Gedanken zu Pfingsten

 

 

Der dritte Glaubensartikel: Von der Heiligung

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferste­hung der Toten und das ewige Leben.

Was ist das? (Auslegung Luthers:)

Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; son­dern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, er­leuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.

 

Was bewirkt der Heilige Geist?

 

Dem Todesgesetz der Sünde tritt ein stärkeres Gesetz befreiend ent­gegen: das Gesetz des Geistes! Dessen Energie, die am Ostersonn­tag zutage trat, hebt alle anderen Gesetzmäßigkeiten aus den An­geln. Dem ungesunden Reizklima sind wir enthoben und erleben das gesunde Klima der Atmosphäre Gottes. Damit sind neue ethi­sche Werte verbunden.

Der heilige Geist zeigt uns die normalerweise verborgenen Bewe­gungen des Reiches Gottes mit Gott Vater und Jesus Christus.

Gäbe es nicht den Heiligen Geist, dann wüssten wir höchstens etwas von dem historischen Jesus, aber nichts von einem heute lebendigen Jesus, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat.

Durch den Heiligen Geist haben wir große Hoffnungen für ein Le­ben, das heute schon Realität ist.

Er vermittelt uns, was die von Jesus erworbene Rettung und Erlö­sung für unseren Alltag bedeutet. Er bewirkt das Geschenk des Un­verhofften, Unerwarteten und uns unmöglich Erscheinenden. Er lässt uns die Chance des Augenblicks erkennen und ausnützen. Er vermittelt uns die Vorhaben Gottes in unserer Zeit. So viele Miss­stände es gibt, so viele Lösungen und Sublimationen gibt er uns.

Wir wissen um das Reden und Wirken des Heiligen Geistes! Schwärmer koppeln dies von der Schrift und vom Kreuz ab. Aber gerade der Heilige Geist öffnet uns das Verständnis für die Schrift und den Sinn aller Kreuze und allem Schweren. Er beschönt nichts und zeigt uns die harten Fronten der Sünde und des Todes. Aber er stellt uns auf die Seite der Überwinder und Sieger.

» Geist «  =  » Wind « (Johannes 3,8) ! Mit Gottes Wind im Rücken fahren wir zügig zielwärts weiter und voran. Luther: Der Geist Gottes weht, wo er will. Er ist wie ein Platzregen, der heute hier und morgen dort nieder geht. Das ist dynamisch und nicht statisch gemeint. D.h. nicht wir bestimmen, was er zu tun hat, sondern wir lassen uns von ihm bestimmen und dorthin mitnehmen, wo er es will. Nicht wir haben den Heiligen Geist, sondern der Heilige Geist hat uns.

Der Heilige Geist bewirkt die Vielfalt der Gemeinde. Diese er­weckt, stützt und fördert er. Eine Kirche ohne den Heiligen Geist ist wie ein Kraftwerk, das still steht und keinen Strom produziert; oder wie ein Auto ohne Kraftstoff.

 

Der Heilige Geist bewirkt unser geistliches Leben!

 

1 Korinther 3,16; 6,19: Unser Leib darf zum Tempel des Geistes werden!

Die größten Werte unseres geistlichen Lebens sind die Gotteskind­schaft und das Erbe Jesu.

Unser Leben aus dem Geist Gottes beinhaltet unsere ganz persönli­che Beziehung zu Christus. Er schenkt uns eine starke Christusprä­gung, die nur die Eingeweihten, Insider, mitbekommen. Er lässt uns über den normalen Horizont des Lebens hinausschauen. Diese geistlichen Qualitäten sind nicht mit den weltlichen Maßstäben zu ermitteln und zu erfassen.

Geistliche Aussagen sind dem Sichtbaren und Greifbaren überge­ordnet. Sie sind geprägt von der Faszination des Schöpfers mit sei­ner Neuschöpfung. Da kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. In selbstverständlicher Art und Weise dürfen wir den neuen Stand der Gotteskindschaft leben und das damit verbundene Erbe antreten. So nach und nach erobern wir uns diese Inhalte und bewe­gen wir uns im Vaterhaus Gottes. Nichts ist uns da vorenthalten. Es gehört uns alles, was Gott gehört. Wir kennen uns in der Gesinnung Gottes aus. Jeder Christ hat seinen ganz speziellen Platz, den er auch ausfüllen darf.

Heilsgewissheit = die Gewissheit der Kinder Gottes mit einer kö­niglichen Freiheit. Wir sind hoffähig bei Gott. Wir haben die kühn­ste Erlaubnis, ganz mit der Fürsorge Gottes rechnen zu dürfen. Wir wissen, dass auf ihn Verlass ist. Diese Abhängigkeit ist nie bedrückend, sondern befreiend und erfreulich. Gottes Energie treibt und führt uns.

Unser Leben wird reich beschenkt, wenn wir geistlich, auf Gott be­zogen, leben, Dann bewegt und durchwirkt uns Gottes neuer Geist. Unsere Bereitschaft zum geistlichen Leben stellt zuerst einmal eine Grundentscheidung dar mit täglich bereitwilligen Kurskorrekturen.

Die Regierung des Geistes beeinflusst unsere ganze Lebensführung. Dies befreit uns vom gottfernen Leben und schenkt uns ein gottna­hes Leben. Die Früchte des Geistes nach Galater 5: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit, Kreuzigung des Fleisches samt den Leidenschaften und Begierden.

Dieses Leben nach dem Geiste Gottes eröffnet uns in rechter Weise all das, das wir uns Menschen im Streben nach dem Schönen, Herr­lichen, Erfreulichen und Paradiesischen wünschen.

Gerade wir Christen wissen um die Zwiespältigkeit zwischen dem Gesetz der Sünde und des Geistes. Das macht uns immer wieder zu schaffen (Alter und Neuer Adam). Aber wir verschreiben unser Le­ben dem Gesetz des Geistes. So darf das Gesetz der Sünde kein Eigenleben mehr entwickeln. Die Ketten dazu sind wahrhaftig zer­rissen. Aber es gilt schon, ständig auf der Hut zu sein; geistliche Sublimation zu pflegen. Dann ist das Fleischliche dem Geistlichen in rechter Weise untergeordnet. Dann ist unser Leib, der natürlich sein Recht verlangt, der Träger unseres geistlichen Auftrages. Und wir meiden alle fleischlichen Ausschweifungen.

» Heilige « sind nicht besonders fromme Menschen. Gerade sie ste­hen mitten im Leben. Aber sie wissen um das Wirken des Heiligen Geistes. Ihr Lebensschiff wird vom Wind des Heiligen Geistes ge­trieben.

 

Drei starke Erlebnisse: Befreiung - Konfliktbewältigung - Vollen­dung!

 

Das » Alte « erledigt sich; dem » Neuen « leben wir; das » Ewige « erwarten wir.

Durch den Heiligen Geist wissen wir erst, was Leben ist, was es für uns bedeutet und was wir tun dürfen. Es steht eine neue Zukunft vor uns. Unser ganzes Leben besitzt eine starke Hoffnung.

Die Spannungen des Lebens bleiben bestehen, aber die Lösungen und der Ausgang schenkt uns der Heilige Geist. Er stellt uns in das Kraftfeld Jesu. Gott setzt uns in Aktion.

Wir unterliegen nicht mehr dem Drang nach Leistung und Absicherung. Sondern wir sehen unser Leben und Wirken in dem größeren Zusammenhang des Aufbaues des Reiches Gottes.

Keiner hat alles, aber jeder hat etwas. Wir dürfen unsere von Gott bekommenen Gaben erkennen und einsetzen. Dann trägt letztlich unser Leben den Stempel und die Unterschrift Gottes. Wir experi­mentieren nicht, sondern wir sind Geführte durch den Heiligen Geist.

Das Böse dürfen wir mit Gutem überwinden. Jesus verschlingt den Tod in seinen Sieg. Es darf sich alles in gesunder Weise entwickeln. Gott will nicht unseren Untergang, sondern unser Überleben. Er will, dass uns das Leben gelingt, dass das Leben weiter geht und eine Zukunft hat, die sich lohnt. Er lässt uns nicht verzweifelt zap­peln, sondern in großer Zuversicht leben und wirken. Er will, dass wir uns in allen Lebenslagen zurechtfinden.

Christen kennen keine Kirchenlangeweile; Kirchenverdrossenheit und Kirchenmüdigkeit. Sie nützen allezeit die Chancen Gottes.

Tägliche Frage an uns: Leben wir wie die Kinder dieser Welt oder wie die Kinder Gottes? Erst mit unserem Tode sind wir von dieser Frage erlöst. Auch bei uns lauern täglich die Ungeister vor unserer Lebenstüre und wollen Einlass. Nur mit dem Geistlichen Leben können wir diese abwehren. Das ist echte Sublimation in der Bewältigung unseres Lebens.

Leben wir in der Fleischverhaftung oder in der Geistesleitung? Fleisch und Geist sind unversöhnliche Gegensätze (Gal 5,16ff). Die Werke des Fleisches bilden vier Gruppen: leibliche Verwilderung, Götzendienst, Kette des Hasses und Unmäßigkeit in vielen Angelegenheiten. Man will alles für sich selbst behalten und genießen (Selbstfindung).

Werden wir mit der Welt fertig oder wird die Welt mit uns fertig? Sind wir welthörig oder geisthörig?

Ein Leben unter dem Heiligen Geist kennt keinen Automatismus. Es ist unsere ganze Achtsamkeit und Wachheit gefragt.

Lassen wir nie unsere Herzensverbindung zu Gott abreißen. Eigenmächtigkeit und Gleichgültigkeit sind große Gegner solches Lebens aus Gott.

Mit dem Neuen aus Gott kann man sich nur beschenken lassen. Aber dieses Geschenk will täglich angenommen sein. Es fällt uns nicht in den Schoß. Nie wird es uns aufgezwungen. So besteht unsere Kunst darin, dieses Geschenk Gottes in rechter Weise zu ge­brauchen.