MATTHÄUS  10,26b-33;   PREDIGT:

 

Menschenfurcht und Gottesfurcht:

„ Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. “

 

Dieser Text ist überschrieben mit „Menschenfurcht und Gottesfurcht“ in dem Sinne von Apostelgeschichte 5,29: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Es ist eine alte biblische Weisheit, dass wir mit der Gottesfurcht die Menschenfurcht überwinden. Ein Psalmist sagt, dass die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist. Und Paulus sagt im 1. Korintherbrief, dass noch die Torheit Gottes weiser ist, als die Menschen sind. Wie viel größer ist dann die Weisheit Gottes.

Wenn wir zu unseren Lebzeiten dieser Gottesfurcht den Vorrang geben, dann hat sie nichts mit Angst zu tun, sondern mit einer zuversichtlichen Ehrfurcht. Denn `mit Allem´ und `in Allem´ dürfen wir uns vertrauensvoll an Gott wenden, der uns in Jesus Christus durch den Heiligen Geist ganz nahe getreten ist. Das befreit uns zum wahren Leben, zur echten Lebensbewältigung. Gott lässt uns dieses Leben gelingen, die Lebensprüfungen in rechter Weise bestehen. Damit verfallen wir keinem Wahn. Denn Gott zeigt und führt uns die wahren Wege des Lebens. Er gibt uns Lebensziele, die sich lohnen und uns weiter bringen. Er ist unser rechter Lehrmeister und Lebens- Sachverständige.

Solche Gottesfurcht ist die einzig wahre Lebensphilosophie, darunter unser Leben zur Vollendung kommt, zum lohnenden Ziel geführt wird. Denn Gott täuscht uns nie. Er zeigt uns die ganze Wahrheit, auch die Wahrheit über uns selbst, die uns manchmal hart erscheint und schwer zu verkraften ist. Aber das ist sehr heilsam. Denn damit kommen wir weg von unseren falschen Vorstellungen und Wegen, auch von den Nöten und Schwierigkeiten. Es sind oft so reinigende Gewitter, danach das Leben viel besser und klarer gelebt werden kann.

Unter Menschen gilt der Grundsatz: Nach oben buckeln, nach unten treten! Auch unter Christen wird das oft fälschlicher Weise gelebt. Jesus Christus hat uns da etwas anderes vorgelebt. Als der Höchste und Größte beugte er sich sehr tief. Er kam nur, um uns zu helfen, ja um uns zu dienen. Wenn wir nun die echte Ehrfurcht zu ihm haben, dann wird auch das zu unserer Lebenseinstellung. Nur ihm gebührt die Ehre. Und weil er uns in unseren Nächsten begegnen will, geben wir ihm in unseren Nächsten die Ehre.

Unser Predigttext zeigt uns unter dieser Gottesfurcht drei Verhaltensweisen: 1) Wir dürfen vom zornigen zum gnädigen Gott fliehen. 2) Wes unser Herz voll ist, fließt unser Mund über. 3) Durch unser Bekenntnis bestätigen und erfüllen sich die gewissen Zusagen Gottes.

 

1)        Wir dürfen vom zornigen zum gnädigen Gott fliehen. Die theologischen Ausleger sind sich einig, dass hier Gott gemeint ist, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann. Deshalb hat Dr. Martin Luther diesen Satz geprägt, dass wir vom zornigen zum gnädigen Gott fliehen dürfen. D.h., wer zu seinem Lebzeiten das Angebot der Rettung und Erlösung Jesu annimmt und das nicht mehr aufgibt, der flüchtet sich damit vom zornigen zum gnädigen Gott. Nach Johannes ist er dann schon durch das letzte Gericht hindurch, und muss sich nicht mehr vor dem letzten Gericht fürchten. Der Retter Jesu ist sein ganz persönlicher Anwalt, auch und gerade in unserer Todesstunde. Dann sind sogar unsere Haare alle gezählt, von denen wir keines verlieren, wenn es Gott nicht will. So steht es in unserem Predigttext.

Man könnte auch sagen: Wer die Hölle nicht fürchtet, der nimmt auch den Himmel nicht ernst. Gerade die Medien zeigen uns die Hölle. Dagegen darf uns die Gemeinde den Himmel zeigen. Durch unsere Flucht zum gnädigen Gott entfliehen wir auch den höllischen, finsteren Zuständen. Gerade das Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann verdeutlicht, dass zu unseren Lebzeiten die Entscheidung fällt, ob wir in der Hölle oder im Himmel landen werden. Und die Gründerin unserer Bruderschaft hat öfters betont, dass nur der in den Himmel kommt, der auch schon zu seiner Lebzeit darum weiß und sich den himmlischen Zuständen hingibt.

Wie geschieht das? Mit der Ehrfurcht vor Gott nehmen wir auch Gott ganz ernst: seine Gebote, seine Anweisungen und seine Verheißungen. Seine Angebote nehmen wir an und wir sind seine treuen Haushalter. In allen unseren Verhaltensweisen richten wir uns aus nach dem Vorbild Jesu.

Unser freier Wille ist vor allem darin gegeben, für welche Macht, für welchen Einfluss wir uns entscheiden. Matthäus 6,24: Entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben; oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Diese Entscheidung liegt an uns. Diese müssen wir fällen. Und wer sich nicht entscheiden kann, der hat sich dennoch entschieden. Denn er ist dann nicht vom zornigen zum gnädigen Gott geflüchtet. Dann ist klar, wo er einmal landen wird. Aber nicht wir treffen über unseren Nächsten dieses Urteil, das tut alleine Gott. Wir haben Zeit unseres Lebens zum gnädigen Gott einzuladen. Aber klar sehen dürfen wir schon.

 

2) Wes unser Herz voll ist, fließt unser Mund über: Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. Jedes Christusbewusstsein bewirkt ein Sendungsbewusstsein. Die Botschaft Jesu drängt weiter, nach außen. Es ist nicht nur Privatsache, was wir hier erleben. Wir dürfen diese erlebten Erfahrungen weiter geben. Wir sind die Dolmetscher Gottes. Dabei muss es unser Wort und Zeugnis tun. Und das genügt auch, weil sich Christus dazu bekennt.

Die Botschaft Gottes ist ja ein Geheimnis. Auch wenn wir sie selbst erfahren haben, bleibt es ein Geheimnis, das man niemals beweisen und von dem man nur stottern kann. Wie kann man das dann weiter sagen?

Da finde ich folgenden Vergleich gut: Wenn etwas geheim bleiben soll und man flüstert diese Botschaft dem andern ins Ohr mit dem Zusatz: Das sage ich jetzt aber nur dir und sag es ja nicht weiter. Dann erlebt man oft, dass gerade solche Botschaften sehr schnell weiter gesagt werden und ihre Runde machen. Denn gerade solche Botschaften sind interessant. Da fällt es einem sehr schwer zu schweigen. Ich denke, wir Christen sollten vor allem für das Evangelium Jesu gute Vorbilder sein. Auf alle Fälle sollten unsere Worte auch unserem Verhalten entsprechen, sodass wir nie anderen predigen und selbst verwerflich leben. Wie sagt man bei der Erziehung?: Wir können sagen, was wir wollen, unsere Kinder machen uns doch alles nach. – Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!  Es soll durch unser Vorbild es unserem Nächsten leichter fallen, an Gott zu glauben.

Die Schätze, den Reichtum des Evangeliums können wir nicht vererben. Das kann nur Jesus Christus tun. Und unsere Nächsten müssen sich selbst dafür entscheiden. Aber wir können bezeugen, dass es diese Schätze und diesen Reichtum gibt. Auch wenn es nicht viele sind, so gibt es immer welche, die dieses Zeugnis annehmen und sich dann selbst auf diesen Weg des Glaubens machen, mit Jesus Christus leben. So trägt das Frucht, wenn wir unseren Mund davon überfließen lassen, was wir in unserem Herzen mit Jesus Christus erlebt haben.

 

3) Durch unser Bekenntnis bestätigen und erfüllen sich die gewissen Zusagen Gottes. Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Und Paulus sagt, Römer 1,16: Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben. Gerade unser Bekenntnis zu Jesus Christus befreit uns zum rechten Leben. Warum ist das so? Kann ich nicht im Stillen viel besser der Seligkeit leben, als dass ich das hinausposaune? Mit dem Bekennen ist ja nicht gemeint, dass ich die Perlen des Evangeliums vor die Säue werfe, wie es auch bei Matthäus heißt.

Folgende geistliche Erkenntnisse geben uns immer viel zu denken auf: Auf der einen Seite steht die Rechtfertigung des Glaubens! Also gerecht, selig, werden wir nur, in dem wir an Jesus Christus glauben, das unverdiente Geschenk der Erlösung annehmen. Das können wir uns nie durch irgend welche Leistungen erwerben. Es ist ein Geschenk, das es gratis gibt. – Auf der anderen Seite ist es keine billige Gnade, mit der wir schofel umgehen könnten. Deshalb scheidet Gott uns Menschen nach unserem Tun, nach unseren Werken. Im Gleichnis vom Weltgericht und manch anderen Aussagen Jesu wird das klar genannt. Was ihr getan habt einem dieser meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Und nur deshalb kommt man in den Himmel. Wie sind diese beiden Seiten zusammen zu bringen? Da ist mir diese Aussage Jesu eine Hilfe: Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Selig werde ich nur durch die tägliche Annahme des Rettungswerkes Jesu. Aber damit ist auch mein Bekenntnis eindeutig. D.h. z.B.: Ich kann bei dem Lug und Betrug dieser Welt nicht mitmachen. Ich bin bereit, nach den Geboten Gottes zu leben und mein Leben danach auszurichten. Wenn es möglich ist und soweit es an mir liegt, halte ich mit allen Menschen Frieden. Und so leben alle Christen. Sie sind die Treuen, Zuverlässigen und die rechten Vorbilder. Sie sind keine Schmarotzer und Ausbeuter. Sie widmen sich nur dem Guten und verschmähen das Böse. Sie sind offen für die Nöte ihrer Nächsten. So hat dieses Bekennen sehr viele Auswirkungen auf unsere Umgebung. Und Christus erkennt das an. Er will ja, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Im Punkt 2) war unsere Botschaft klar und eindeutig: Wes das Herz voll ist, fließt der Mund über! Hier im Punkt 3) ist unser Verhalten klar und eindeutig. Wir schließen uns nicht in unseren vier Wänden ein. Wir sammeln nicht nur in unsere eigenen Taschen. Sondern wir öffnen uns unseren Nächsten, soweit dies uns möglich ist. Wenn nun Punkt 2) und 3) zusammen kommen, dann ist Gottes Treue groß und er lässt uns das Leben gelingen.

 

Menschenfurcht und Gottesfurcht! Die Rangfolge darf bei uns Christen stimmen. Wer der Gottesfurcht, der Ehrfurcht, den Vorrang gibt, der kann in rechter Weise der menschlichen Verantwortung gerecht werden. Er zieht sich nicht zurück, sondern bringt sich im Leben ganz ein, so wie es ihm Gott zeigt und es zur Zeit möglich ist. Und sagen wir es einmal so: Das gefällt Gott. Da ist uns Gott ganz nahe. Auch wenn wir dabei manches erleiden müssen, spüren wir etwas von der ewigen Seligkeit Gottes.