PREDIGT: UNSER  GLAUBENSBEKENNTNIS

 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Was ist das? Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Was ist das? Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; damit ich sein eigen sei

und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Was ist das? Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr. “

 

Gibt es da einen Unterschied?: Ich glaube an den Dreieinigen Gott!  Oder: Ich glaube, dass es morgen ein schönes Wetter gibt! ??? Ja, da gibt es einen gewaltigen Unterschied. Man kann zwar beides nicht beweisen. Beim Wetter könnte es auch anders werden. Aber der Dreieinige Gott ändert sich nicht. Der Glaube ans Wetter ist ungewiss. Aber der Glaube an Gott ist eine sehr gewisse Angelegenheit. Das Wetter ist wechselhaft. Aber Gott ist eine feststehende Größe. Bei beiden ist gemeinsam, dass es heute noch nicht zu sehen ist. Solange wir auf Erden leben, ist Gott nicht zu sehen. Das Wetter kann man zwar vorher sagen, aber oft kommt es anders, als man zu wagen hoffte.

Beim Glauben an Gott gibt es die Glaubensgewissheit, die Glaubensstärke, die Glaubenszuversicht, die Glaubenshoffnung. Je mehr wir im Glauben stehen, umso mehr gibt es darin feste Stützen für unser persönliches Leben. Das bezeugen viele Glaubensgrößen, Glaubensväter und Glaubensmütter. Das bezeugt uns die ganze Heilige Schrift, die Bibel. Und das bezeugt uns jeder, der in diesem Glauben steht. Aber – wie gesagt – man kann diesen Glauben nicht beweisen, noch weniger kann man ihn vererben. Jeder Christ muss sich diesen Glauben selbst aneignen, erarbeiten, sich ihm anbefehlen, um darin zu wachsen und zu reifen. Dazu kann uns das Vorbild und Zeugnis eines Glaubensbruders oder einer Glaubensschwester sehr viel helfen. Dazu dient das Glaubensbekenntnis. Das ist der Sinn unseres Glaubensbekenntnisses. Es ist schön und gut, wenn wir im Gottesdienst unseren Glauben bekennen. Aber das sollte mehr ein Einüben sein, damit wir dann im Alltag das Zeug dazu haben, unseren Glauben bekennen zu können. Auch das will gelernt sein. Es gibt einen alten Leitsatz, der das klar ausdrückt: „Gib deinem Glauben eine Stimme, denn Glauben ohne Stimme ist stumm!“ So ist unser Glaubensbekenntnis eine Anleitung dazu, wie wir unseren Glauben bezeugen können; worauf es dabei ankommt; welche wesentlichen Punkte unser Glaube beinhaltet. Wer das beachtet, darum weiß, der lebt dann auch danach. Dessen Leben strahlt diese Glaubensgrößen und Glaubensaussagen aus. Denn wir wissen, es ist wesentlich, dass Wort und Tat in unserem Leben überein stimmen. Der andere merkt sofort, ob unsere Worte, unser Zeugnis auch unserem Verhalten entspricht. Geschieht das, dann nimmt er unser Zeugnis auch an. Geschieht das nicht, dann können wir sagen, was wir wollen, unser Nächster nimmt uns darin nicht ernst, geschweige denn, dass er uns als Vorbild nimmt. Unsere Vollmacht im Glaubensbekenntnis ist mit dem gekoppelt, dass wir selbst auch das alles ausleben. So können wir letztlich nur das bezeugen, was wir selbst erleben, erlebt haben.

Das vorformulierte Glaubensbekenntnis spricht alle wesentlichen Erlebnisse an, die wir Menschen mit Gott haben können. Und das ist zuerst einmal in drei große Erlebnisse unterteilt: 1) Gott ist unser Vater! 2) Jesus Christus ist Gottes Sohn. 3) Auch der Heilige Geist ist Gott. Obwohl es drei Personen sind, sind es dennoch nicht drei Götter, sondern nur ein Gott. Jeder ist davon ⅓-tel. Auch das ist ein Inhalt unseres Glaubensbekenntnisses, den wir bezeugen, aber nicht beweisen können.

 

1) Gott ist unser Vater. „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde!“  „Ich“ glaube .... Jeder einzelne Christ spürt am Anfang seines Glaubenslebens etwas von der liebenden Zuwendung Gottes. Nur das belebt sein Selbstwertgefühl. Da bekommt sein Leben wieder einen Wert. Da lohnt sich das Leben wieder. Damit beginnt ein ganz neuer Lebensabschnitt in seinem Leben. Er spürt, dass Gott da ist, ja für ihn da ist; dass Gott ihn will und liebt; dass Gott sein Schöpfer ist. Und er spürt etwas von der Größe Gottes. Bei dem einen war es eine Bewahrung, beim anderen ein Gesund- Werden, oder irgend ein anderes besonderes Erlebnis. Manche wachsen und reifen langsam mit dieser Erkenntnis. Aber was allen gemeinsam ist, das ist die Erkenntnis der Größe Gottes und dass er ganz persönlich von Gott geschaffen worden, von Gott  gewollt und geliebt ist. Das bekennen wir im ersten Teil unseres Glaubensbekenntnisses.

Gerade darauf muss ein Mensch erst stoßen, dass es dieses liebende Vaterherz Gottes gibt; dass der große Gott, der den Makro- und Mikro Kosmos geschaffen hat, ein Auge auf ihn wirft; dass sich Gott gerade für ihn interessiert. Wie viele laufen wie der „Verlorene Sohn“ von Gott weg. Wie viele haben nur Vorwürfe und Anklagen, wenn es um Gott geht. Wie viele wollen mit Gott gar nichts zu tun haben. Sie meinen, Gott ist sehr ungerecht, hart und sehr weit von uns entfernt. Sie meinen, Gott interessiert sich gar nicht für unsere Anliegen, Fragen, Probleme und Nöte. Aber das ist natürlich ein Trugschluss sondergleichen. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Er will uns reich beschenken. Er will, dass wir überglücklich sind und leben. Er möchte uns den höchsten Lebensinhalt, die höchste Freude, Erfüllung, Seligkeit und Herrlichkeit zukommen lassen. Dazu möchte er zu uns eine Lebens- und Vertrauensbeziehung aufbauen. Dazu schenkt er uns seinen Segen, seine Schätze, ja sich selbst.

Und der Mensch, der das annimmt, spürt so langsam, dass er wahrhaftig die Krone der Schöpfung ist, einzigartig, vollwertig und die volle Gottes- Kindschaft besitzt. Das bekennen wir im ersten Teil des Glaubensbekenntnisses: Gott ist unser Vater, der Allmächtige und Schöpfer.

 

2) Jesus Christus ist Gottes Sohn. So allgemein glauben an Gott viele, auch alle Religionen und Sekten. Aber wir Christen bekennen auch Jesus Christus, wovon wir auch unseren Namen haben und das unterscheidet uns von den Religionen und Sekten. An ihm scheiden sich die Geister! Das gilt im Großen und im Kleinen! Da wir aber nicht Richter über unsere Nächsten sind, - das ist allein Gott vorbehalten -, gilt das zuerst einmal uns ganz persönlich.

Wenn einer ein praktizierender Christ geworden ist, dann erlebt und bekennt er zweierlei: a) dass Jesus sein Erlöser ist und b) dass er zu seinem Vorbild geworden ist!

a) Erlöser: Jesus vor 2000 Jahren war gleichzeitig ganz Mensch und ganz Gott. Das kann man nicht beweisen, sondern nur glauben und bezeugen. Aber deshalb wurde er ja zu unserem Erlöser; d.h. nur er kann die Trennung aufheben, die es normalerweise zwischen Gott und uns gibt. Nur er kann uns den Weg ins Paradies, in den Himmel Gottes zeigen und führen. Am Kreuz starben damals sehr viele. Das Besondere an Jesus ist, dass der Sohn Gottes am Kreuz starb und damit alle Sünden sühnte! Im Alten Testament wurden durch die Tieropfer die Sünden versiegelt. Da wurden die Sünden - als Bild – in einen Sack verwahrt und versiegelt. All diese Säcke öffnete Jesus am Kreuz und sie wurden aus der Welt geschafft. Und das gilt bis herein in unsere Tage, ja bis zum Jüngsten Tag. Jeder praktizierende Christ erlebt diese Erlösung und kann es bekennen und bezeugen.

b) Jesus ist unser Vorbild, weil wir ein Leben mit Jesus Christus führen dürfen. Es heißt ja, dass er in uns eingeht und das Steuer und Ruder unseres Lebens übernimmt. Und es heißt gleichzeitig, dass wir ganz in ihm leben dürfen. Also: Er ist in uns und wir sind in ihm! Es heißt, dass er uns eine Neugeburt schenkt, mit dem ein total neues Leben beginnt und wir ins Buch des Lebens eingetragen werden. Gerade damit verbunden ist, dass er unser Herr und Meister ist. Vieles, was in den Evangelien beschrieben ist, ist für uns ein Vorbild auch für unser Verhalten, für unser Handeln. Er ist der Sachverständige für alle unsere Lebensfragen und Anliegen. Gerade dafür ist er der Generalbevollmächtigte Gottes, der im Himmel und auf Erden alle Macht besitzt. So besprechen wir mit ihm alles, was es zu besprechen gilt. Seine Meinung und Weisung ist uns wesentlicher als die Meinung des besten Freundes. Gerade er öffnet uns die Lebensquelle und den Lebensstrom Gottes, von dem wir Gnade um Gnade nehmen können. Das steht uns immer zur Verfügung. Da wird unser Lebenshunger und Lebensdurst gestillt. Unser innerer Mensch kommt zur vollen Entfaltung und gibt uns die göttlichen Reize für all unser Tun und Lassen. Das alles bekennen wir von Jesus Christus.

 

3) Auch der Heilige Geist ist Gott. Würde es ihn nicht geben, dann gäbe es für uns keine Beziehung zu Gott. Er gibt uns das göttliche Zeugnis für unseren Geist. Er erforscht alle Tiefen und Höhen der göttlichen Dimensionen und lässt uns daran teilhaben. Für uns ist er letztlich der wichtigste Teil von Gott, obwohl er ganz zurück tritt, weil er uns die Größe von Gott dem Vater und dem Sohn aufschlüsselt.

Eine ganz wichtige Aussage über ihn ist: „Nicht wir haben den Heiligen Geist, sondern er hat uns!“ Viele missachten diese Aussage, was sehr schade ist. Da gilt es, nichts vom Zaun zu brechen. Und doch haben wir das innere Hören auf das Reden und Wirken des Heiligen Geistes sehr nötig. Denn gerade er öffnet unsere inneren Augen, Ohren und das Herz. Ohne ihn würde da in unserem Leben nichts laufen, nichts geschehen. Deshalb ist in diesem Teil des Glaubensbekenntnisses alles zusammen gefasst: die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Er knüpft in uns die dazu nötige Verbindung. Er ist die sehr bewegte Daten- Autobahn, die wir im Gebet benützen dürfen und können. Er schlüsselt uns das Geheimnis des Wortes Gottes auf. Er zeigt uns die momentanen Chancen Gottes in unserem Alltag, in unserer Situation.

Im Alten Testament wussten nur die Propheten um den Heiligen Geist; im Neuen Testament dürfen alle Christen, die die Neugeburt erlebten, unter der Führung des Heiligen Geistes stehen. Er schenkt uns das, was wir so allgemein als das sog. „Geistliche Leben“ bezeichnen. Und gerade in unserem Alltag hat dieses geistliche Leben eine ganz besondere Vorrangstellung. Durch den Heiligen Geist werden uns die Geheimnisse und Schätze Gottes erschlossen. Gerade er ist die „pragmatische“ Größe Gottes. Er zeigt uns, wie wir der größten vorhandenen Realität leben können, die uns sonst verschlossen bleiben würde, die Realität der Ewigkeit, des Unvergänglichen, des Unsichtbaren und Ungreifbaren. Er weist uns in das Geheimnis Gottes ein, das zwar zu unseren Lebzeiten ein Geheimnis bleibt, das aber zu unserem persönlichen Geheimnis wird. Auch davon kann man ein Zeugnis, ein Bekenntnis abgeben, auch wenn das nur ein Stottern und ein Ringen nach Worten ist.

 

Unser ganzes Glaubensbekenntnis sollte nicht ein Herunterrattern von gelernten Sätzen sein. Sondern es sind Glaubensaussagen, die uns zum Glauben ermuntern. Hinter jedem Satz steht eine große Wirklichkeit Gottes, die wir der Reihe nach als die größte Realität erleben dürfen. Nur das eröffnet uns den letzten Sinn unseres Daseins auf dieser Erde. Nur das ermöglicht uns, in rechter Weise unseren Alltag zu gestalten. Dann haben wir auch keine Scheu mehr, davon ein Bekenntnis und Zeugnis abzulegen. Gott bekennt sich dazu, sodass andere zum Glauben ermutigt werden.