Matthäus
7,12-23; Predigt:
Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut
ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten. Geht hinein
durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist
breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm
hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der
zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden! Seht euch
vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch
kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von
den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum
gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.
Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein
fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der
nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer
geworfen. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es
werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das
Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im
Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr,
haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in
deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in
deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen:
Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!
Es
ist Gottes Art, dass er unsere Schäden heilt und wir somit in
rechter Weise das Anstehende bewältigen können. Gerade unsere
Gottesbeziehung hat sehr deutliche Auswirkungen auf unsere
menschlichen Beziehungen. Wer einmal tief ins Herz Gottes schauen
durfte und ihn damit erlebte, der wird deshalb nicht weltfremd.
Im Gegenteil darf er dadurch alles und alle recht einschätzen.
Er darf den rechten Weg finden und scheitert niemals im
Zusammenleben mit den Menschen. Wer sich in seinem Tun von Gott
führen lässt, der findet sich urplötzlich bei den Menschen
wieder. Gerade unsere Verantwortung beim Tun des göttlichen
Willens hat enorme Auswirkungen auf unser menschliches
Zusammenleben.
Deswegen
heißt es im Vers 12: Das ist das Gesetz und die Propheten, dass
wir dem anderen wenigstens das tun, wo wir das Begehren haben,
dass er es uns tun sollte! Unser Christenleben ist darauf
angelegt, Frucht zu bringen. Und das heißt: für andere in
rechter Weise da zu sein, ihnen ein Vorbild zu sein, ihnen im
Auftrag Gottes zu begegnen. So wie es uns gegeben und möglich
ist, haben wir die Aufgabe, uns für das 'gemeinsame Ziel des
Glaubens' einzusetzen. Wer das Gesetz Gottes und dessen
Auswirkungen auf die Heilsgeschichte begriffen hat, der kann
dieses Selbst Erkannte und Selbst Gewollte umsetzen und seinem
Nächsten zugute kommen lassen.
In
diesem Vers 12 haben wir die 'Goldene Regel unseres vorbildlichen
Tuns' vor uns: Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun
sollen, das tut ihnen auch. Die Zusammenfassung dessen, das Gott
von uns will, ist die Liebesregel unseres Verhaltens zum
Mitmenschen.
Wenn
wir ehrlich sind, dann müssen wir alle bekennen, dass wir da
immer wieder sehr schuldig werden. Oft haben wir da ein großes
Mango. Wir würden viel lieber mit der Faust drein schlagen und
unserer vernichtenden Kritik freien Lauf lassen; als dass wir
unserem Nächsten in Liebe, im Zuvorkommen und in Ehrerbietung
begegnen.
Natürlich
werden wir oft von den anderen enttäuscht. Natürlich liegt oft
vieles im Argen, wo auch der andere daran schuld ist, dass unsere
Lage so unerträglich geworden ist. Und doch kann jeder nur
selbst vor der eigenen Türe kehren und versuchen, selbst als
Vorbild das Beste aus dem Momentanen zu machen, das möglich ist.
Hierfür trägt jeder Einzelne große Verantwortung, die es nicht
zu vernachlässigen gilt. Auch wenn die anderen viele Dummheiten
machen und deshalb das ganze Zusammenleben verkorkst ist, haben
wir noch lange keinen Grund dazu, selbst auch solche Dummheiten
zu produzieren.
Für
uns Christen ist ja immer Jesus Christus unser Vorbild. Er kam
deshalb zu uns auf Erden, weil wir Menschen alles vermasselt und
wir uns unweigerlich in einer Sackgasse verrannt haben. Daraus
schuf er wieder einen Weg. So lohnt es sich für uns, als Mensch
zu leben und zu wirken. Denselben Auftrag gibt uns Christus. Und
das ist dann der Ursinn des Gesetzes und der Propheten, der
Heilsgeschichte. Nur deshalb heißt es: Alles, was ihr wollt,
dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!
Gott
führt uns in die wahre Weltverantwortung hinein. Er gibt uns die
wahren Maßstäbe und Hilfen zur Hand, mit denen wir ganz für
die Menschen da sein können. Es ist wahrhaftig möglich, 'für'
unsere Nächsten da sein zu können. Es gibt einen Weg, heraus
aus den Affären und Diskrepanzen dieser Welt und hinein in die
Gottesordnungen der wahren Gemeinde Jesu.
Das
muss nicht unbedingt heißen, dass immer eine Harmonie vorhanden
sein muss, eine Sympathie für den Nächsten. Da muss nicht
unbedingt eine Stimmung vorherrschen, bei der es heißt, dass wir
ein Herz und eine Seele wären. Gerade auch das Vorbild Jesu als
das Kind in der Krippe und als der Mann am Kreuz lehrt uns etwas
anderes! Was wesentlich und maßgebend ist, sind die
Verheißungen Gottes, in denen wir wandeln und mit denen wir uns
identifizieren dürfen. Nur damit bekommen wir einen großen
Atem, viel Demut, Geduld und Liebe. Nur damit bekommen wir eine
gewaltig große innere Sicht und Schau, die wir verfolgen und der
wir nachgehen. Davon lassen wir nicht ab und damit gehen wir
weiter und bewältigen wir die Gegenwart. Gott ist bei uns
drinnen. Und das macht uns stark und gewiss. Dadurch bekommen wir
viel Kraft und Mut. Das macht dann auch unser Zusammenleben
lohnend, einladend und anziehend.
Im
folgenden Text sind drei Gefahren angesprochen, die uns in der
Nachfolge bedrohen. Jesus spricht sie deshalb an, damit wir uns
recht entscheiden können, wenn wir auf diese Gefahren stoßen:
1) Es gilt, eine Grund-Entscheidung zu treffen zwischen Welt und
Gemeinde. Es ist eine enge Pforte und ein schmaler Weg. 2) Auch
innerhalb der Gemeinde gilt es Entscheidungen zu treffen zwischen
den falschen und rechten Propheten. 3) Die letzte Entscheidung
fällt erst am Jüngsten Tag zwischen denen, die den Willen
Gottes getan und nicht getan haben.
1)
Es gilt eine Grundentscheidung zu treffen zwischen der Welt und
der Gemeinde: Es ist eine enge Pforte und ein schmaler Weg (V
13f). Zu solcher Entscheidung sind nur wenige bereit. Aber es
sind immer welche da, die zu dem Weg Gottes bereit sind und ihn
gehen.
Zuerst
heißt es hier: Die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der
zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen.
Der Mensch ist da ein eigenartiges Gebilde. Er lässt sich gerne
täuschen, an der Nase herumführen und durch Komplimente
einwickeln und ausnützen. Und das tut er auch dann, wenn er
weiß, dass es später daraus ein jähes, schreckliches Erwachen
geben wird. Davor will uns Gott bewahren.
Ob
wir es einsehen oder nicht, wir müssen mit der Tatsache leben,
dass diese Welt eine von Gott abgefallene Welt ist. Alles, was
darin geschieht, führt zur Verdammnis. Da hilft auch keine
rosarote Brille. Da hilft keine Ideologie, keine noch so
imposante und interessante Weltanschauung, mit der wir diese Welt
gewinnen wollen. Die wahre Sicht des Lebens ist nicht die Sicht
vom Schlaraffenland durch eine optimistische Brille: 'Es wird
schon alles wieder gut werden!' Sondern es ist die Sicht des
von Gott abgefallenen Lebens und dessen Wanderung in den Abgrund
des Verderbens. Wer davor nun nicht die Augen verschließt, dem
kann es ganz eng werden, dem kann es vor den Augen flimmern und
ihm alles ganz schwarz werden.
Nun
gibt uns Jesus eine Möglichkeit, dass uns diese Enge nicht mehr
schadet, sondern dazu verhilft, gerade das wahre Leben zu finden.
Er schafft diese Enge nicht ab, sondern lässt sie uns ertragen
und positiv bewältigen. Er selbst lebte uns das vor und bahnte
uns mitten hindurch den rechten Weg der Bewältigung aller
anstehenden Fragen und Anliegen. Es hat keinen Sinn, sich über
diese Enge hinwegzusetzen. Solange wir in diesem Leben stehen,
wird sie bestehen bleiben. Aber schauen wir sie mit den Augen
Gottes an, dann führen gerade diese Wege zum Ziel.
Oft
ist unser Glaubensleben ein Wagnis. Aber durch unser
Gottvertrauen werden wir nicht enttäuscht, denn Gott führt uns
weiter. Er geht uns ja voran. So fragen wir nicht mehr nach dem,
was 'alle tun' oder was 'man tut'. Sondern fragen wir Gott nach
seinem Weg und Auftrag. Dann sind wir in Gott gefasst. Dann
erleben wir die starke Hand Gottes, die uns nicht mehr fallen
lässt. Dann ist nichts umsonst getan und durchlebt. Alles hat
dann seinen festen Grund und ein sich lohnendes Ziel. Das ist
unsere Grund-Entscheidung zwischen der Welt und der Gemeinde.
2)
Auch innerhalb der Gemeinde gilt es Entscheidungen zu treffen
zwischen den falschen und rechten Propheten. Und das ist
aktueller, als es manche heute wahrhaben wollen. Das hat nun
nichts mehr mit schmal und breit zu tun, sondern mit den
Früchten unseres Lebens (V1520). Gerade zu unserer heutigen Zeit
gehen viele Gemeinden und Gemeinschaften durch innere
Zerreißproben. Es hat keinen Sinn, dagegen aufzubegehren, denn
das bleibt uns nicht erspart. Also wundern wir uns deshalb nicht.
Aber machen wir uns deshalb auch keine unnötigen Sorgen. Denn
auch heute gilt bei Gott immer noch, was Galater 6,7f steht:
Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten! Was der Mensch
sät, das wird er auch ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der
wird von dem Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist
sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten!
Die
einzige Möglichkeit in solchen Situationen ist die, an die
eigene Brust zu schlagen; die Demut zu haben, darin im Gehorsam
zu Gott auszuhalten; aufzublicken auf Jesus, als dem Anfänger
und Vollender unseres Glaubens. Auch in solchen Situationen ist
es unmöglich, dass Gott nicht weiter wüsste. Er hat immer noch
1000 Wege, wenn wir keinen einzigen mehr wissen. Seine Energie
geht nicht aus.
Auch
auf unserem Glaubensweg kommen wir in manche Situationen, die uns
nicht gefallen. Wir kommen mit Menschen zusammen, die Falsches
und Böses wollen. Aber wir sind ihnen nicht hilflos
ausgeliefert. Es steht hier nichts davon da, dass wir etwas gegen
sie unternehmen sollen. Das sollen wir Gott überlassen. Aber wir
dürfen uns vorsehen, sie erkennen, uns vor ihnen in acht nehmen.
Wir, was an uns liegt, sollen nicht mit den Wölfen heulen!
Es
heißt hier im Text, dass wir sie an ihren Früchten erkennen
dürfen; ob sie gute oder schlechte Früchte tragen. Am besten
erklärt Paulus diese Früchte in Galater 5 mit den Werken des
Fleisches und den Früchten des Geistes. Es würde zu weit
führen, diese hier aufzuzählen. Aber Paulus sagt am Schluss
dieser Aufzählung: Die aber Christus Jesus angehören, die haben
ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.
Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln und
nicht nach eitler Ehre trachten. Das ist auch die
Schlussfolgerung dieses Absatzes hier! Das Gleichnis vom
Weizenkorn lehrt uns, dass wir nur dann rechte Früchte bringen
können, wenn wir zum geistlichen Sterben bereit sind. Nur dann
erwächst daraus ein rechtes Miteinander, das auch einmal gute
Früchte trägt. Seien wir hierfür die rechten Vorbilder für
unsere Nächsten. Binden wir sie nicht an uns, sondern an
Christus.
Manche
machen aus dem engen Weg Christi einen steilen Weg. Mir ist dabei
nur eine Frage, ob dies ein steiler Weg nach oben oder nach unten
ist? Geht dieser Weg steil nach oben, dann besteht die große
Gefahr des Absturzes nach rechts oder links. Geht aber dieser Weg
steil nach unten, dann stehen wir mehr in einer Felskluft, in der
wir auch geborgen sein können. Es muss nicht immer nach oben
gehen. Denn z.B. der Hochmut führt zum Fall, während uns die
Demut vor solchem Fall bewahrt.
Diese
Scheidung zwischen den falschen und rechten Propheten ist
letztlich eine Frage an uns selbst, ob wir zur rechten Frucht
bereit sind. Damit und bis diese entsteht, durchgehen wir einen
heißen und druckvollen Prozess.
3)
Die letzte Entscheidung fällt erst am Jüngsten Tage zwischen
denen, die den Willen Gottes getan und nicht getan haben (V
2123). Es ist eine Entscheidung zwischen den Nachfolgern und den
Mitläufern. Das soll uns nun keine Angst einjagen, sondern sehr
nachdenklich machen. Jesus nennt ganz klar den Grund für ein
diesbezüglich falsches Verhalten: Es sind die gemeint, die zu
Jesus sagen: Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt,
böse Geister ausgetrieben und viele Wunder getan?! Dann sagt
Jesus klar: Ich habe euch noch nie gekannt. Weicht von mir, ihr
Übeltäter!
Natürlich
tun wir als die Christen vieles im Namen Jesu! Das ist ja auch
unser Auftrag, den wir haben. Das gehört zu unserem
Christenleben dazu. Aber ich sage es einmal überspitzt: Damit
können wir doch nicht prahlen; vor Gott treten und meinen, uns
damit den Himmel zu verdienen. Es ist eine üble Art von
Bauchpinselei oder uns selbst auf die Schulter zu klopfen. Wer
meint, vor Gott Verdienste erworben zu haben, der ist am
übelsten dran, weil er sich damit alles verdirbt. Beim Gleichnis
von der königlichen Hochzeit erwähnt Jesus den einen Gast, der
ohne das hochzeitliche Gewand beim Fest dabei war und dann
hinausgeworfen wurde (Matthäus 22). Dieser meinte, dass sein
eigenes Gewand, seine eigene Gerechtigkeit, genügt. Nein, das
genügt nicht! Allein Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist
mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn.
Es
ist ein gewaltiger Unterschied, was ich in dieser Richtung von
mir sage und was Jesus von mir sagt. Wenn ich sage und mich damit
rühme, selig preise: Das und jenes habe ich im Namen Jesu getan!
Dann falle ich total ab. Wenn aber Jesus von mir sagt: Was du
einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan hast, das hast
du mir getan. Dann nimmt er mich ganz auf und an. Hoffentlich
spüren wir den Unterschied zwischen diesen beiden
Beurteilungsweisen. Es ist meine höchstpersönliche
Herzensstellung, in rechter Weise den Willen Gottes zu tun und
vor Gott zu treten. Es ist allein ein Geschenk Gottes und seine
Gnade, wenn ich etwas in seinem Namen tun darf. Und das darf sehr
reichlich geschehen. Lukas 17,10 steht eine Aussage Jesu, die
hierher gehört: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen
ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was
wir zu tun schuldig waren.
Ich
denke, am Jüngsten Tag werden wir alle vor Gott verstummen und
keine einzige unserer Taten wird uns für wertvoll erscheinen, um
deshalb von Gott angenommen zu werden. Allein unser Fürsprecher
Jesus wird uns da in letzter Instanz den Freispruch schenken
können. Und ihm ist nichts lieber, als dass er das über uns
aussprechen kann. Also seien wir allezeit Nachfolger Jesu und
keine Mitläufer.
Nehmen
wir diesen Vers 12 sehr ernst: Alles, was ihr wollt, dass euch
die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und
die Propheten! Gerade unsere Gottesbeziehung hat sehr deutliche
Auswirkungen auf unsere menschliche Beziehungen untereinander.
Das wahre Opfer hat Jesus allein vollbracht. Von uns wird nur
verlangt, das zu tun, was wir vom Nächsten gerne für uns
wünschten; also das vorbildliche Tun im täglichen Leben. Stehen
schwerwiegende Fragen an, dann ist es heilsam, einmal das 'Ich'
und das 'Du' auszutauschen. Alles andere, auch die Erkenntnis
für die rechten Entscheidungen, schenkt uns Jesus Christus als
seine sehr wertvolle und kostbare Dreingabe.