ruft, er beruft, er leitet, er sammelt und er erleuchtet die Seinen. Seine Nachfolger erleben das vollmächtige Handeln und Wirken Jesu. Und solange sich die Nachfolger nicht weigern, bleibt diese Berufung und Beauftragung bestehen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen (Rö 11,29). Man könnte auch sagen: Sie können auch uns nicht gereuen. Wenn Gott einmal gerufen und berufen hat, dann kann kommen, was will, der Auftrag und die Beauftragung bleiben bestehen.

Wenn etwas als lohnenswert bezeichnet werden kann, dann ist es auf alle Fälle die Jesus- Nachfolge. Auch wenn sie eine starke Forderung darstellt, so ist sie doch mit Ertrag und Frucht belohnt und gesegnet. Nichts ist dabei umsonst losgelassen und getan. Alles bekommt den rechten Sinn und Inhalt. Unser Leben ist damit lebenswert durchgangen.

Das größte und das einzig wahre Wunder ist die Gegenwart Jesu in unserem Leben. Das Geheimnis des Reiches Gottes wird mit zu unserem Geheimnis. Wir wissen um eine Führung, die nur Gott schenkt. Wir achten die Gebote, weil dadurch das Leben gelingt. Wir lieben die Gemeinde, weil sie die Braut Christi ist. Wir tragen die Faszination Gottes in unserem Herzen. Es gibt die Glaubensgewissheit, die uns nicht mehr geraubt und entrissen werden kann. Das ist das Wunder der Nachfolge, der Nachfolger. Dazu prägen uns drei Grundhaltungen und Erlebnisse: 1) In Freiheit können wir vieles loslassen, woran man sich normalerweise sehr klammert. 2) Um des Reiches Gottes willen stehen wir mit großer Hingabe in der Jesus- Nachfolge. 3) Jesus schenkt uns große Erträge und Früchte für dieses Leben und erst recht für unser ewiges Leben.

 

1)      In Freiheit können wir vieles loslassen, woran man sich normalerweise sehr klammert. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand alles verlässt, um in der Nachfolge Christi zu stehen. Es ist das Wagnis der Glaubenden. Und da wäre es total falsch, wenn das jemand aus eigenen Stücken heraus tun würde. Denn dann geht das 100-%ig schief. Dazu ist eine Berufung Vorausbedingung.

Wenn diese Berufung vorhanden ist, dann heißt es hier, dass wir etwas um des Reiches Gottes willen verlassen. Und Petrus sagt: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen!  Dieses in Freiheit etwas loslassen ist nicht nur für die gemeint, die in den vollzeitlichen Dienst gerufen werden. Sondern das gilt letztlich für alle praktizierende Christen. Hier ist die eine Seite des Fastens gemeint, Jesaja 58: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast. Lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast. Gib frei, die du bedrückst. Reiß jedes Joch weg. Ein Christ erkennt und praktiziert schon zu seinen Lebzeiten, dass wir sowieso nichts festhalten können. Spätestens mit unserem Tod müssen wir alles abgeben. Wir lernen zu bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. 

Solches Loslassen ist nicht nur ein einmaliger Schritt. Sondern das zieht viele Schritte nach sich. Unsere ganze Lebensweise stellen wir darauf ein. Rein äußerlich können wir in den gleichen Arbeits- und Lebensbereichen stehen wie vorher. Aber in unserem Inneren verändert sich sehr viel. Wir bekommen ein total anderes Verständnis von Besitz, von Familie, vom Umgang mit Menschen. Wir wissen um einen höheren Lebenssinn und um ein höheres Lebensziel. Darunter reihen sich alle anderen Lebensziele ein. Unser Leben sehen wir als ein Geschenk Gottes an. So müssen wir uns nicht mehr krampfhaft in Lebensweisen versteifen, die nicht lohnenswert und vielleicht sogar auf Lüge und Betrug aufgebaut sind. Niemals ist das ein verbissenes Loslassen. Sondern das geschieht in Freiheit und Großzügigkeit. Nur deshalb konnte Luther singen: Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin, sie haben kein Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben. 

 

2) Um des Reiches Gottes willen stehen wir mit großer Hingabe in der Jesus- Nachfolge. Hier kommt nun die zweite Seite des Fastens zum Tragen: Brich dem Hungrigen dein Brot; und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus; und wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn; und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut. Nur dadurch bekommt das Loslassen einen Sinn. Wir halten uns von Vielem frei, um für Gott und seine Anliegen frei zu sein. Wir entleeren unser Leben nur deshalb, damit für das Handeln und Wirken Jesu Platz frei ist. Wir rütteln nicht mehr an den Türen, die uns sowieso verschlossen bleiben. Sondern wir durchgehen die von Gott geöffneten Türen und Möglichkeiten.

Wer einmal diesen Weg eingeschlagen hat, der weiß um die vielen Vorteile des Reiches Gottes. Dann verlassen wir uns ganz auf die Fürsorge und Versorgung Jesu. Dann überlassen wir ihm das Steuer und Ruder unseres Lebens. Denn wir wissen, dass wir damit vollauf beschäftigt sind und nie an ein Ende kommen.

Und Gott gesteht uns immer einen großen Freiraum zu, den wir selber gestalten dürfen. Wenn er Jemandem 5 Zentner anvertraut, dann darf Derjenige mit seinen eigenen Gaben weitere 5 Zentner dazu erarbeiten. Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt und umgekehrt. Gott überfordert uns nie, aber er unterfordert uns auch nie. Die Gebote Gottes sind für uns wie ein Bildrahmen. Das Bild, den Inhalt, dürfen wir selbst gestalten. Innerhalb dieses Rahmens dürfen wir unsere ganzen Möglichkeiten ausschöpfen und einsetzen. Das gesamte Bild stellt dann die Familie dar, in der wir stehen, die Bruderschaft, der Beruf, unsere Freizeit, eben unseren allernächsten Bereich, in dem wir stehen. Nun gilt es, in rechter Hingabe das uns Mögliche anzugreifen, zu gestalten und zu bewältigen. Alles andere dürfen wir getrost Gott überlassen. Entdecken wir die Chancen Gottes, die immer vorhanden sind. Ergreifen wir die Wege Gottes, die es immer gibt. Und darüber schenkt uns Gott ein fröhliches Arbeiten.

 

3) Jesus schenkt uns große Erträge und Früchte für dieses Leben und erst recht für unser ewiges Leben. Gott lässt sich nicht lumpen. Was er uns schenkt, übersteigt all das weit, was wir uns ohne ihn erarbeiten und erwirtschaften könnten. Aber es ist eben total anders geartet und strukturiert. Man kommt nicht von selbst darauf. Das erlebt man nur, wenn man in der Nachfolge steht.

Denken wir z. B. an die acht Seligpreisungen. Jede einzelne Seligpreisung spricht einen menschlichen Bereich an, für den es die Seligkeit Gottes gibt. Und mit diesen `8´ sind alle unsere Lebensbereiche abgedeckt, in die wir als Menschen geraten können.  Das `Selige´ darin kann uns nur Gott geben und schenken. Und er tut das im Überfluss. Damit ist alles abgedeckt, was wir gerne mit Lebenserfüllung bezeichnen. Deshalb bekennen wir in jedem Gottesdienst: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig!  In dieser Sicht kann sogar jede Katastrophe einen Vorteil und Gewinn in sich verbergen, den wir entdecken und ergreifen dürfen. Wie könnten sonst die Verfolgten selig gepriesen werden?

Es ist zwar keine Leistung angesprochen, wohl aber eine Aufgabe, mit der wir immer wieder die Chance Gottes sehen und ergreifen dürfen. Es gibt den Lebensstrom Gottes, die Quelle des wahren Lebens. Dieser ist nicht wie ein zerstörendes Hochwasser, sondern wie eine Quelle mitten in der Wüste unseres Lebens, wodurch eine Oase des Friedens und Segens entstehen darf.

Beim Thema des Fastens in Jesaja 58 ist als Ergebnis so eine Art Anbruch des Goldenen Zeitalters genannt: Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte. Und deine Heilung wird schnell voranschreiten. Und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen.  Und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat. Und du wirst wieder aufrichten, was vor Zeiten gegründet ward. Und du sollst heißen: der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne! Oder Römer 4,17: Gott ruft dem, was nicht ist, dass es sei!  2. Korinther 12,9: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig! Galater 5,22: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Diese Texte sprechen für sich. Mehr können wir in diesem unseren Leben nicht erleben und bekommen. Jeder praktizierende Christ bekommt im Überfluss all das zugeteilt, was er zum Leben und zum Streben benötigt; und darüber eben das ewige, unsterbliche Leben Gottes.

Wir vertrauen der Führung und dem Einfluss Gottes in unserem Leben und Wirken. Er gibt uns dazu seine ganze Gnade. Ja, er selbst ist uns allezeit ganz, ganz nahe. Sein Angesicht leuchtet über uns und geht uns voran. Sein Friede und sein Segen ist uns gewiss. Diese Erträge und Früchte Gottes kann uns keiner mehr streitig machen. Sie gelten für unsere Zeit und Ewigkeit.

 

Das ist das Wunder der Jesus- Nachfolge. Was normalerweise uns Menschen nicht möglich ist, das ist eben bei Gott möglich. Es sind immer freudige und segensreiche Überraschungen, die Gott wirkt und schenkt. Nur solche Nachfolge kann als lohnenswert bezeichnet werden. Dabei bekommt alles seinen rechten Sinn und Inhalt. Und wir können unser Leben lebenswert durchgehen und bewältigen.