MATTHÄUS
18,18-20; PREDIGT:
„
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel
gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst
sein. Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden,
worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.
Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen. “
Worin besteht die Vollmacht der Gemeinde? Was
unternehmen wir Menschen alles, damit wir es zu etwas bringen und etwas zum Sagen
zu haben. Stückweit ist das auch in Ordnung. Dennoch geht es bei uns Christen
um etwas total anderes. Wir stellen uns dem, der das Sagen hat: Jesus Christus.
Damit kommen wir bestens durchs Leben. Er gibt uns die komplette Vollmacht zu
all unseren täglichen Anliegen.
Nach dem ersten Petrusbrief gibt es das allgemeine
Priestertum aller Gläubigen, 2,9: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die
königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr
verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis
zu dem wunderbaren Licht! Als
Gemeinde Jesu Christi sind wir bei Christus daheim. Aus solchem Sein erwächst
unser Tun. Aus unserem Christusbewusstsein erwächst unser Sendungsbewusstsein,
dazu wir alle Vollmacht haben.
Matthäus 16,26: Was hilft es dem Menschen, wenn
er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele. Wie viele
ältere Menschen sehen auf ein verwirktes Leben zurück und können daran ja
nichts mehr ändern. Sie haben zwar noch Zeit zur Umkehr, aber die verlorene
Zeit ist nicht mehr zurück zu holen. So hat es einen sehr großen Wert, wenn ein
junger Mensch auf Christus stößt, sein Angebot annimmt und innerhalb der Gemeinde
zu wirken beginnt.
Bei einer Bekehrung / Neugeburt bekommt man
wahrhaftig ein total neues Leben anvertraut, etwas Großes, Gewaltiges, Schönes
und Herrliches. Aber was das tiefgründig alles bedeutet, darauf stößt man erst
mit der Zeit; und nur dann, wenn man sich zur Gemeinde hält. Denn nur in der
Gemeinde offenbart sich Gott. Sie ist der Tempel Gottes, darin er wohnt. Und
nur die Gemeinde als Gesamtes der Neuschöpfung ist die Braut Christi. Der damit
zusammenhängende Glanz ist nur in der praktizierenden Gemeinde vor Ort erlebbar.
So armselig eine Gemeinde auch ist, so liegt darauf dennoch der große Segen
Gottes. Wer das kapiert hat, der ist bereit, nach dem Vorbild zu leben, wie es
in Philipper 2,5 heißt: Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft
in Jesus Christus entspricht. Und da heißt es, dass sich Christus selbst
entäußerte und selbst erniedrigte. Und deshalb wurde er so hoch erhoben, ja zur
höchster Stelle, die es gibt. Und Christus sagt zu uns, Matthäus 20,26: Wer
unter euch groß sein will, der sei euer Diener und wer unter euch der Erste
sein will, der sei euer Knecht. Das gehört zur Besonderheit einer Gemeinde
dazu. Und das ist deshalb möglich, weil uns Christus das Größtmögliche
anvertraut hat. So fällt keine Perle aus unserer Krone, wenn wir in der
Gemeinde unser Bestes geben.
Drei Größen sind in diesem Text angesprochen: 1)
Vers 18: Wir dürfen im Namen Jesu binden und lösen. 2) Vers 19: Wir praktizieren
das gemeinsame Gebet, wodurch sehr vieles geklärt und gelöst wird. 3) Vers 20:
Christus garantiert uns seine Gegenwart gerade in der kleinen Schar der
Gemeinde.
1) Vers 18: Wir dürfen im Namen Jesu binden und
lösen. Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein,
und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Dabei
geht es immer um die Rettung des Menschen, niemals um seine Verurteilung. Bei
solchem Binden uns Lösen geht es um die Überwindung, um das Lösen vom Bösen; und um die Förderung,
um das Binden des Guten.
Schon im weltlichen Bereich werden in dieser
Richtung viele Anstrengungen aufgebracht bei der Erziehung im Elternhaus, in
der Schule und bei der Ausbildung. Es geschieht auch bei der Polizei, bei den
Juristen und den Gerichten. Ebenso geschieht das durch die Ärzte und die
Krankenhäuser. Aber in der Gemeinde, bei Gott, geht es noch eine Stufe tiefer.
Da wird die Wurzel, die Ursache alles Bösen ausgerottet. So geht es in der
Gemeinde weniger um Mitgliederwerbung, sondern um die Rettung, dazu uns
Christus alle Vollmachten anvertraut. Denken wir an das Gleichnis vom
Verlorenen Sohn. Der Vater musste ihn ins Verderben ziehen lassen. Das konnte
er nicht verhindern. Aber es war die Türe zur Heimkehr immer offen.
Vor unserem Text steht die Anweisung zur
Kirchenzucht. Und als die Jünger Jesu haben wir die Verheißung, mit auf dem
Richterstuhl Christi sitzen zu dürfen. Aber „vor“ dem Jüngsten Tag gilt das nur
für die Rettung des Menschen, nie um seine Verurteilung. Und bei jeder Rettung
wird der einzelne Mensch vom Bösen gelöst und an das Gute gebunden. Dazu haben
wir alle Vollmachten. So dürfen wir echte Aufbauarbeit leisten.
Für unsere Beziehung zum Nächsten gibt es eine
markante Aussage: Was ich im andern sehe, das entzünde ich in ihm. Das
gilt fürs Schlechte und fürs Gute. Und als Christen haben wir da natürlich das
Gute im Sinn. Und das gilt für unser tägliches Leben und was hier in Bezug auf
Binden und Lösen gemeint ist, für die „Seelsorge“. Und bei der Seelsorge geht
es um unser Seelenheil. Da können auch die schwierigsten Brocken gelöst werden.
Es ist wie bei unserer Gesundheit. Da ist Vorbeugung besser als Heilung. Das
kann man auch auf unser Seelenheil übertragen. Da ist Bewahrung besser als dass
man den größten Versuchungen unterliegt.
– Binden und Lösen –
2) Vers 19: Wir praktizieren das gemeinsame Gebet,
wodurch sehr vieles geklärt und gelöst wird. Das ist nun eine ganz andere Ebene
von Binden und Lösen, obwohl es um dasselbe Anliegen geht. Damit geschieht
diese vorhin genannte Bewahrung und Vorbeugung. Und das hat immer etwas mit
einer klaren Sichtweise zu tun, die in besonderer Weise uns im gemeinsamen
Gebet geschenkt wird. Schon in der Seelsorge wird das praktiziert. Da bitten
zwei um Lösungen, um Weiterführung, um Klärung, um Heilung, um Vergebung, um
das Neue Leben, um die Kraft, um die rechte Sicht und Einschätzung einer
Situation.
Vorausbedingung zum gemeinsamen Gebet ist natürlich
unser persönliches Gebet. Aber auch das gemeinsame Gebet will gelernt und
praktiziert sein. Und wie beim persönlichen Gebet geht es auch beim gemeinsamen
Gebet nicht darum, dass wir Gott unsere Anliegen klagen, sondern dass wir
Gottes Rat und Antwort empfangen. Und wenn das geschehen ist, dürfen wir darum
bitten. Dann schenkt Gott einen Weg, dass es auch geschieht. So ist unser
gemeinsames Gebet ein Ringen vor Gottes Angesicht um seine Weisung und Weiterführung.
Es ist weniger ein Vortragen all unserer Wunschlisten, die wir haben. Sondern
es ist mehr das Empfangen der Aufträge Gottes; sagen wir ruhig: es ist das
Empfangen der Wünsche Gottes, die er für uns hat. Dann verstehen wir auch, dass
darauf der Segen Gottes liegt, der zum Tragen kommt. Dann bleibt es nicht aus,
dass solche Bitten erfüllt werden.
So dürfen wir gerade auch durch das gemeinsame Gebet
uns von Gott führen und leiten lassen. Hierdurch dürfen wir die vielen, vielen
Hilfen Gottes für unsere Situationen der Reihe nach ergreifen und ausnützen.
Dabei benützen wir die ganz andere Dimension des verborgenen Lebens mit Gott
zur Klärung unserer Anliegen. Und was noch wesentlicher ist, Gott kann uns dadurch
für den Aufbau seines Reiches an unserer Stelle führen und leiten. Dazu schenkt
er uns offene Augen und Ohren, seine Vollmacht. - gemeinsames Gebet –
3) Vers 20: Christus garantiert uns seine Gegenwart
gerade in der kleinen Schar der Gemeinde: Wo zwei oder drei in Jesu Namen zusammen
sind, da ist er mitten dabei! So sind „zwei“ schon eine Gemeinde! Ist das
nicht unendlich tröstlich?!! Natürlich ist es schön, wenn wir viele sind, viele
wären. Aber das ist gar nicht so wichtig. Christus will zwar, dass viele seine
Erlösung ergreifen. Aber er ist realistisch genug und sagt, dass es immer
wenige sein werden, die sich zu einer Gemeinde halten. Matthäus 7,14: Wie
eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige
sind’s, die ihn finden! 9,37: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der
Arbeiter... 20.16: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Lassen
wir uns deshalb nicht betrüben, dass
wir wenige sind. Sondern nützen wir die Chancen und Möglichkeiten, die wir
Wenigen durch Christi Gegenwart haben. Es ist ja der mitten dabei, der im
Himmel und auf Erden alle Macht hat. Ist das nicht toll?!! Sonst haben nur die
das Sagen, die die Massen hinter sich haben. Und das gilt bei Gott nicht, oder
nichts.
Nach dem Hebräerbrief ist Christus „der“ Priester
nach der Ordnung „Melchisedek“!!! und nicht nach der Ordnung „Aarons“!!! Das übersehen
und übergehen sehr gerne die Größen unserer Kirchen. Aber für die kleine
Gemeinde hat das sehr viel zu sagen und zu bedeuten. Da spielt nicht mehr die Zahl
der Mitglieder eine Rolle, sondern viel mehr die Treue der einzelnen
Nachfolger, der wenigen praktizierenden Christen. Der Prophet Elia war einmal
total verzagt, weil er meinte, dass er alleine übrig geblieben wäre. Aber Gott
sagte ihm, dass noch 7.000 mit auf demselben Wege sind. Diese sog „Stillen im
Lande“ gibt es an vielen Orten, auch wenn es vor Ort oft nur zwei oder drei
sind.
Gott richtet es so ein, dass es gerade auf die zwei
oder drei ankommt. Durch sie will Gott seine Neuschöpfung weiter führen. Das
kann in einer Ehe geschehen, bei einem Hauskreis oder eben bei einer echten
Gemeinde. Zeigen wir hier unsere ganze Verantwortung. Da dürfen wir unseren
Beitrag sehr hoch schätzen ohne hochmütig zu werden. Ärgern wir uns nicht über
die Vielen, sondern erfreuen wir uns über die Wenigen, mit denen wir auf dem
rechten Weg sind.
Die Priesterschaft Melchisedek bedeutet, dass hier
alleine Gott am Werke ist und sich Menschen beruft, als seine Diener und Boten
zu wirken. Die Priesterschaft nach der Ordnung Aarons haben schon ihre
Berechtigung. Aber wenn sie Gott gebrauchen will, leben sie zusätzlich nach der
Ordnung Melchisedek. D.h. sie sind dann auf einen echten Gemeindeaufbau bedacht
und bilden sich weniger auf ihr Amt etwas ein.
Worin besteht die Vollmacht der Gemeinde? Wir
stellen uns dem, der im Himmel und auf Erden alle Macht, das Sagen hat:
Christus. Und er gibt uns die komplette Vollmacht zu all unseren täglichen Anliegen.
Auch wenn es nur zwei oder drei sind, die hier zusammen stehen können. So stellen
gerade sie das allgemeine Priestertum aller Gläubigen dar. So armselig solch
eine Gemeinde auch ist, so liegt darauf dennoch der große Segen und Glanz
Gottes. Denn wo zwei oder drei in Jesu Namen versammelt sind, da, nur da ist er
auch gegenwärtig.