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Kaufet die Zeit aus!

(Epheser 5,16)

 

Das Kalenderjahr nimmt zwar die kirchlichen Feste mit auf, ist aber von dem abhängig, das wir Menschen tun: unsere Vorhaben, Planungen, Termine, Versorgung, Absicherung, Besitzstandwahrung, udgl.

 

Das Kirchenjahr hat seinen eigenen Rhythmus und ist von dem abhängig, das Gott getan hat, das er weiterhin zu tun vor hat und er auch unsere Zukunft prägen und gestalten will.

 

Es beinhaltet die jährlich wiederkehrende, festgelegte Abfolge kirchlicher Feste und Feierlichkeiten in dem von Christen geprägten Kulturkreis. Es beginnt mit dem 1. Advent und endet mit dem „Letzten Sonntag des Kirchenjahres“, dem Ewigkeits- oder Totensonntag.

 

Es nimmt im Jahreszyklus das Leben Jesu von der Geburt bis zur Auferstehung gedanklich auf und teilt es in entsprechende Abschnitte. Die Zeitabschnitte schließen feststehende und bewegliche Festtage ein.

 

Mit Christus ist die Zeit des Heils angebrochen, die mit seiner Wiederkunft vollendet werden wird. Jeder „Sonn-Tag“ erinnert an die Auferstehung Jesu von den Toten. Er ist das wahre Licht, die „Sonne“, die nicht untergeht.

 

 

 

Den einzelnen Festen entsprechen bestimmte liturgische Farben: weiß, violett, grün, rot und schwarz. Jedem Sonntag sind ein Wochenspruch, ein entsprechendes Wochenlied, sechs Predigttexte (zur Abwechslung)  und der Wochenpsalm zugeordnet.

 

So ist der Sinn des Kirchenjahres, die Fülle der großen Taten Gottes im Laufe eines Jahres zu entfalten und regelmäßig zu begehen. Es ist gut, wenn die damit verbundenen Inhalte und ihre Bedeutung in uns nicht verblassen. Das dient als Erinnerung, Mahnung und Hilfe für uns selber und auch dazu, dass wir es anderen Menschen, die dazu keine Beziehung mehr haben, wieder nahe bringen und lieb machen können.

 

Im Evangelischen Kirchengesangbuch ab der Seite 1588 findet man den Liturgischen Kalender, darin alle wesentlichen Feste mit Wochenspruch, Evangelium- und Epistellesung, Wochenlied, Wochenpsalm und der liturgischen Farbe aufgezeichnet sind.

 

 

Gliederung des Kirchenjahres:

 

Das Kirchenjahr enthält zwei große Festkreise, die in der evangelischen und katholischen Kirche weitgehend übereinstimmen. Das orthodoxe Kirchenjahr ist ähnlich aufgebaut, beginnt jedoch am 1. September.

Im Kirchenjahr gibt es wenige feststehende Tage: Weihnachten am 25. Dezember, Epiphanias am 6. Januar, Michaelis am 29. September, Reformation am 31. Oktober. Alle anderen Festtage sind beweglich.

 

v  Weihnachtsfestkreis! Dieser wird von zwei feststehenden Terminen geprägt: Weihnachten am 25. Dezember und Epiphanias am 6. Januar.

 

v  Osterfestkreis! Ostern ist das älteste und wichtigste kirchliche Jahresfest, das Fest der Auferstehung Christi. Im Jahre 325 n.Chr. legte der Bischof von Rom den Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond fest. So kann Ostern zwischen dem 21. März und dem 24. April stattfinden.

 

v  Während der langen Trinitatiszeit hat jeder Sonntag ein bestimmtes Thema, das man aus dem Wochenspruch und den Lesungen ersehen kann. Gemäß der Jahreszeit wird auch Erntedank gefeiert und der Toten des letzten Jahres gedacht.

 

v  Darüber hinaus sind einzelne Kalendertage bestimmten Persönlichkeiten, Heiligen oder kirchengeschichtlichen Ereignissen gewidmet (Reformation, Kirchweihfeste), die sich zwischen den Konfessionen jedoch stark unterscheiden. 

 

 

 

Übersicht des Kirchenjahres:

 

 

Weihnachtszeit:

 

·      Vier Adventssonntag, dabei kann der 4. Advent auf den 24.12. fallen.

·      24. Dezember: Heiliger Abend

·      25. Dezember: 1. Christtag

·      26. Dezember: 2. Christtag

·      6. Januar: Epiphanias; die 5 Sonntage nach Epiphanias können entfallen, aber nicht der letzte Sonntag nach Epiphanias.

 

 

 

 

Sonntage vor der Passionszeit (Vorfastenzeit):

 

·      Septuagesimä (ca. 70 Tage vor Ostern)

·      Sexagesimä (ca. 60 Tage vor Ostern)

·      Estomihi („Sei mir ein starker Fels“)

 

 

Passionszeit:

 

·      Aschermittwoch (ca 7 Wochen vor Ostern)

·      Invokavit („Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören.“)

·      Reminiscere („Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit.“)

·      Okuli („Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“)

·      Lätare („Freuet euch mit Jerusalem.“)

·      Judica („Gott, schaffe mir Recht.“)

·      Palmsonntag (Einzug Jesu in Jerusalem)

·      Gründonnerstag (Abendmahl)

·      Karfreitag (Sterben Jesu)

 

Osterfestzeit:

 

·      Ostersonntag

·      Ostermontag

·      Quasimodogeniti („Wie die neugeborenen Kindlein“)

·      Misericordias Domini  („Die Erde ist voll der Güte des Herrn.“)

·      Jubilate („Jauchzet Gott, alle Lande!“)

·      Kantate („Singet dem Herrn ein neues Lied!“)

·      Rogate („Betet!“)

·      Christi Himmelfahrt am Donnerstag (40 Tage nach Ostern)

·      Exaudi („Herr, höre meine Stimme!“)

·      Pfingstsonntag (50 Tage nach Ostern)

·      Pfingstmontag

 

 


Trinitatiszeit:

 

·      Trinitatis (Dreifaltigkeitssonntag)

·      Hier sind bis zu 24 Sonntage nach Trinitatis möglich, ohne die drei letzten Sonntage im Kirchenjahr gerechnet.

·      Israelsonntag am 10. Sonntag nach Trinitatis

·      Michaelistag am 29. September

·      Erntedankfest (Sonntag nach dem Michaelistag)

·      Reformationstag am 31. Oktober

·      Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

·      Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres (Volkstrauertag)

·      Buß- und Bettag (Mittwoch)

·      Letzter Sonntag des Kirchenjahres (Ewigkeitssonntag - Totensonntag)

 

 

 

 

 

Die liturgischen Farben:

 

Die liturgischen Farben, die den Festen im Jahreskreis zugeordnet sind, bestimmen die Farbe der Paramente an Altar und Kanzel.

 

v Weiß bedeutet die Freude an Christus: Weihnachten, Epiphanias, Ostern, Himmelfahrt, Trinitatis, Michaelis, Ewigkeitssonntag

v Violett bedeutet Vorbereitung und Buße: Adventszeit, Passionszeit, Buß- und Bettag.

v Rot bedeutet Heiliger Geist, Kirche: Pfingsten, Kirchweihe, Reformation, Konfirmation.

v Grün bedeutet Wachsen und Reifen: Epiphaniaszeit, Vorfastenzeit, Trinitatiszeit, Erntedankfest.

v Schwarz bedeutet Trauer: Karfreitag, Beerdigungen.

 

 


Die einzelnen Feste:

 

Advent: Advent heißt Ankunft und auch Zukunft. Im Altertum bezeichnete dieser Ausdruck den Besuch eines neuen Herrschers in seiner Stadt. Für Christen sind es die vier Wochen am Anfang des Kirchenjahres, die auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Jeder Sonntag hat sein Thema. Der Erinnerung an Jesu Einzug in Jerusalem (1. Advent) folgt der Ausblick auf seine Wiederkunft am Ende der Zeiten (2. Advent). Zwei biblische Gestalten stehen als Vorbilder vor uns: der herbe Bußprediger Johannes der Täufer (3. Advent) sowie Maria, die Mutter Jesu (4. Advent). Die Geschäftigkeit vieler Festvorbereitungen hindern oft die doch so nötige Einkehr und Besinnung in diesen Tagen. Wie steht es mit unseren Erwartungen für das eigene Leben, für Familie und Freundschaft, für unser Miteinander? So ist die Adventszeit in vielfältiger Weise eine Zeit der Erinnerung und der Erwartung, der Bereitung und der Buße.

 

Weihnachten: Es umfasste ursprünglich die zwölf „geweihten“ Nächte. Sie beginnen mit der Nacht zum 25. Dezember, in der Jesu Geburt gefeiert wird, und dauern bis zum 6. Januar, Epiphanias (Erscheinung) genannt. Weil man keinen genauen Geburtsdatum Jesu kennt, hat der Termin des Christfestes symbolische Bedeutung. In der dunkelsten Zeit des Jahres (Wintersonnenwende) bekennen Christen mit diesem Fest: in Jesus ist das Licht der Welt erschienen. Gott ist mit diesem Kind in der Krippe auf unsere Welt gekommen. Weil er das größte Geschenk Gottes an uns ist, wurde daraus ein großes Familienfest des Schenkens. Es verweist auf die große Zuwendung Gottes, Johannes 3,16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, ....!“ Von dieser Liebe soll auch unser menschliches Miteinander bestimmt sein.

Gott wurde Mensch, damit Menschen Kinder Gottes werden. Auf diese Formel hat die christliche Theologie das weihnachtliche Festgeheimnis gebracht. Man spricht von dem „wunderbaren Tausch“, der sich dabei vollzieht.

Epiphanias: In den Kirchen des Ostens wird an diesem Tag Weihnachten gefeiert. Bei uns verweist dieses Fest auf die herrliche, lichtvolle Seite des Kommens Jesu hin. Die drei Weisen (Sternforscher) aus dem Morgenland kommen, weil sie in diesem Kind den neuen König sehen, der eine neue Königsherrschaft aufrichtet. Sie huldigen ihm mit königlichen Geschenken. In der Epiphaniaszeit wird die Machtfülle des Gottessohnes in den Mittelpunkt gestellt. Somit bringt Jesus: Licht, Klarheit und Freude auch in das Leben des einzelnen Glaubenden. Am letzten Sonntag nach Epiphanias steht deshalb die Verklärung Jesu vor uns.

 

Vorfastenzeit: Nur die evangelische Kirche feiert diese Zeit, die der Passionszeit vorgestellt ist. Hier wird sehr deutlich die „Nachfolge“ betont, mit der sehr viele Erlebnisse verbunden sind. Gott öffnet uns die Augen, Ohren und das Herz für seine Werte, die uns als Christen sehr viel bedeuten.

 

Passionszeit: Ein unübersehbares Kennzeichen des Weges Jesu ist seine Bereitschaft, Leiden auf sich zu nehmen. Er nimmt unsere Schuld und unser Versagen, unsere Begrenztheit, Vergänglichkeit und unseren Tod auf sich. Und das geht bis zum schmachvollen und quälenden Sterben am Kreuz. Dass dies in Einklang mit dem Willen Gottes geschieht, ist für viele Religionen, Weltanschauungen und Philosophien nicht nur unverständlich, sondern anstößig. Aber wir Christen erkennen gerade darin die Zuwendung Gottes zu uns Menschen, seine Versöhnung und die Überwindung von Sünde und Tod.

In diesen 40 Tagen ab Aschermittwoch begleiten wir Christen in liturgischer Art den Weg Jesu nach Jerusalem. Wir bedenken, was das für unsere Hingabe und Nachfolge bedeutet. Es ist für uns eine Zeit des Fastens, des Verzichtes, der Selbstprüfung, der Läuterung und der Umkehr.

 

Ostern: Die Feier der Auferstehung Christi ist die innere Mitte des Kirchenjahres und das Zentrum unseres christlichen Glaubens. Es gibt den alten Osterruf, bei dem der Liturg ausruft: „Halleluja! Der Herr ist auferstanden! Halleluja!“ Die Gemeinde antwortet darauf: „Halleluja! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“ In den Ostkirchen wird sogar ein Ostergelächter angestimmt, mit dem der Tod ausgelacht wird.

Die Dauer des Festes geht über Himmelfahrt (40 Tage Nach Ostern) bis Pfingsten (50 Tage nach Ostern). Mit der Auferweckung des Gekreuzigten feiern wir die Überwindung des Sündenfalles, die Erneuerung der Schöpfung und die Befreiung von Sünde, Tod und Teufel. Mit der Auferstehung Jesu ist uns ein neues Leben eröffnet. Das gibt uns Grund zur Freude (Jubilate), zum Singen (Kantate) und zum Beten (Rogate). Mit der Himmelfahrt Christi wird deutlich, dass seine Gegenwart nun nicht mehr der Beschränkung nach Raum und Zeit unterworfen ist, sondern dass er „alle Tage bis an der Welt Ende“ bei uns ist. 

Dieses Fest wurde uns Christen so wichtig, sodass wir statt dem Samstag den Sonntag als Feiertag begehen und dabei an jedem Sonntag ein kleines Osterfest begehen.

 

Pfingsten: Es ist der Abschluss der Osterzeit, aber auch ein eigenständiges Fest. Es erinnert an die Sendung des Heiligen Geistes auf die erste Gemeinde in Jerusalem. Es ist der Geburtstag der Kirche, der Gemeinde Jesu Christi auf dieser Erde. Während im Alten Testament nur die Propheten und besonders Erleuchtete den Geist Gottes bekamen, so stehen alle praktizierende Christen seit Pfingsten unter der Führung des Heiligen Geistes. Seitdem gibt es das allgemeine Priestertum aller Gläubigen (1. Petrus 2,9). Damit daraus kein Wildwuchs entsteht, gilt es zu bedenken, dass nicht wir den Heiligen Geist haben, sondern dass der Heilige Geist uns hat.

 

Trinitatis (Fest der Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit Gottes):  Gott kennen wir als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es sind keine drei Götter, sondern jeder ist ein Drittel des Ganzen. Dieses Fest mit der Nachfolgezeit ist keinem konkreten, heilsgeschichtlichen Ereignis zugeordnet, sondern es beinhaltet bestimmte Themen unseres christlichen Glaubens.

Mit diesem Fest beginnt eine längere Zeit mit den „Sonntagen nach Trinitatis“. Dabei wird das entfaltet, was es heißt, als Gemeinde Jesu in unserer Zeit bis zur Vollendung auf dem Weg zu sein. Wir dürfen aus dem Glauben unser Leben gestalten. Das geschieht in der Verantwortung vor dem Schöpfer, in der Nachfolge Jesu und im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes. Dazu hat jeder einzelne Sonntag ein Thema, wie wir uns als Christen verstehen und verhalten.

 

Kirchenjahrende: Die drei letzten Sonntag des Kirchenjahres haben vor allem die Vollendung der Neuschöpfung Gottes im Blickfeld. Hoffnungsvoll schauen wir auf eine von Gott geschenkte Vollendung, wo „weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr sein wird!“ (Offenbarung 21). Die Hoffnung des ewigen Lebens eröffnet uns einen Horizont, den die Ungläubigen nicht kennen. So haben wir trotz Angesicht dunkler Zeiten Zuversicht und Ermutigung. So singen wir, EG 147,3: „Gloria sei dir gesungen mit Menschen- und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön. Von zwölf Perlen sind die Tore an deiner Stadt; wir stehn im Chore der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.“