JOHANNES 17, 1-4.9.24f.14f.18;    PREDIGT:

 

„ Jesus hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein. Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Welt Grund gelegt war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. “

 

Da wir als Christen das Markenzeichen Jesu tragen, geht es uns um die Verherrlichung, um die Ehre Gottes, der auch zu unserem Vater geworden ist. In diesem sog. Hohepriesterlichen Gebet dürfen wir Blicke in das Stille Kämmerlein Jesu werfen. Was denkt und was redet Jesus in den Augenblicken seines Lebens, in denen er sich mit seinem Vater alleine weiß? Obwohl er Schweres vor sich und zu erledigen hat, geht es ihm um die Verherrlichung des Vaters und bittet er für seine Jünger. Darüber bekommt er dann zusätzlich Klarheit und Spannkraft für die letzten Schritte und Phasen seines Erdenlebens.

So lebt auch unsere Kirche von der Fürbitte ihres Herrn. Auch unsere Gemeinden, wir Christen alle, leben von dieser Fürbitte unseres Herrn. Jesus sagt zur selben Zeit zu Petrus; Lk 22,3lf: Simon, Simon, siehe der Satan hat begehrt, euch wie den Weizen zu sieben. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Für uns praktizierende Christen ist es nicht egal, was wir tun, wie wir uns sehen und wofür wir unser Leben einsetzen. Wohl uns, wenn wir bei allem, das wir tun, mit Jesus Christus rechnen. Denn dann leben wir auf der von Christus geheiligten Schiene des ewigen Lebens. Er allein schenkt uns die bestmöglichen Erkenntnisse, den höchsten Lebensstandart und die hilfreichsten Aufträge. Gerade als praktizierende Christen haben wir den rechten Überblick und die rechten Einschätzungen für das Gottesreich und für unser Weltreich. Beides können wir in rechter Weise verbinden und doch auch wieder auseinander halten. Wir haben den großen Vorteil, zu wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Damit können wir auch in rechter Weise die Zwischenzeit nützen.

Natürlich wissen wir um den äußeren Verfall unseres Lebens. Aber wir wissen auch, dass Jesus einen Ausweg aus unserem Dilemma schaffte, den wir uns zueigen machen dürfen. Und diesen Ausweg ergreifen wir nicht nur, sondern den dürfen wir auch für unsere Nächsten glaubwürdig bezeugen und darstellen. Gerade uns Christen ist es nicht egal, was mit den Menschen um uns herum geschieht. Für sie tragen wir große Verantwortung. Deshalb setzen wir uns auch nicht von ihnen ab. Keinen einzigen Menschen geben wir auf. Und doch wissen wir um die Schar der von Gott Herausgeführten und Berufenen, um die eigenständige Größe der praktizierenden Gemeinde.

Als Christen haben wir immer wieder beides im Blickfeld: das Weltreich und das Gottesreich, das Wohl des Menschen in seiner äußeren und inneren Existenz. Wir rufen nach außen und führen nach innen. Und hierfür darf jeder für das Auf und Ab seines eigenen persönlichen Lebens den rechten Rhythmus finden.

Gerade als Christen dürfen wir ein gesundes und natürliches Verhältnis zu allem haben, das uns bewegt und dem wir begegnen. Wir übertreiben, untertreiben und hintertreiben nichts. Mit allem gehen wir verantwortlich um.

Weil wir heute schon um das Reich Gottes wissen und dieses auch erleben, nehmen wir in rechter Weise Weltverantwortung wahr. Das Projekt Jesu ist das größte Projekt dieser Weltzeit. Alle anderen Projekte vergehen wieder. Nur bei diesem Projekt kommt Gott zum Zuge. Deshalb bleibt es für alle Zeiten bestehen und vergeht nicht mehr. Nach diesem Hohepriesterlichen Gebet ergeben sich dafür drei wesentliche Beziehungen: Wir haben 1) bestmögliche Erkenntnisse; 2) höchsten Lebensstandart und 3) hilfreichste Aufträge! Wir haben den rechten 1) Erkenntnisstand, 2) Lebensstand und 3) Auftragsstand.

 

1) Wir haben bestmögliche Erkenntnisse. Es sind Erkenntnisse, die sich nicht als Trugbilder entpuppen, sondern mit denen wir die Herrschaft Jesu erfahren. Damit rollt die Bewegung des ewigen Lebens mit ewig gültigen Werten in unser Leben, in unseren Alltag herein. Hier ist das gemeint, was die Bibel mit der Verklärung Jesu bezeichnet. Jeder Christ hat diesbezüglich seine eigenen, ganz persönlichen Erlebnisse. Rein äußerlich stellen das oft nur ganz kurze Phasen dar, die bei jedem ganz anders aussehen können. Aber jeder bekennt danach vor Jesus, wie Petrus: Wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Heilige Gottes! Es kommt nicht darauf an, dass man von Gott gut reden und über ihn gut diskutieren kann, sondern ob man um solches Urerlebnis weiß. Mit dieser Erkenntnis fällt so eine Art Binde von unseren Augen. Da wissen wir auf einmal, dass wir ohne Jesus verloren wären, und dass Jesu Erlösungswerk für unser persönliches Heil von ganz entscheidender Bedeutung ist. Damit erfahren wir das Urerlebnis der biblisch orientierten Wiedergeburt und Bekehrung.

Natürlich ist es unmöglich, Gott ganz erfassen zu können. Aber jeder praktizierende Christ hat ein persönliches Erlebnis, mit dem er von Christus selbst überwältigt wurde. Solche Erlebnisse sind dafür ein Zeugnis, dass Jesus auch heute unter uns lebt.

Wir können uns dabei nicht erklären, warum der eine solche Erlebnisse hat und der andere nicht. Wir können nur uns selbst dafür ganz öffnen. Dann öffnet und zeigt uns Jesus seine Herrlichkeit und Größe. Dann haben wir auch ein rechtes Verhältnis zu allem Äußeren, zur Materie, zum Besitz, zum Geld und was man da alles noch aufzählen könnte.

Jesus Christus erkennen, ist das Höchste, das ein Mensch erfahren kann und darf. In unserem Predigttext betet Jesus: Allen, die du mir gegeben hast, gebe ich das ewige Leben! Und das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen! Ich habe dich auf Erden verherrlicht und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast. Solche Erkenntnis gewinnen wir nicht über unseren Verstand, sondern allein über unseren Glauben. Um solche Erlebnisse zu haben, müssen wir nie etwas leisten oder gar manipulieren, sondern einzig und allein uns der Wahrheit öffnen. Jesus, der der Herr und Meister der Wahrheit ist und darüber sehr viel Liebe zu mir aufbringt, geht dann nicht an mir vorüber, ohne sich mir zu öffnen und zu zeigen. Er hat dann wahrhaftig die Fäden des wahren Lebens in den Händen und weiß wohl, wie alles in rechter Weise einzufädeln und zu tun ist.

Weil wir hier ein Gebet Jesu vor uns haben, ist auch der Hinweis wesentlich, dass solche wesentliche Erkenntnisse nur in unserem Gebetsleben fallen. Hier öffnen sich uns Lebensbereiche und Dimensionen, die wir ohne das Gebet nie hätten. Solches Gebetsleben hat innerhalb der Hektik unserer Tage eine prägende Gestalt. Wir dienen dem Segensstrom Gottes.

 

2) Als praktizierende Christen kennen wir den höchstmöglichen        Lebensstandart. Vers 24: Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die ich schon hatte, ehe der Weltgrund gelegt war. Hiermit spricht Jesus die gesamte Gemeinde auf dieser Erde an. Dabei geht es nicht darum, dass wir eine ideale Gemeinde aufbauen. Denn diese wird es erst im Himmel geben. Sondern es genügt zu wissen, dass Jesus auch heute die Mitte unserer Gemeinde ist; dass er mitten unter ihr lebt und sie lenkt und leitet. Er ist in ihr der Grundstein, der Eckstein, der Schlussstein und der Edelstein. D.h. er allein gründet, baut, vollendet und veredelt seine Gemeinde, deren Chef er allein ist. So kümmerlich sich uns die Gemeinde oft darstellt, von Gott her gelten für sie höchst positive Auszeichnungen und Zukunftsaussichten. Dabei bilden wir uns nichts ein, sondern sie ist die einzig gelebte Realität, die den Tod überdauert und

zusätzlich zur Vollendung gelangt. Sie wird zu einer uns noch unvorstellbaren Größe erhoben.

Für uns ist daran wesentlich, dass wir das heute schon erleben dürfen, wenn auch noch sehr bruchstückhaft und kümmerlich. Deswegen betet hier Jesus, dass wir nicht mehr von dieser Welt sind, auch wenn wir noch mitten in ihr leben. Von dem, das zukünftig ist, bekommen wir heute schon eine Anzahlung, einen Vorschuss, eine Erstlingsgabe. Und diese ist so groß, sodass wir damit volles  Genüge und ein seliges Empfinden haben können.

Wer sich von der Gemeinde absetzt, der tut sich damit selbst den schlechtesten Dienst. Genauso ergeht es dem, der sich über die Gemeinde erhebt und besser dünkt.

Ein echt praktizierender Christ hat seinen besten Lebensstandart inmitten der Gemeinde, in die ihn Gott gestellt hat. Er freut sich über jeden, der sich mit seinen Gaben und Fähigkeiten ganz in die Gemeinde stellt. Er bringt sich selbst in positiver Weise ganz ein, ohne dem anderen den Lebensraum zu nehmen. Er sieht darauf, dass jeder seinen Platz ganz ausfüllen darf und kann. Und er klagt nicht, wenn es vieles zu ertragen gilt.

Darüber darf unser Leben zu einem reifen Mannesalter wachsen. Wir bekommen darüber eine verantwortliche Festigkeit, der kein Gegenwind und keine Verführung etwas anhaben darf und kann. Zeitlebens bleiben wir Jünger Jesu, Nachfolger auf dem Weg, den uns Jesus vorangeht. Damit wissen wir in jeder Situation, an wen wir uns wenden und woher wir uns unsere Hilfe holen dürfen. Nichts müssen wir selbst meistern. Nirgends sind wir auf uns alleine gestellt. Auf keinen Fall müssen wir immer vorne dran stehen und das letzte Wort haben. Beugung, Demut, geistliches Fasten und Sterben sind uns bekannte und wesentliche Aspekte unseres Verhaltens und Lebens. Sie sind für uns keine negativen Verhaltensweisen. Was uns von Jesus anvertraut ist, nimmt uns keiner ab. Und er gibt uns sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen seiner Aufträge.

 

3) Gott vertraut uns hilfreichste Aufträge an. Verse 15 + 18: Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie auch in die Welt. Wir tragen das von Gott Erworbene nicht wie eine fette Beute davon und behalten es nicht für uns selbst. Sondern wir setzen es uneigennützig im täglichen Leben ganz ein.

Zerbrechen wir uns weniger den Kopf darüber, was wir alles tun könnten, wenn sich die Situationen ändern würden. Das ist eine uralte Krankheit, die nie ausstirbt. Sondern bringen wir uns da ganz ein, was gerade in der momentanen Situation möglich ist. Erkennen und anerkennen wir die Aufgaben, die vor unseren Füßen liegen. Erledigen wir diese mit einem frohen und willigen Herzen. Auch hierfür gilt: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und verbannen wir allen Neid, alle Missgunst, allen Hass und allen Streit aus unserem Leben. Es ist in dem momentan Gegebenem der Ganzeinsatz unseres  Lebens möglich.

Über dem, das nicht möglich ist, gibt uns Gott eine ganz einfache Regel, die uns klar anweist: Lass los, lass ledig, gib frei, reiß jedes Joch weg. So etwas dürfen wir ganz Gott überlassen; auch die Menschen, die damit in Verbindung stehen. Nur wenn wir das tun, kommt die nächste klare Regel und Anweisung: Brich dem Hungrigen dein Brot. Die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus. Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn. Gott zeigt uns schon, wo wir uns einsetzen dürfen. Er lässt unser Leben nicht brach liegen. Dabei geht es immer um die drei Grundbedürfnisse unserer Nächsten, für die wir uns einsetzen sollen: Brot, Heimat und Kleidung. Auf geistlichem Gebiet heißt das: Lebensbrot, himmlische Geborgenheit und Gerechtigkeit. Gott ist nicht für den Luxus unseres Lebens verantwortlich zu machen. Er will aber ganz stark, dass wir uns für die Grundbedürfnisse der Menschen einsetzen. Und dazu gilt es, auch unseren Luxus, unsere anvertraute Fülle ganz einzusetzen.

 

So ist es für uns praktizierende Christen wesentlich, was wir für uns als die Wahrheit erkennen, - wir haben bestmögliche Erkenntnisse - , worin wir unseren Lebensinhalt sehen, - uns ist der höchste Lebensstandart anvertraut - , und wofür wir uns ganz einsetzen, - Gott gibt uns hilfreichste Aufträge - .

Da wir als Christen das Markenzeichen Jesu tragen und wir von seiner Fürbitte getragen werden, so rechnen wir allezeit in unserem Leben mit diesem Jesus Christus und leben damit auf der rechten Schiene des ewigen Lebens.